Als Manchester City Anfang des Jahres die Verpflichtung von Julián Álvarez bekannt gab, fragten sich wohl viele: „Wer zur Hölle ist Julián Álvarez?“
Hat Argentinien bereits Messis Erben?
Das hat sich aber schlagartig geändert! Denn spätestens nach dem Halbfinalsieg gegen Kroatien (3:0) bei der WM 2022 in Katar kennen die meisten Fans und Fußball-Experten den Namen des Argentiniers bestens - und zwar weltweit. (PRESSE: „Ein Marsmensch namens Messi“)
Kein Wunder, war doch Lionel Messis kongenialer Sturmpartner an allen drei Toren direkt beteiligt, obgleich der PSG-Star zum „Man of the Match“ ernannt wurde. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Kroatien kann Álvarez nicht stoppen
Dabei war Álvarez von den Kroaten nie in den Griff zu bekommen. Diese beiden Spielszenen unterstreichen dies exemplarisch: In der 34. Minute schickt Fernández den 22-Jährigen mit einem Traumpass steil, Dejan Lovren schlägt am Ball vorbei, und plötzlich steht der argentinische Stürmer vor Kroatiens WM-Held Dominik Livakovic.
Álvarez lupft gedankenschnell den Ball am kroatischen Keeper vorbei - und dieser weiß sich nicht anders zu helfen, als ihn auflaufen zu lassen. Schiedsrichter Daniel Orsato blieb nichts anderes übrig, als auf Elfmeter zu entscheiden, den Messi lässig verwandelte. (NEWS: Kroatiens Co-Trainer Mandzukic sieht Rot!)
Dafür durfte sich „die Spinne“ aus Calchín nur fünf Minuten später selbst in die Torschützenliste eintragen. Das 2:0 für die Gauchos erklärt zudem treffend, warum Álvarez den Spitznamen „El Araña“ trägt. (NEWS: Der traurige Abgang von Luka Modric)
Der Backup-Stürmer von Tor-Maschine Erling Haaland in Manchester erhält am Mittelkreis den Ball, in der eigenen Hälfte - und treibt diesen vor sich her. Da Álvarez aber keinen Mitspieler findet, dribbelt er unnachahmlich weiter, was ein wenig an die Tempo-Sprints des Norwegers erinnerte.
Mehrere Kroaten versuchen, der argentinischen WM-Entdeckung den Ball weg zu spitzeln, ihn aufzuhalten, doch immer wieder landet der Ball bei ihm. Ganz als hätte Álvarez acht Füße, wie eine Spinne eben! (NEWS: Überraschende Messi-Aussage!)
Spider-Man lässt grüßen
Fünf Meter vor dem Tor trifft er schließlich zum 2:0, zur Vorentscheidung, und formt seine Finger nach seinem Treffer zu einem Spinnennetz - Spider-Man lässt grüßen.
„Er weiß, ich muss jetzt mit dem Kopf durch die Wand“, sagte ARD-Expertin Almuth Schult zu dem Lauf, der „den Willen verkörpert“ habe, für den die argentinischen Mannschaft viel mehr steht als für die Fußball-Kunst.
Und dann ging auch noch das 3:0 nach einem unfassbaren Solo von Messi ebenfalls auf sein Konto. Es war bereits sein vierter Treffer in sechs WM-Spielen. Alvarez krönte sich damit zum jüngsten WM-Doppelpacker in einem Halbfinale oder Finale seit Pelé 1958.
Doch wo kommt Messis „Stellvertreter“ eigentlich her? SPORT1 hat „El Araña“ mal genauer unter die Lupe genommen.
Guardiola geht „die Spinne“ ins Netz
Das Talent und der rasante Aufstieg waren schon früh erkennbar. Mit elf Jahren absolvierte Álvarez ein Probetraining bei Real Madrid - und die Königlichen wirkten begeistert. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch ein verwackeltes, unterbelichtetes Foto mit Idol Messi.
Allerdings war der Argentinier zu jung, um ihn in die spanische Hauptstadt zu holen, ohne dabei die Regularien der FIFA zu verletzen. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Stattdessen ging es für den Hochveranlagten zurück in die Heimat, wo sein Vater in Calchín, in der Nähe von Cordoba, in einer Getreidefabrik arbeitete und seine Mutter als Kindergärtnerin tätig war. (NEWS: Messi-Szene geht um die Welt)
Álvarez spielte beim örtlichen Klub, bis er sich mit 15 Jahren seinem Lieblingsklub River Plate anschloss. Der Rest ist schnell erzählt: Profi-Debüt mit 18 Jahren, 54 Tore und 31 Vorlagen in 122 für Los Millonarios (die Millionäre) und im Sommer 2022 der 23 Millionen Euro schwere Transfer zu ManCity.
Pep Guardiola hatte sein Netz ausgeworfen und „die Spinne“ tappte hinein, nachdem die Citizens zuvor den FC Bayern, Borussia Dortmund, Real Madrid, den SSC Neapel und Inter Mailand ausgestochen hatten.
Álvarez gewinnt an der Seite von Messi Titel
Guardiolas gutes Auge für den ungeschliffenen Rohdiamanten belegen auch dessen Titel: 2018 gewann Álvarez die Copa Lipertadores, das südamerikanische Pendant zur Champions League, und den argentinischen Pokal. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Ein Jahr darauf die Supercopa Argentiniens sowie die Recopa de Sudamericana, das Pendant zum UEFA Super Cup. 2021 noch die Supercopa Argentina und die argentinische Meisterschaft. Dabei steuerte der damals erst 19-Jährige 18 Tore und sieben Vorlagen bei.
In jungen Jahren hat er zudem etwas vollbracht, worauf Messi 34 Lebensjahre warten musste: An der Seite des Superstars und seines Idols gewann Álvarez mit der Albiceleste im vergangenen Sommer auch noch die Copa América - seinen siebten Titel insgesamt! (KOMMENTAR: Wer ist der GOAT? Messi ganz sicher nicht!)
Neben seinen eindrucksvollen Dribblings, bei dem ihm der Ball am Fuß zu kleben scheint, ist der Vollblut-Stürmer vor allem für seinen harten und präzisen Abschluss berüchtigt. Álvarez ist einer der Angreifer, die selbst dann abziehen, wenn das Tor gerade mal ansatzweise zu erkennen ist.
Eigenschaften, die viele an Luis Suárez erinnern, den Torjäger aus Uruguay, der in Europa eine eindrucksvolle Karriere hingelegt und bis heute in 715 Spielen wettbewerbsübergreifend 445 Treffer erzielt hat.
ManCity-Stürmer will erneut Geschichte schreiben
Sollte der 1,70 Meter große Argentinier nur annähernd an diese Quote herankommen - Stand heute: beeindruckende 61 Tore in 142 Partien - werden Guardiola und die Gauchos noch viel Freude an der „Spinne“ aus Calchín haben. (BERICHT: Keine Top-Quote bei Messi-Gala)
Dass er jedenfalls weiß, wo das Tor steht, stellte Álvarez Ende Mai 2022 in der Copa Libertadores eindrucksvoll unter Beweis. Gegen Alianza Lima aus Peru traf er beim 8:1-Sieg von River Plate sage und schreibe sechs Mal!
Der junge Nationalspieler erzielte dabei jeweils drei Tore vor und nach der Pause. Kein Spieler des argentinischen Rekordmeisters hatte zuvor sechs Mal in einer Partie ins Schwarze getroffen. Zudem waren sechs Tore in der Historie der südamerikanischen Champions League bislang nur Juan Carlos Sanchez 1985 gelungen.
Im WM-Finale will er nun nochmal Geschichte schreiben, wenn er gemeinsam mit Vorbild Messi nach Argentiniens drittem WM-Titel greift. Neun von zwölf Tore gehen bereits auf das Konto des „magischen“ Superstars (NEWS: Argentinien-Coach bricht während Interview in Tränen aus)
Es wäre die Vollendung seines imposanten Aufstiegs, und gleichzeitig die Unsterblichkeit für den (noch) „unvollendeten“ Messi, der nach Jahren mit zahlreichen Titeln endlich sich Weltmeister nennen könnte. Auch dank seines Kronprinzen Álvarez. (WM-ORAKEL: Schafft Marokko die Sensation?)