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WM 2022: Die Akte Flick - welche Schuld muss der Bundestrainer nach dem DFB-Aus auf sich nehmen?

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WM 2022: Die Akte Flick - welche Schuld muss der Bundestrainer nach dem DFB-Aus auf sich nehmen?

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Darum muss Flick zum Rapport!

Auch wenn seine Entlassung DFB-intern nicht zur Debatte steht: Hansi Flick ist mitverantwortlich für das deutsche WM-Debakel. SPORT1 listet auf, was sich der Bundestrainer vorwerfen lassen muss.
Hansi Flick steht nach dem WM-Aus des DFB-Teams in der Kritik
Hansi Flick steht nach dem WM-Aus des DFB-Teams in der Kritik
© SPORT1-Grafik
Kerry Hau, Patrick Berger, Felix Fischer
Auch wenn seine Entlassung DFB-intern nicht zur Debatte steht: Hansi Flick ist mitverantwortlich für das deutsche WM-Debakel. SPORT1 listet auf, was sich der Bundestrainer vorwerfen lassen muss.

Der wackelnde Abwehrverbund, das alles andere als ausbalancierte Mittelfeld, die schlampige Offensive, dazu noch der Zoff um die „One Love“-Binde und das jahrelange Versagen der DFB-Führung um Oliver Bierhoff: Für das Katar-Debakel der Nationalelf gibt es viele Gründe.

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Eines der Gesichter der großen Deutschland-Krise ist aber auch Hansi Flick!

Eine Entlassung des Bundestrainers steht nach SPORT1-Informationen intern zwar nicht zur Debatte, der 57-Jährige genießt weiterhin das Vertrauen des Präsidiums und ist beim Großteil der Spieler hoch angesehen.

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Lösungen im Blick auf die Heim-EM

Doch DFB-Boss Bernd Neuendorf erwartet, dass Flick das bittere Aus in der Gruppenphase schnellstmöglich aufarbeitet und kommende Woche auf einer internen Sitzung am DFB-Campus in Frankfurt auch Lösungsansätze mit Blick auf die Heim-EM 2024 präsentiert.

Flick muss zum Rapport! Wie viel Schuld trägt der Nachfolger von Joachim Löw selbst an dem Katastrophen-Turnier?

Die Akte Flick!

Schlechte Vorbereitung!

Dem Bundestrainer blieb wenig Zeit, sein Team in den Turnier-Modus zu bringen.

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Trotzdem entschied er sich nach Rücksprache mit seinem Staff dagegen, umgehend nach dem letzten Bundesliga-Spieltag das WM-Quartier an der Nordküste von Katar zu beziehen und sich den dortigen Gegebenheiten schnellstmöglich anzupassen.

Stattdessen ging es für ein Kurz-Trainingslager in den Oman. Ein unglücklicher Trip, denn die Spieler konnten dort weder intensiv noch im Detail arbeiten, hatten zwei zusätzliche Reise-Tage und tankten bei der mauen Generalprobe in Maskat (1:0) mit Ausnahme von Siegtorschütze Niclas Füllkrug kein Selbstvertrauen.

Das hing auch damit zusammen, dass Flick bei jenem Test nicht auf seine „erste“ Elf baute, sondern das Team wild durchmischte. Einspielen für den Start gegen Japan? Fehlanzeige! (DATEN: WM-Spielplan 2022)

Nach SPORT1-Informationen gab es im direkten Umfeld der Mannschaft schon zu diesem Zeitpunkt große Zweifel an einem erfolgreichen Abschneiden bei der WM.

Bezeichnend auch die Körpersprache der Spieler, die nach dem knappen Sieg genervt und schlecht gelaunt Richtung Bus marschierten. Von Aufbruchstimmung fehlte jede Spur.

Rechtsverteidiger-Wirrwarr!

Deutschland ist nicht mit Weltklasse-Außenverteidigern gesegnet.

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Flick hatte nach seinem Amtsantritt vor über einem Jahr aber genügend Zeit, sich auf diesen Positionen zumindest festzulegen. Während er links schnell auf David Raum baute, experimentierte er rechts immer wieder herum – vor und wohlgemerkt auch während des Turniers.

In der Nations League durften sich in erster Linie Thilo Kehrer und Jonas Hofmann dort beweisen, zwischendurch bekam auch mal Lukas Klostermann seine Chance. Beim WM-Start gegen Japan setzte Flick dann völlig überraschend auf den gelernten Innenverteidiger Niklas Süle.

Eine Umstellung, die gehörig nach hinten losging. Süle verschuldete das zweite und am Ende entscheidende Gegentor gegen die Japaner mit, indem er das Abseits aufhob. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Exemplarisch für Flicks Verzweiflung: In den verbleibenden zwei Spielen gegen Spanien und Costa Rica tauschte er wieder kreuz und quer, brachte neben Kehrer und Klostermann plötzlich auch seinen Mittelfeldboss Joshua Kimmich. Solche Experimente sind eigentlich nicht Flick-like!

Zu wenig Leistungsprinzip!

Der Ex-Bayern-Coach muss sich den Vorwurf gefallen lassen, in Bezug auf sein Personal nicht immer nach dem Leistungsprinzip entschieden zu haben.

Das begann mit der Nicht-Nominierung von Mats Hummels, dem vor der Bundesliga-Pause formstärksten Innenverteidiger von Borussia Dortmund, und setzte sich im Turnier mit dem sturen Festhalten am formschwachen Thomas Müller fort, obwohl Füllkrug zuverlässig knipste.

Besonders bitter im Rückblick war auch die Einwechslung von Leon Goretzka für Ilkay Gündogan im ersten Spiel gegen Japan, durch den jegliche Kontrolle im über weite Strecken gut funktionierenden Mittelfeld verloren ging.

Im Umfeld des Teams wurde hinterher gemunkelt, dass Flick diesen Wechsel in erster Linie nur vornahm, um den wegen seines Bankplatzes angefressenen Goretzka zu besänftigen.

Zu sehr Kumpeltyp!

Flick hat den Ruf als Kumpeltyp. War er in Katar zu nett? Schon nach der Japan-Pleite durften die Frauen und Familien der DFB-Stars ins Teamhotel. Das kam für viele Außenstehende überraschend. Viele Einschränkungen gab es im luxuriösen Zulal Wellness Resort ohnehin nicht.

Der Verdacht liegt nahe, dass Flick bis auf wenige klare Ansprachen nur selten durchgriff!

Wie die Führungskräfte um Bierhoff ließ auch er rund um das Binden-Theater zu, dass sieben Führungsspieler am Abend vor dem Duell mit Japan eine Sondersitzung abhielten, um sich eine andere Geste zu überlegen (SPORT1 berichtete exklusiv). Dabei kam es unter den Spielern zu Spannungen. Manche wollten ein Zeichen setzen, andere wiederum nicht.

Bezeichnend auch, dass Flick vor dem Schicksalsspiel gegen Spanien aus freien Stücken keinen Spieler mit zur Pressekonferenz nahm. Seine Begründung: Er wolle keinem die 100 Kilometer lange Fahrt vom Fünf-Sterne-Palast in Al Ruwais zum FIFA-Medienzentrum nach Doha zumuten. Dafür nahm der DFB eine Geldstrafe von 10.000 Franken in Kauf.

Typisch Flick, er stellt sich vor seine Spieler. Zu sehr? Selbst im Moment des größten Misserfolgs dachte er an seine Schützlinge: In der 90. Minute wechselte er noch Verteidiger Matthias Ginter ein, damit dieser von einem persönlichen Negativ-Rekord verschont blieb.

Ein Mentalitätsproblem im Team sah der Bundestrainer nicht, obwohl mit Antonio Rüdiger sogar sein Abwehrchef betonte: „Uns fehlt diese letzte Gier, dieses etwas Dreckige! Ich denke, wir sind eine sehr, sehr liebe Mannschaft!“

Mangel an Selbstkritik!

Flick nahm sich nach der Schmach von Katar weitgehend aus der Verantwortung. Zum viel diskutieren Goretzka-für-Gündogan-Wechsel im ersten Spiel sagte er, man könne erwarten, dass dadurch nicht die komplette Kontrolle im Mittelfeld verloren gehe.

Sein Trainerteam habe „einen erfolgreichen Job geleistet“. Und überhaupt: Deutschland müsse wieder zurück zu seinen „Basics“ gelangen, habe insbesondere in der Ausbildung dringenden Nachholbedarf. Das ist sicherlich richtig, aber etwas mehr Selbstkritik hätte es schon sein dürfen. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Klar ist: Flick trägt nicht alleine die Schuld. Nach diesem blamablen Aus hat er trotzdem an Kredit verloren. In eineinhalb Jahren beginnt die Heim-EM. Lösungsansätze müssen dringend her.