Das Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar hat nun Bob Hanning, den langjährigen Vizepräsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB), dazu veranlasst, sich zu Wort zu melden. Herausgekommen ist dabei eine Generalabrechnung mit dem deutschen Fußball.
DFB „satt, träge, selbstgerecht“
Er könne sich „nicht an einen ähnlich trostlosen Turnier-Auftritt einer deutschen Fußballnationalmannschaft“ erinnern, schrieb Hanning in einem Essay für den Tagesspiegel. „Ohne Feuer. Ohne Eifer. Ohne Ehrgeiz. Ohne Mumm“, sei die DFB-Auswahl laut Hanning aufgetreten. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Hanning, Geschäftsführer bei den Füchsen Berlin, vermisste zudem Tugenden wie „Fleiß“ bei der deutschen Mannschaft. Die Leistung sei „ein Spiegelbild unserer Gesellschaft“ gewesen, nämlich „satt, träge, selbstgerecht“.
„Steffen Baumgart, das wäre mal einer“
Wenn es nach dem 54-Jährigen geht, ist die Trennung von Oliver Bierhoff nur der erste Schritt gewesen. „Kein Stein darf auf dem anderen bleiben“, verlangte Hanning und forderte ein „Out-of-the-Box-Denken“.
Als Nationaltrainer bringt Hanning - auch wenn Hansi Flick beim DFB erst einmal weitermacht - den Kölner Trainer Steffen Baumgart ins Spiel. „Steffen Baumgart, das wäre mal einer für den Job des Bundestrainers. Ich kenne ihn nicht, aber der Junge macht schon beim Zusehen Spaß.“
Besonders Baumgarts emotionales Auftreten hat es Hanning angetan. „Er würde Fehler machen, natürlich würde er das. Aber mit Leidenschaft. Und Fehler mit Leidenschaft, das weiß ich aus eigener Erfahrung, werden verziehen“, erklärte der 54-Jährige.
„Peinlicher Schlingerkurs“ in Katar
Auch das Auftreten der DFB-Delegation in Katar kritisierte Hanning deutlich. Angefangen habe das mit der Quartierswahl, welche „an Absurdität kaum zu überbieten“ gewesen sei. Die deutsche Auswahl hatte nicht in Doha, sondern in einem Luxus-Hotel außerhalb logiert.
Zudem kritisierte Hanning den Umgang des DFB mit der „unsäglichen, weil völlig überhöhten und aus den Fugen geratenen Diskussion hierzulande“ rund um die One-Love-Binde. Der Verband habe dabei zwei Optionen gehabt: entweder „ein klares Zeichen durch Boykott“ oder den Versuch, einen „Dialog anzustoßen, ohne uns dabei als Werte-Polizei aufzuspielen“.
Stattdessen habe sich der DFB „für einen peinlichen Schlingerkurs entschieden“, bemängelte Hanning die anhaltenden Diskussionen um die One-Love-Binde. (BERICHT: Brisante Details zu DFB-Meeting im Binden-Zoff)
Die Krise beim DFB sei aber gleichzeitig die Chance für einen Neuanfang, schrieb Hanning und formulierte eine klare Forderung: „Ärmel hochkrempeln! Machen! Geredet haben wir genug.“