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WM 2022: Peinliches Ende einer Mogeltruppe - beim DFB darf kein Stein auf dem anderen bleiben

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WM 2022: Peinliches Ende einer Mogeltruppe - beim DFB darf kein Stein auf dem anderen bleiben

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Peinliches Ende einer Mogeltruppe

Deutschland scheitert nach 2018 erneut bereits in der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft. Trotz eines Sieges gegen Costa Rica. Das DFB-Team blamiert sich über weite Strecken des Turniers. Ein Kommentar von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk.
Trotz eines 4:2-Erfolgs gegen Costa Rica ist Deutschland in der WM-Vorrunde ausgeschieden. Kapitän Manuel Neuer äußert sich über mögliche Rücktrittsgedanken.
Pit Gottschalk
Deutschland scheitert nach 2018 erneut bereits in der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft. Trotz eines Sieges gegen Costa Rica. Das DFB-Team blamiert sich über weite Strecken des Turniers. Ein Kommentar von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk.

Sonntag war der erste Advent, und in Deutschland gehen die Lichter aus - trotz 4:2 gegen Costa-Rica. Die Nationalmannschaft leistete wirklich Historisches: Es ist das zweite Vorrunden-Aus bei einer Weltmeisterschaft in Folge. Nur in letzter Sekunde wurde vermieden, dass der DFB in 92 Jahren WM-Geschichte erstmals kein einziges Spiel in der Vorrunde gewann. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

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Das WM-Aus 2022 ist das peinliche, das beschämende, das unerwartete Ende einer Mogeltruppe. Nichts hat gestimmt. Nicht die Abwehr. Nicht die Mentalität im Mittelfeld. Nicht die Außenpositionen. Nicht der Sturm. 1:2 gegen Japan, 1:1 gegen Spanien und jetzt 4:2 gegen Costa Rica. Wer meint, mit halber Kraft eine WM bestreiten zu können, verdient sein Aus. (EINZELKRITIK: Note 6 für Müller - wenige Lichtblicke)

Zur Tagesordnung übergehen darf jetzt niemand. Das deutsche Team war ja nicht schwach aufgestellt. Zum WM-Kader gehörten Spieler, die schon die Champions League gewonnen (die Bayern-Profis und Kai Havertz) und die Premier League dominiert haben (Ilkay Gündogan). Und die schon Weltmeister waren (u.a. Manuel Neuer und Thomas Müller). (NEWS: „Liebe Leute, vielen Dank“: Müller deutet Rücktritt an)

Peinliche Auftritte für den DFB

Offensichtlich gelang es nicht, aus der Sammlung von Einzelkönnern ein schlagfertiges Team zu formen. In zwölf Länderspielen im Jahr 2022 spielte Deutschland nur zweimal zu Null - gegen die Fußballzwerge Israel und Oman. Berauschenden Spielen wie gegen Italien (5:2) folgten zu häufig peinliche Auftritte wie gegen Ungarn (0:1). (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

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Unbeständigkeit und Unvermögen sind ungewöhnlich für den DFB im Allgemeinen und für Bundestrainer Flick im Besonderen. In seiner kurzen Zeit beim FC Bayern hat er ja bewiesen, wie er einen verschworenen Haufen formen und Titel im Schnelldurchlauf sammeln kann. In Katar hatte er den Stamm dieser Spieler beisammen. Woran lag es also?

Vielleicht daran, dass die Nebengeräusche um Katar-Kritik und Politik die Spieler defokussierten. Vielleicht daran, dass andere Nationen noch mehr Leidenschaft fürs eigene Land zeigen als die Egozentren made in Germany. Vielleicht auch daran, dass wir doch nicht so gut sind, wie wir immer glauben. Es gibt halt keinen deutschen Lewandowski oder Mbappé.

Flick mit Fehlentscheidungen

Nicht für alle Probleme, Nachteile und Beeinträchtigungen kann man den DFB und seinen Nationalelf-Direktor Oliver Bierhoff verantwortlich machen. Für ein paar aber schon: Der Skandal um die Spielführerbinde wurde nicht rechtzeitig abgeräumt, sondern, schlimmer noch, durch Inkonsequenz eskaliert und kurz vorm Japan-Spiel nach oben auf die Agenda gehoben. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

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Bei der Generalprobe im Oman, dem einzigen Test vor der WM, hätte die Stammelf den Ernstfall durchspielen müssen. Stattdessen ließ Hansi Flick Leute auflaufen, die im ersten Gruppenspiel keine Rolle spielten. Ist das sinnvoll? Ganz sicher nicht. Darum gibt es keine Ausreden: Der DFB hat seine wenigen Chancen, die er hatte, ungenutzt verstreichen lassen.

Der Bundestrainer kann sich deswegen nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern muss einsehen, dass er Fehler gemacht hat. Wie jetzt gegen Costa Rica: Warum lässt er den einzigen brauchbaren Torjäger Füllkrug draußen, wenn er Tore braucht? Warum zerreißt er das Herzstück um Kimmich im Mittelfeld? Das sind alles unnötige Fehlentscheidungen gewesen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist bekannt dafür, dass er mit gespielter Selbstkritik möglichst bald zu seiner liebgewonnenen Weiter-So-Mentalität zurückkehren will, indem er Betroffenheit mimt oder die nackte Wahrheit relativiert. Aber die Bestätigung der WM-Blamage von 2018 erlaubt keine Ausreden mehr: Beim DFB darf kein Stein auf dem anderen bleiben.

Im Schnitt gewinnt Deutschland alle zwanzig Jahre eine Weltmeisterschaft, die nächste also 2034. Folglich bleiben zwölf Jahre für einen Prozess, der mit Analysen, mit Willen zur Gestaltung und mit Management bei der Heim-EM 2024 in einer hoffentlich erfolgreichen Erneuerung mündet. Zwölf Jahre: Das klingt lang. Aber heute, 1. Dezember 2022, ist der erste Tag dieser zwölf Jahre.

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