Portugals Suche nach einer Nummer Neun hat endlich ein Ende!
Macht dieser Mann Ronaldo vergessen?
Der 21-Jährige, der überraschend für Cristiano Ronaldo in der Startelf stand, erzielte einen Dreierpack und machte dabei sogar den portugiesischen Superstar vergessen. (NEWS: Portugal-Coach kritisiert Ronaldo)
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht“, sagte der Stürmer von Benfica Lissabon, der gegen die Eidgenossen in der 17., 51. und 67. Minute getroffen hatte. Bahnt sich in der Selecao nun eine Wachablösung an? (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
„Ronaldo ist unser Mannschaftsführer, er ist unser Kapitän. Ob ich beim nächsten Mal wieder spiele, entscheiden andere“, gab sich Ramos nach dem Viertelfinaleinzug sehr bescheiden. Doch wo kommt der Shootingstar auf einmal her? SPORT1 stellt den potenziellen Nachfolger von CR7 vor.
Roger Schmidt verhilft Ramos zum Durchbruch bei Benfica
Goncalo Ramos ist kein klassischer Mittelstürmer, sondern vielmehr ein Stürmer-Typ wie Thomas Müller. Trotzdem soll er Ronaldos Nachfolger in der portugiesischen Nationalmannschaft werden.
Doch die Fußstapfen sind riesig, wie an seinen namhaften Vorgängern André Silva, Hélder Postiga, Hugo Almeida oder Nuno Gomes zu sehen ist - und die trotz vieler Tore auf Vereinsebene kaum in der Lage waren, im Nationaltrikot an ihre Leistungen anzuknüpfen. Stattdessen bewegten sie sich fast immer im Schatten von CR7. Jetzt aber steht Ramos auf einmal im Rampenlicht und könnte fortan eine zentralere Rolle in der Selecao einnehmen.
Mit gerade einmal 21 Jahren ist er nach dem Abgang von Darwin Núnez zum FC Liverpool unumstrittener Stammspieler unter dem deutschen Benfica-Trainer Roger Schmidt geworden. In elf Liga-Spielen traf er neun Mal und legte drei weitere Treffer auf.
Mit vier Toren in der Champions-League-Qualifikation schoss er die Águias (die Adler) zudem im Alleingang in die Gruppenphase, in der sie vor Paris Saint-Germain, Juventus Turin und Maccabi Haifa zur Überraschung vieler als Gruppenerster in die K.o.-Runde einzogen.
„Ich befinde mich in einer guten Phase meiner Karriere. Ich bin Stammspieler in der Mannschaft, für die ich spiele, seit ich acht Jahre alt bin. Es ist ein wahr gewordener Traum“, erklärte Ramos Ende September in der Marca.
Goncalo Ramos schreibt WM-Geschichte
Während Ramos für seinen Klub Tor um Tor schießt und mitverantwortlich dafür ist, dass die Lissabonner bis zur WM-Pause kein einziges (!) von 27 Pflichtspielen (24 Siege, drei Remis) verloren haben und auf Meisterschaftskurs sind, musste das Sturm-Talent lange auf sein Nationalmannschaftsdebüt warten.
Vor drei Monaten wurde der junge Angreifer von Nationalcoach Fernando Santos zwar erstmals berufen, nachdem Rafa Silva (29) seine internationale Karriere beendet hatte, doch debütieren durfte er erst kurz vor der WM in Katar, als er beim 4:0 im Testspiel gegen Nigeria eingewechselt wurde.
Nach seiner Einwechslung für André Silva in der 67. Minute traf Ramos zum 3:0 und legte den letzten Treffer der Portugiesen auf. Gegen Ghana (3:2) und Uruguay (2:0) bei der WM nur als Joker gebracht und gegen Südkorea geschont, folgte schließlich der große Auftritt gegen die Schweizer, mit dem der Angreifer selbst Portugals Fußball-Legende CR7 in den Schatten stellte.
„Ich glaube, man kann kein besseres Startelf-Debüt bei einer WM geben“, sparte auch Teamkollege Bruno Fernandes nicht mit Lob. Kein Wunder, gelang Ramos doch der erste Dreierpack dieser WM und der erste in einer K.o.-Runde seit 32 Jahren. Zudem ist er der jüngste Dreierpacker in einem WM-K.o.-Spiel seit Pelé 1958 (beim 5:2 im Halbfinale gegen Frankreich)!
Auch sein Teamkollege bei Benfica, Alejandro Grimaldo, hält viel vom Sturm-Talent: „Ich mag zwei Dinge an Goncalo. Er ist ein Torjäger. Er hat eine unglaubliche Intuition und er ist auch ein großartiger Kämpfer. Er ruht nie.“ Dass er sich im portugiesischen Nationaltrikot wohl fühlt, zeigte Ramos schon bei der U21, für die er in 18 Spielen starke 14 Tore erzielte.
Das sind die Stärken von Portugals neuem Shootingstar
Doch nicht nur Grimaldo ist Fan von Portugals neuem Shootingstar. Carlos Carvalhal, der ihn in seiner Zeit als Trainer des SC Braga erlebte und auch gerne ausgeliehen hätte, sagte dem Benfica-Eigengewächs ebenfalls eine große Karriere voraus.
„Ich mag ihn sehr, er hat eine große Zukunft in der Nationalmannschaft vor sich“, erzählte der 56-Jährige in der Marca und verwies dabei auf Ramos‘ Stärken. „In erster Linie ist er ein Teamspieler. Er hat eine seltene Mischung: Er arbeitet, rennt, kämpft - und er ist ein guter Vollstrecker. Er schließt gut mit dem Kopf und mit beiden Füßen ab.“ (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Portugals Sturm-Hoffnung ist somit kein gewöhnlicher Angreifer, der nur vorne auf die Bälle wartet und sich dann erst ins Offensivspiel einschaltet. Nein, er ist viel mehr als das. Denn er besitzt spielerische Attribute, die seinen ehemaligen Mitspieler António Ribeiro auch deshalb an Bayern-Star Müller erinnern.
„Er begann, als Stürmer zu spielen, weil sich bei einem Turnier unsere Neun verletzt hatte und wir keinen anderen hatten. An diesem Tag schoss er zwei Tore... und niemand konnte ihn von dort wegbringen“ sagte Ribeiro und betonte, dass Ramos früher im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze zum Zug kam.
Laut Ribeiros Angaben hinderte das Ramos aber nicht, auch auf der Acht seinen besonderen Torriecher unter Beweis zu stellen: „Er erzielte 25 bis 30 Tore pro Saison.“ Daher denkt sein Ex-Teamkollege beim Spielstil auch so sehr an Müller. „Er ist ein besonderer Offensivspieler, der erste Verteidiger in der Mannschaft. Er erinnert mich an Thomas Müller. Er kann zwölf Kilometer pro Spiel laufen“, so Ribeiro.
Einer wie Thomas Müller? Ramos heiß begehrt
Keine Überraschung also, dass Ramos bei den europäischen Top-Klubs heiß begehrt ist.
Schon im vergangenen Sommer soll es zwischen seinem Berater und einigen Vereinen wie Manchester United oder PSG Gespräche gegeben haben. Auch Gerüchte, dass der FC Bayern interessiert sein soll, tauchten immer wieder auf.
Zurzeit steht sein Marktwert noch bei 20 Millionen Euro. Für das Sturm-Talent aber erst der Anfang. Wenn er für Portugal und Benfica weiterhin so großartige Leistungen zeigt, wird Ramos trotz Vertrags bis 2026 nicht mehr lange in Lissabon spielen. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
ARD-Experte Bastian Schweinsteiger brachte es nach dem Schlusspfiff von Portugals Machtdemonstration treffend auf den Punkt. Er adelte Goncalo Ramos als „Vollblutstürmer“! Und die sind heiß begehrt.