Die Karriere des Karim Benzema hat zwei Gesichter. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Verschwörung gegen Benzema?
Da ist der Erfolgreiche, der Beliebte, der Gefeierte, zunächst bei Olympique Lyon, dann - nach gewissen Anlaufschwierigkeiten - bei Real Madrid, wo er alles gewonnen hat, was ein Mensch, was ein Fußballer gewinnen kann.
Die Liste liest sich schier endlos: Meister, Torschützenkönig, Champions-League-Sieger und - natürlich - Ballon d‘Or-Gewinner seit vergangenem Oktober, als ihm die Auszeichnung endlich zuteilwurde, im Spätherbst seiner Karriere, als kaum noch jemand mehr damit gerechnet hatte.
Doch das Leben des 35-Jährigen hat bekanntlich auch eine zweite Seite, eine Schattenseite. (NEWS: Plötzlicher Rücktritt von Benzema)
Obgleich einer der besten französischen Fußballer der Geschichte, fand Benzema nie wirklich den Zugang zur Nationalmannschaft - eine Odyssee, die über die Weihnachtstage ein unrühmliches Ende fand.
Benzema entfolgt Kollegen
Nach seinem Rücktritt bei der Équipe Tricolore einen Tag nach dem verlorenen WM-Finale gegen Argentinien entfolgte Benzema auch fast allen Kollegen bei Instagram - ein deutlicher Hinweis auf seine Enttäuschung und darauf, dass das letzte Wort in dieser Sache vielleicht noch nicht gesprochen ist.
Zur Erinnerung: Benzema hatte die WM in Katar wegen einer Muskelverletzung verpasst. Der Real-Star reiste wenige Tage vor Beginn des Turniers von der Nationalmannschaft ab, regenerierte sich im heimischen Madrid. Nationalcoach Didier Deschamps strich Benzema jedoch nicht von der Liste, der Stürmer blieb damit Teil des WM-Aufgebots.
Anfang Dezember kehrte Benzema ins Teamtraining von Real Madrid zurück, absolvierte kurz darauf sogar ein Testspiel für die Königlichen. Der Gewinner des Ballon d‘Or wirkte fit, ein kurzfristiger Einsatz bei der WM schien im Bereich des Möglichen.
Doch es sollte anders kommen: Während Frankreich den Argentiniern im Elfmeterschießen unterlag, schaute Benzema von zu Hause zu. Deschamps hatte seinen Star-Angreifer nicht mehr berufen, ihn - wie schon beim WM-Triumph 2018 - außen vor gelassen.
Über die Gründe wird in Frankreich nun viel spekuliert. Antreiber und Aufhetzer im Hintergrund ist dabei Benzemas Berater Karim Djaziri, der - unter Berufung auf drei Spezialisten - jüngst behauptete, sein Spieler hätte schon wieder im Viertelfinale auf dem Feld stehen können, und dazu einen Untersuchungsbericht des zwischenzeitlich lädierten Muskels veröffentlichte.
„Warum hast du ihn gebeten, so schnell zu gehen?“, fragte er in Richtung von Deschamps, der sich zu der Angelegenheit nicht mehr äußern will. (NEWS: So reagierte Benzema auf das WM-Aus)
Benzema selbst postete am Montag ein mysteriöses Bild von sich bei Instagram, auf dem er mit geöffnetem Mund und halb geschlossenen Augen in die Kamera schaut. Dazu schrieb er: „Denn sobald du es dir anschaust, weißt du es.“ Der Post bekam über eine Million Likes.
Sein Berater wittert derweil eine Verschwörung, die auch Co-Trainer Guy Stéphan sowie Mannschaftsarzt Franck Le Gall einschließt. Letzterer habe nicht lange genug gewartet, „um die Diagnose zu bestätigen“. Ein solches Verhalten sei „berufliches Fehlverhalten oder Schlimmeres“.
„Eine Woche nach seinem Abgang nahm Benzema das Laufen und Training wieder auf, um vier Tage später 30 Minuten in einem Freundschaftsspiel von Real Madrid zu spielen. Aber für Stéphan konnte er nicht am Turnier teilnehmen! Aber lügen Sie weiter, die Wahrheit kommt raus“, warnte Djaziri Frankreichs Co-Trainer.
Die Beweggründe für derart harte Anschuldigungen scheinen indes tiefer zu liegen, als die vergangenen Tage und Wochen es hätten hergeben können. Benzema und der französische Verband sind schon seit Jahren im Clinch, trugen ihre Auseinandersetzungen zeitweise auf offener Bühne aus.
Hauptakteur war dabei Nationaltrainer Deschamps. Der 54-Jährige hatte Benzema 2015 aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen, nachdem bekannt geworden war, dass dieser womöglich an einer versuchten Erpressung des Teamkollegen Mathieu Valbuena beteiligt gewesen sei.
Die „Sextape-Affäre“, im Zuge derer Benzema schließlich zu einem Jahr Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 75.000 Euro verurteilt wurde, veranlasste Deschamps auch, den Star-Angreifer nicht für die EM 2016 zu nominieren. Benzema warf ihm daraufhin Rassismus vor.
Deschamps bleibt hart
Auch die WM in Russland, die mit dem Titel endete, verpasste der damals 30-Jährige, obwohl sich einige Medien für seine Rückkehr starkgemacht hatten und sich auch Verbandspräsident Noel Le Graet wieder versöhnlicher zeigte.
Deschamps blieb jedoch hart, verkündete sogar, dass Benzema nie wieder zurückkehren werde, solange er Nationalcoach sei.
Das änderte sich im Mai 2021, als er den ehemaligen Lyon-Star für das EM-Aufgebot berief. Benzema spielte stark, erzielte vier Tore, schied trotzdem mit Frankreich im Achtelfinale aus.
Anderthalb Jahre später - bei der WM in Katar - wiederholte sich nun das Drama um Benzema und Deschamps, alte Wunden rissen neuerlich auf.
Diesmal - nach Benzemas eindeutigem Rücktritt - wird es wohl keine Versöhnung mehr geben.