Emmanuel Macron lachte auf der Tribüne, applaudierte, ballte die Fäuste. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Warum Katar mit dem Finale gewinnt
Kein Wunder: Die französische Nationalmannschaft hatte unter den leuchtenden Augen des französischen Staatsoberhaupts Marokko geschlagen, war zum zweiten Mal in Folge ins WM-Endspiel eingezogen. Dort wartet am Sonntag Argentinien.
Was vor allem wie ein großer Erfolg für die beiden Fußball-Nationen aussieht - Macrons Jubel-Posen zeigten das exemplarisch -, ist unterdessen auch ein nicht gering zu schätzender Triumph für den katarischen Staat. Oder zumindest eine große Erleichterung. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Der Grund: Weder Frankreich noch Argentinien hatten im Vorfeld der WM schärfere Kritik am Wüstenstaat geübt, stattdessen sogar vor einer Politisierung des Sports gewarnt und damit den Verzicht auf die „One Love“-Binde erklärt - so Macron im November bei einer Rede in Bangkok.
„Diese Fragen hätte man bei der WM-Vergabe stellen müssen. Man sollte sie sich nicht jedes Mal stellen, wenn das Ereignis da ist, sondern in dem Moment, in dem man es vergibt“, hatte der 44-Jährige weiter erklärt - und bereits angekündigt, nach Katar zu reisen, sollte die französische Mannschaft das Halbfinale erreichen. Und so kam es.
Macron neben Infantino
Auf der Tribüne von Al-Khor sprach und scherzte er mit FIFA-Präsident Gianni Infantino, umgeben von den mächtigen Männern aus Katar. Seine Zurückhaltung oder sogar offene Zuwendung zum Golfstaat ist womöglich auch auf wirtschaftliche Beziehungen zurückzuführen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
So bestehen enge Verflechtungen zwischen Katar und dem französischen Energieriesen Total Energies. Erst vor wenigen Monaten wurde bekannt, dass das WM-Gastgeberland den Konzern an einem milliardenschweren Deal beteiligt, der Katar bis 2027 eine Förderung von Flüssiggas um 60 Prozent auf 110 Millionen Tonnen pro Jahr bescheren soll.
Pikant dabei: Total Energies ist das erste ausländische Unternehmen, mit dem das Emirat bei diesem Projekt zusammenarbeiten will.
Neben der politischen und wirtschaftlichen Dimension ist das Sportliche ebenso wenig zu unterschätzen. So stieg Katar bereits 2011 bei PSG ein, formte den französischen Hauptstadtklub zur Weltmarke.
Sein größter Superstar steht nun abermals im Finale: Kylian Mbappé wurde bereits 2018 Weltmeister, bekommt am Sonntag die Chance auf Titel Nummer zwei.
Der 23-Jährige hatte seinen Vertrag im Mai bis 2024 verlängert. Maßgeblich daran beteiligt war Nasser Al-Khelaifi, seines Zeichens PSG-Boss und einer der einflussreichsten Geschäftsmänner Katars. Damals hatte sich auch Macron eingeschaltet, ein Gespräch mit Mbappé geführt, um diesen in Paris zu halten.
Nicht zu vergessen die Gegenseite: Lionel Messi - aktuell wieder zum GOAT erhoben - wird im Finale ebenso auf dem Rasen stehen wie Mbappé. Der 35-Jährige spielt seit Sommer 2021 für PSG, brillierte zuletzt auf Weltniveau und führte Argentinien ins Endspiel.
Gemeinsam mit Mbappé ist er beste Werbung für den Fußball - und ganz nebenbei auch für das so viel kritisierte Katar, das sich nicht länger mit Deutschland oder England herumschlagen muss.