Das Debakel ist perfekt! Deutschland ist trotz eines 4:2-Siegs gegen Costa Rica in der Vorrunde der WM 2022 in Katar ausgeschieden.
Flick widerspricht Schweinsteiger klar
Da Spanien im Parallelspiel Japan mit 1:2 unterlag, hätte die DFB-Elf einen deutlich höheren Sieg gebraucht. Bereits 2018 war das deutsche Team in der Gruppenphase gescheitert.
Die DFB-Akteure sind entsprechend niedergeschlagen. SPORT1 fasst die Stimmen von ARD, MagentaTV, von der PK und aus der Mixed Zone zusammen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Hansi Flick (Bundestrainer Deutschland):
Sprachlos wegen dem WM-Aus? „Also sprachlos bin ich nicht. Ich kann das Spiel ganz gut deuten. Ich war in der ersten Halbzeit von der Mannschaft enttäuscht, das hab ich ihr in der Halbzeit auch gesagt. Ich war richtig sauer über die Art und Weise , wie wir den Gegner stark gemacht haben. Es war unser Ziel, dass wir zwei, drei, vielleicht vier Tore vorlegen können. Die Chancen dazu hatten wir – ohne Ende. Aber dann haben wir durch Fehler und Leichtsinnigkeiten den Gegner wieder ins Spiel gebracht. Das war nicht gut.“
Ist man gegen Costa Rica raus? „Ja, wir haben das Spiel gewonnen. Aber wir hätten es durchaus höher gewinnen können – ohne Frage, wenn wir die Chancen reingemacht hätten. Ich glaube, wir hatten 16 Torchancen gehabt. Aber das Aus ist nicht heute entschieden worden, sondern das waren die 20 Minuten gegen Japan. Aber genauso kann man sagen, gegen Spanien hätten wir zum Schluss noch das 2:1 machen können. Wir hatten einfach keine Effizienz in diesem Turnier. Deswegen sind wir ausgeschieden und natürlich ist die Enttäuschung riesengroß. Das müssen wir erstmal verarbeiten.“
Fehlende Effizienz? „Bei dem einzelnen hat man auch eine gewisse Unsicherheit gespürt. Man war enttäuscht, dass man die Chancen nicht reingemacht hat. Wir wussten: Umso mehr Tore wir schießen, umso mehr Druck machen wir auf Spanien. Das ist uns in der ersten Hälfte nicht gelungen.
Flick widerspricht Schweinsteiger deutlich
ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek fragte Flick, ob Bastian Schweinsteiger mit seiner These, dass andere Teams immer mehr brennen als die deutsche Nationalmannschaft, recht hat: „Nein.“
Nachfrage: Warum nicht? „Weil das absoluter Quatsch ist“, erwiderte Flick und sagte in Richtung Schweinsteiger: „Wie machst du das fest?“
Schweinsteiger führte daraufhin aus, dass man womöglich im Kopf nicht bereit gewesen sei und im Defensivverhalten große Fehler gemacht habe (“Wenn du nicht gut verteidigst, wirst du auch nicht weiterkommen und nicht gewinnen, das meine ich“).
Hier stimmte Flick zu: „Ja, das stimmt. Wir haben Tore bekommen und Fehler gemacht. Deswegen sind wir ausgeschieden. Aber die Mannschaft hat heute gewollt. Nach den vergebenen Chancen in der ersten Hälfte war sicherlich auch etwas Enttäuschung da. Wir haben versucht, es in der zweiten Hälfte besser zu machen. Und dann kommen wir mit einer schlechten Defensivleistung in diese Situation. Natürlich wissen wir, dass Costa Rica bei Standards gefährlich ist. Darauf machen wir aufmerksam und das können wir besser machen. Klar haben wir nun bei dieser WM keine Chance mehr, das besser zu machen. Deswegen fahren wir auch heim. Wir haben da schon einen sehr, sehr großen Teil dazu beigetragen, dass wir raus sind.“
Hätten Sie was besser machen müssen? „Es ist direkt nach dem Spiel. Meine Enttäuschung ist riesengroß, genauso wie in meinem Trainerteam. Mein Trainerteam hat gute Arbeit geleistet und die Mannschaft gut vorbereitet. Letztendlich hat es nicht gereicht.“
Über die unterschiedlichen Defensiv-Aufstellungen: „Heute war es dem Offensivspiel geschuldet. Wir wollten über rechts noch mehr Druck machen, noch mehr Optionen haben. Und wir hatten Torchancen. Das war schon okay. Aber am Ende haben die Tore gefehlt.“
Über Füllkrug: „Wenn in der ersten Hälfte drei vier Tore machen können, dann wären wir im Soll gewesen. Kai Havertz hat uns sehr gutgetan, er hat das Spiel gedreht. Da hat die Mannschaft dann Moral bewiesen und gebrannt, um den Sieg noch einzufahren.“
Was motiviert für EM 2024? „Die Aufgabe, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Nach dem Spiel ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen.“
Sie bleiben Bundestrainer? „Von meiner Seite schon. Mir macht es Spaß. Wir haben eine gute Mannschaft, gute Spieler, die nachkommen. Da liegt es also nicht an mir.“
Oliver Bierhoff (Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie): „Die Enttäuschung ist natürlich riesig und Wut. Wut, weil wenn man die drei Spiele gesehen hat und das mal resümiert hat. Dann hat man das wirklich selbst in der Hand hier in der Gruppe zu bestehen.“
Zur eigenen Leistung: „Das fragen Sie mich sehr früh. Nach so einem Ausscheiden ist das natürlich so eine Sache. Letztendlich schaut man natürlich für welche Dinge bist du verantwortlich und was passt. Da kann man vermutlich über verschiedene Sachen diskutieren. Der Verantwortung würde ich mich auch stellen.“
Zur Diskussion um die One-Love-Binde: „Das kann man sicherlich irgendwann mal diskutieren. Aber glauben Sie wirklich, dass nach drei Spielen, die auf dem Platz stattgefunden haben, dass die „One-Love“-Binde so eine große Rolle gespielt hat? In den ersten 70 Minuten gegen Japan, wo wir souverän gespielt haben. Wo wir den Gegner im Griff hatten. Oder auch gegen Spanien.“
Zur Stürmersuche: „Aber wenn wir heute keine Spieler haben, dann haben wir vor zehn oder 14 Jahren die Fehler gemacht. Nicht vor zwei oder drei Jahren. Da muss man dann auch einfach mal so sagen. Wenn du einen guten Stürmer haben willst, dann fängst du den nicht mit 18 an auszubilden, sondern mit zehn oder zwölf.“
Zur Effizienz: „Es fehlt uns einfach diese Effizienz, die die deutschen Mannschaften häufig hatten. Auch zu deiner Zeit, wo wir gespielt haben, wo man einfach das Gefühl hatte, es gibt vielleicht nur eine Chance und die nutzen wir.“
Müller: „Eine absolute Katastrophe“
Thomas Müller (im TV-Interview): „Der Aufwand, den wir betrieben haben, war enorm. Am Ende war die Effizienz nicht genug. Es ist unglaublich bitter, dass Japan gegen Spanien gewonnen hat. Wir haben heute die Hausaufgaben gemacht. Das ganze Unglück ist mit dem Ergebnis gegen Japan passiert. Die Enttäuschung ist enorm. Wir hatten nach dem Spanien ein sehr gutes Gefühl. Jetzt herrscht leider so ein bisschen ein Ohnmachtsgefühl.“
Über seine Zukunft: „Es ist eine absolute Katastrophe. Ich weiß auch nicht genau, wie es weitergeht. Falls das mein letztes Spiel für Deutschland gewesen sein sollte, dann möchte ich nochmal ein paar Worte an die deutschen Fußballfans richten. Es war ein enormer Genuss, liebe Leute, vielen Dank! Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt. Ich habe in jedem Siel ersucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen, allen Einsatz geliefert. Manchmal gab es Freudentränen durch meine Aktionen, manchmal hatten die Zuschauer auch Schmerzen im Gesicht, weil meine Aktionen nicht gelungen sind. Aber ich habe es mit Liebe getan, da könnt ihr euch sicher sein. Alles weitere muss ich jetzt erstmal sehen. Vielen Dank dafür!“ (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
später in der Mixed Zone, über seine emotionalen Worte im TV-Interview zuvor: „Ich habe eben schon meine Emotionen kundgetan. Ich bin dankbar für meine Reise bisher. Ich werde es mit meiner Frau und Hansi Flick besprechen und mir ein paar Tage Luft geben. Und dann schauen wir weiter. Aber klar, der Stachel sitzt natürlich tief. Wir haben die letzten Jahre bei den Turnieren die Erwartungen nicht erfüllen können, weil wir als Team nicht wirklich überall Spezialisten auf dem Team haben. Wir haben sehr viele Spieler, die sehr talentiert sind… Lassen wir‘s.“
Kai Havertz: „Die Enttäuschung über beides ist groß. Mit dem Ergebnis von Spanien haben wir nicht gerechnet. Aber wir müssen uns an die eigene Nase packen. Wir haben die Chance nicht genutzt, es war schon im Spiel gegen Japan begründet. Mit so einer Qualität darf uns es nicht passieren, in der Gruppenphase auszuscheiden.“
Über den Spielstand bei Spanien: „Man sieht es auf der Leinwand im Stadion, man sieht es an der Reaktion der Leute. Da hat man schon gewusst, was los ist.“
Über Diskussion um One-Love-Binde: „Fußballerische Leistung geht immer vor, klar wurde darüber geredet und es ist in den Köpfen der Spieler. Wir wollten das schon vor dem Japan-Spiel aus den Köpfen schlagen, das ist uns offenbar nicht gelungen. Aber wir stehen zu den Werten, die wir verbreitet haben.“ (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Manuel Neuer: „Der Start und das Ende waren gut. Der Mittelteil nicht so gut. Heute haben wir das Ausscheiden nicht verbockt. Die zweite Halbzeit gegen Japan war unser Problem und hat den Ausschlag gegeben, dass wir ausgeschieden sind. Das ist brutal für uns. Wir haben keine drei Sätze in der Kabine miteinander gesprochen. Das zu verarbeiten, wird nicht einfach.“
... ob er einen Rücktritt ausschließen kann: „Ja, soweit ich eingeladen werde und meine Leistung zeige, kann ich das ausschließen.“
Musiala: Müssen mehr aus den Chancen machen
Jamal Musiala: „Wir sind enttäuscht. Wir haben alles gegeben. Es gab Phasen im Spiel, wo wir besser spielen müssen. Wir hatten viele Chancen, auch ich, wo wir mehr draus machen müssen. Dann ist der Outcome ein anderer.“
Fehlende Gier? „Ich habe es bei keinem Spieler gesehen, dass er nicht gewinnen will.“
Wo steht die Nationalmannschaft? „Wir sind Deutschland, haben immer große Ziele. Zweimal in der Gruppenphase auszuscheiden, ist ernüchternd.“
Joshua Kimmich: „Am Ende ist es das Japan-Spiel, das uns das Weiterkommen gekostet hat und generell das Auslassen von sehr guten Torchancen.“
Sauer auf Spanien oder nur auf sich selbst? „Natürlich hat man gehofft und damit gerechnet, dass Spanien das Spiel gewinnt. Ich glaube nicht, dass es uns zusteht, Spanien einen Vorwurf zu machen. Ich hab das Spiel nicht gesehen, aber wir hatten die Möglichkeit, Spanien und Japan zu schlagen. Wir hatten die Möglichkeit, zur Pause 4:0 zu führen und Spanien unter Druck zu setzen. Es geht nicht darum, die Schuld bei den Spaniern zu suchen.“
Anspruch, Weltmeister zu werden, und jetzt Vorrunden-Aus? „Was heißt den Anspruch, Weltmeister zu werden?! Ich habe von Anfang an gesagt, ich schaue nur auf das erste Spiel. Ich wusste, wie wichtig dort ein Sieg sein wird. Wir vergeigen das erste Spiel und setzen uns dadurch komplett unter Druck. Mir war aber auch bewusst, dass ein Gefühl entstehen kann, wenn wir durch die Vorrunde kommen. Ich fand, es war in der Vorbereitung schwierig, einen Rhythmus und ein Gefühl des Eingespieltseins zu entwickeln. Es war auch so, dass wir oft nicht alle Spieler zur Verfügung hatten. Deswegen war meine Hoffnung, dass wir während des Turniers zusammenwachsen können. Das ist uns nicht gelungen nach dem ersten Spiel. Im zweiten Spiel haben wir gut verteidigt und wenig zugelassen. Aber wenn ich sehe, was wir heute an Torchancen liegen lassen, dann ist es nicht nur Pech, sondern auch sehr viel Unvermögen. Dazu bekommen wir sehr einfach Gegentore. Ein Gegner muss nicht viel investieren, um gegen uns billig Gegentore zu machen.“
Kimmich: „Habe echt Angst, in ein Loch zu fallen“
WM unter schlechtem Stern wegen Nebengeräuschen? „Das sind wir fast schon gewöhnt von der letzten WM, da gab es auch schon Nebengeräusche. Bei dieser WM war es wieder so. Prinzipiell ist es wichtig, dass wir unsere Stimme nutzen, aber in erster Linie sind wir Fußballer und müssen uns aufs Sportliche konzentrieren.“
Persönliche Bilanz? „Es ist heute der schwierigste Tag meiner Karriere. Wenn man zurückschaut: 2018 vergeigt, letztes Jahr die EURO in den Sand gesetzt. Ich bin 2016 dazugekommen, davor war Deutschland immer im Halbfinale. Dann kommt man dazu und scheitert zweimal in der Vorrunde bzw. letztes Jahr im Achtelfinale. Das ist für mich schon nicht einfach zu verkraften, weil ich persönlich mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werde. Das ist natürlich nichts, wofür man stehen möchte. Klar habe ich den Anspruch und Ehrgeiz, gerade auch in der Rolle die ich habe mit mehr Verantwortung, die Mannschaft weiterzubringen. Das ist nicht gelungen, wir fahren wieder nach Hause. Dementsprechend habe ich echt Angst, in ein Loch zu fallen.“
Versetzung auf rechts? „In der zweiten Halbzeit war ich wieder in der Mitte. Die Frage zur Position langweilt mich einfach.“
Gedanken, in der Nationalmannschaft aufzuhören? „Null.“
Überrascht von Müllers Rücktrittsandeutung? „Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat. Überrascht… bin ich vielleicht schon. Wir haben in zwei Jahren eine Heim-EM. Thomas ist ein Spieler, der immer noch auf allerhöchstem Niveau unterwegs ist. Am Ende des Tages muss er das selbst entscheiden. Letztlich muss er das selbst entscheiden. Er hat immer höchste Ansprüche, er hat die WM schon gewonnen. Er wird ein ganz gutes Gefühl haben, ob es noch richtig ist, weiterzumachen oder nicht.“
Gnabry: „Haben einfach nicht gut genug gespielt“
Serge Gnabry: „Die Stimmung in der Kabine war scheiße. Ich glaub, das kann man sich vorstellen – sehr viel Schweigen und Enttäuschung.“
Zum Spiel gegen Costa Rica: „Wir sind hierhergekommen und hatten uns was vorgenommen. Wir sind dann selber schuld, wenn wir nicht weiterkommen. Klar kann man sagen, es lag an Spanien. Aber am Ende lag es an uns, weil wir die anderen beiden spiele nicht gewonnen haben.“
„Wir wollten versuchen, so viele Tore wie möglich zu schießen und so möglichst viel Druck auf die anderen beiden Teams auszuüben.“
Zur Mannschaft: „Es ist so viel Talent in der Mannschaft und dann geht man in der Gruppenphase raus. Das ist bitter. Ich weiß grade auch nicht, was ich sagen soll.“
Zu One-Love-Binde und anderen Störfeuer: Wenn wir auf dem Platz stehen, tritt das alles in den Hintergrund. Wir haben einfach nicht gut genug gespielt und deswegen sind wir nicht weiter.
Bastian Schweinsteiger: „Mit so einer Qualität im Offensivbereich auszuscheiden in dieser Gruppe, das muss er (Flick, Anm. d. Red.) sich vorwerfen. Im ersten Spiel gegen Japan, nachdem Gündogan und Müller rausgenommen wurden, ist ein Bruch in die Mannschaft gekommen. Japan hatte da mehr und mehr die Spielkontrolle übernommen. Gegen Spanien fand ich es gut. Da hat er alles richtig gemacht. Die Aufstellung heute war richtig. Vielleicht während dem Spiel, wenn man merkt, dass der Gegner immer besser reinkommt, das dann zu unterbinden, wäre angebracht. Aber das ist schwierig. Ich muss auch sagen: Die Verteidigung heute wieder, wie der Gegner da manchmal freistand, wo bleibt da das Brennen? Wo ist das Feuer und diese Gier, da mal hinzugehen, dass es auch mal scheppert und man dagegenhält? Nein, wir gehen da weg.“
Sami Khedira: „Wo fangen wir an? Ich glaube, wir sind sprachlos, enttäuscht, traurig, wütend. Keine Ahnung, was wir für Wörter haben. Das ist meine Gefühlslage, ich bin geschockt. Ich war sehr selbstbewusst und dazu stehe ich auch. Aber ich bin einfach enttäuscht und geschockt von dem Ausscheiden.“
Alvaro Morata (Spanien): „Das ist eine Weltmeisterschaft, so ein Spiel darf uns nicht mehr passieren. Aber wir müssen weiter positiv denken und uns zusammensetzen. Marokko hat auch eine gute Mannschaft, darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren.“