Weltmeister Frankreich steht im Halbfinale und hat seine Ambitionen auf die Titelverteidigung untermauert - England dagegen das nächste Elfmeter-Drama erlebt.
Elfmeter-Drama! England raus
Beim 2:1 (1:0)-Sieg gegen England setzten sich Les Bleus im Stile einer abgeklärten Titelmannschaft durch. Aurélien Tchouaméni leitete den Torreigen in der 17. Minute mit einem Distanzschuss ein, Olivier Giroud erhöhte sein Torekonto im Trikot seines Heimatlandes per Kopf. Direkt nach dem Spiel war der Siegtorschütze überglücklich.
„Huuuh! Das ist schon Wahnsinn. Wir haben super gearbeitet in der Defensive“, wusste der Stürmer die Leistung seiner Teamkollegen zu schätzen, „wir haben alles reingehauen – ich bin sehr stolz auf das Team. Und ich bin mir sicher: Es geht so weit, wie es nur gehen kann“. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Die Three Lions hingegen scheiterten abermals vorzeitig und müssen den Wüstenstaat nun bereits nach der Runde der letzten Acht verlassen. Dabei zeigte das Team von Trainer Gareth Southgate eine engagierte Leistung, konnte das Versprechen von Harry Kane („Wir sind nicht hier, um nur das Viertelfinale zu erreichen“) allerdings nicht halten.
Der Kapitän selbst war es, der den Elfmeter zum möglichen 2:2 in der 84. Minute vergab, nachdem er zuvor ebenfalls vom Elfmeterpunkt (54.) noch den Ausgleich zum 1:1 erzielt hatte.
Jordan Henderson musste nach dem Spiel sich niedergeschlagen konstatieren: „Schwierig die Worte zu finden – es hätte so und so ausgehen können. Wir haben alles gegeben, aber es hat nicht gereicht. Uns hat ein Quäntchen gefehlt“
England und Frankreich unverändert
Die Three Lions starteten mit der exakt gleichen Startelf des überzeugenden 3:0-Achtelfinalsieges gegen den Senegal. Rechtsverteidiger Kyle Walker musste damit im Sprintduell gegen Kylian Mbappé ran, vorne durften einmal mehr Bukayo Saka und Phil Foden agieren, obwohl Raheem Sterling nach dem bewaffneten Einbruch in sein Zuhause wieder im Kader stand.
Didier Deschamps änderte seine französische Aufstellung auf nicht einer Position. Grund dazu hätte der 56-Jährige auch nicht gehabt, immerhin glänzten besonders die Offensivkräfte bisher im Turnierverlauf. Und die Statistik gibt ihm recht: Alle neun WM-Spiele, in denen Mbappé für Frankreich startete, wurden gewonnen.
Bereits vor dem Anpfiff setzten die Engländer ihr übliches Zeichen und knieten auf dem Rasen des Al Bayt Stadions. Das fußballerische Statement hingegen ließ einige Zeit auf sich warten: Die Anfangsviertelstunde entwickelte sich zu einem trägen Abtasten zweier Topmannschaften mit jedoch kaum nennenswerten Abschlusschancen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Doch dann! Einen Konter, eingeleitet von Bayern-Star Upamecano, konnten die Engländer zwar einbremsen, hinderten dann aber Aurélien Tchouaméni nicht am Schuss. In der 17. Minute setzte der junge Franzose den Ball aus 22 Metern ansatzlos ins linke untere Eck und sorgte für Freudensprünge seines Trainers - die erste Richtungsweisung gen Halbfinale.
Frühe Frankreich-Führung hat Bestand
Die Offensivreihen beider Mannschaften wachten fortan auf und erspielten sich zahlreiche Halbchancen. Luke Shaw vergab dabei einen Freistoß (21.) in die Arme von Hugo Lloris, Harry Kane scheiterte aus spitzem Winkel (22.).
Die nächste Aufregung folgte sogleich: In der 25. Minute wurde ein mögliches Foul von Upamecano an Harry Kane per VAR gecheckt - der Unparteiische verzichtete jedoch unter einem gellenden Pfeifkonzert der Zuschauer auf einen Elfmeterpfiff, weil das Foul wohl knapp vor der Strafraumkante erfolgt war.
In einem qualitativ überschaubaren, dafür umso spannenderen Viertelfinale stach einmal mehr Jude Bellingham heraus, der BVB-Star stopfte im defensiven Mittelfeld der Engländer einige Lücken. Mit seinem Startelfeinsatz avancierte Bellingham zum jüngsten Startelf-Spieler Englands in einem WM-Viertelfinale und löste damit Wayne Rooney ab.
In der 52. Minute belohnten sich die Three Lions dann für den betriebenen Aufwand: Bukayo Saka holte gegen den tragischen Helden Aurélien Tchouaméni einen berechtigten Foulelfmeter heraus. Harry Kane blieb gegen seinen Teamkollegen bei den Tottenham Hotspur, Hugo Lloris, eiskalt und verwandelte mit einem strammen Schuss halbhoch in die linke Ecke - alles war wieder offen! (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Heiße Schlussphase - Giroud entscheidet
Die Phase danach war ein umkämpftes Hin und Her: Keine der beiden Mannschaften wollte zu viel riskieren - die Misere eines Gegentores wäre zu erheblich. Die Engländer aber gewannen durch den laufintensiven Auftritt immer mehr die Oberhand und kamen durch Harry Maguire (70.) und Bukayo Saka (72.) zu gefährlichen Abschlüssen.
Und der Rekordtorschütze der Franzosen? Olivier Giroud war 77 Minuten lang kaum in Erscheinung getreten. Dann folgte sein Auftritt: Erst scheiterte er noch mit links an Pickford, dann verwandelte der Wahl-Mailänder eine Flanke von Antoine Griezmann per Kopf. Besonders bitter dabei: Harry Maguire fälschte den Ball unhaltbar für den eigenen Keeper ab.
Kaum realisierte Frankreich seine Führung, war es Theo Hernández, der Bruder von Bayern-Star Lucas, der Phil Foden im eigenen Strafraum umrempelte und den zweiten Elfmeter des Abends verschuldete. Und Schütze Harry Kane? Dem versagten im alles entscheidenden Moment die Nerven! Der Tottenham-Star jagte den Ball deutlich über den Kasten und begrub damit die englischen Hoffnungen auf den WM-Titel.
Daran änderte auch ein Freistoß des eingewechselten Marcus Rashford in der elften (!) Minute der Nachspielzeit nichts mehr - der Ball fiel aufs Tornetz, Lloris hätte den Ball nicht gehabt.
Frankreich trifft nun im Halbfinale am kommenden Mittwoch um 20 Uhr auf Marokko (LIVETICKER auf SPORT1).