Seit mittlerweile anderthalb Jahren schnürt Achraf Hakimi seine Schuhe für den französischen Dauermeister Paris St. Germain.
Ziemlich beste Feinde
Beim Ligue-1-Klub entwickelte sich der Marokkaner im Handumdrehen zum Leistungsträger und konnte gleich im ersten Jahr die französische Meisterschaft feiern.
Einen nicht unerheblichen Anteil am Blitzstart des früheren Dortmunders trägt ausgerechnet Weltmeister Kylian Mbappé, auf den Hakimi im WM-Halbfinale trifft.. (WM-Halbfinale Frankreich - Marokko, 20 Uhr im LIVETICKER)
Denn zwischen dem Offensivallrounder und Hakimi gab es direkt nach dem Wechsel von Inter Mailand zu PSG eine besondere Chemie.
„Kylian war einer der Ersten, die auf Achraf zugingen und mit ihm sprachen“, berichtet ein Fan L‘Equipe vom ersten Treffen der Stars auf dem PSG-Trainingsgelände Camp des Loges. „Er versuchte sofort, ihm zu helfen. Kylian konnte Spanisch und ich glaube, er wollte die Sprache weiter üben“, setzte der Augenzeuge lachend seinen Bericht fort.
Freundschaft auf den ersten Blick
Mbappé sorgte nicht nur dafür, dass sich sein neuer Teamkollege in höchstem Tempo an die Umstände der neuen Liga gewöhnen konnte, sondern halt ihm auch in seinem privaten Umfeld. Nach kürzester Zeit entwickelten die beiden Ausnahmespieler eine Chemie, die sie zu weit mehr als nur Arbeitskollegen macht.
Vom Training über Restaurantbesuche und exklusive Modenschauen verging kaum ein Ausflug mehr, den die beiden nicht zusammen bestritten.
Fernab der Königsklasse und des Alltags in der Ligue 1 verbrachten die neuen besten Freunde ganze Abende vor der Playstation, um neue, ausgefallene Jubel-Gesten auszutüfteln. Die neuste Idee präsentierte Kylian Mbappé nach seinem Treffer gegen Australien.
Auch auf dem Platz harmonierte das Pariser Traumpaar: Ihre Hochgeschwindigkeitsläufe sind auf der ganzen Welt beinahe nicht zu verteidigen.
Seit Beginn der Weltmeisterschaft in Katar gingen die Shootingstars naturgemäß getrennte Wege. Nur ein einziges Mal trafen sich die beiden bisher auf einen Kaffee in Doha. Seit dem vergangenen Sonntag steht aber fest: Es wird ein weiteres Treffen geben. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)
Aus Freunden werden Feinde
Im Halbfinale treten die beiden PSG-Teamkollegen am Mittwoch erstmalig im Dress ihrer jeweiligen Nationalmannschaften gegeneinander an. Während die Franzosen erwartungsgemäß zum Kreis der besten vier Mannschaften im Turnier gehören, ist der Halbfinal-Einzug von Marokko als Sensation. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Als hätte es Mbappé vorhergesehen, witzelte er schon während des PSG-Sommertrainingslagers in Katar über ein mögliches Aufeinandertreffen bei der Weltmeisterschaft mit seinem besten Kumpel.
Mitte Mai gab sich der Stürmer vor einer Kamera von PSG TV an der Seite des Marokkaners stehend siegessicher: „Hier werden wir gegen meinen Freund spielen, ich muss ihn zerstören. Das wird mir das Herz brechen.“ Hakimi konterte sofort mit einem Lachen: „Ich werde ihn zerschmettern!“
Ob das Team rund um den pfeilschnellen Rechtsverteidiger wahrhaftig in der Lage ist, den Titelverteidiger aus Frankreich zu ärgern?
Hakimi jedenfalls scheint Gefallen an der Rolle des Underdogs gefunden zu haben und freut sich auf das Kräftemessen mit seinem Freund. Nachdem die Marokkaner Cristiano Ronaldo und Mitfavoriten Portugal mit 1:0 in die Heimat geschickt hatten, schickte Hakimi via Twitter schon Grüße an Mbappé.
Klar ist: Im brisanten Duell der ziemlich besten Feinde schafft nur einer den Sprung in das WM-Finale. Wer auch immer es ist, der andere wird - bei aller Trauer - stolz sein.