Der erste Eindruck des Pressekonferenz-Raums ist durchweg positiv. Kinoähnlich, gut beleuchtet und viele Helfer, die einen reibungslosen Ablauf garantieren sollen. Das funktioniert an diesem Montagabend in Katar allerdings nicht. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Eine PK, die im Gedächtnis bleibt
Mit einem Grinsen betritt Louis von Gaal den großen, aber dennoch gut gefüllten Pressekonferenz-Raum des Al Thumama-Stadions in Doha. Zuvor hatte die niederländische Auswahl, die der 71-Jährige seit vergangenem Jahr trainiert, das erste Spiel bei dieser WM gegen Senegal glanzlos mit 2:0 gewonnen.
Kein Wunder also, dass der ehemalige Bayern-Trainer vor dem Mediengespräch (noch) gute Laune hat. Das ändert sich jedoch schnell. Denn der Kopfhörer, auf dem van Gaal den Dolmetscher hören soll, hält nicht in seinem linken Ohr. „Links geht nicht, das Ohr ist taub“, gibt der ehemalige Bayern-Trainer zu verstehen.
WM: Technische Probleme bei PK mit van Gaal
Aber auch bei den Journalisten wird die Stimmung zunehmend schlechter. Denn schnell wird klar, dass die Übersetzungs-App nicht richtig funktioniert. Da nicht gerade alle Journalisten Niederländisch sprechen und van Gaal nicht auf Englisch antworten möchte, wird es schwer, inhaltlich zu folgen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Zum Thema „One Love“-Armbinde möchte sich der Bondscoach nicht äußern: „Fragen Sie das die FIFA, nicht mich! Ich gebe keine politischen Statements ab.“ Das Thema des Tages bügelt er damit mit wenigen Sätzen ab.
Hinzu kommt, dass der von der FIFA zugeteilte Leiter der PK seine Rolle sehr speziell interpretiert. Viele gehobene Hände nimmt er während der etwa 20-minütigen Fragerunde scheinbar nicht wahr. Unsere Frage zur Leistung von Matthijs de Ligt können wir nicht stellen. Die Kollegen werden zudem darauf hingewiesen, ihre nächsten Fragen ausschließlich an Cody Gakpo zu stellen. Der Shootingstar sitzt als Spieler des Spiels neben van Gaal auf der PK.
Gakpo von Journalisten-Frage verwirrt
Eine dieser Fragen, auf Englisch gestellt, lässt den 23-Jährigen verwirrt zurück – und sorgt so für den nächsten kuriosen Moment: „Ich verstehe die Frage nicht“, ist seine knappe Antwort. Der Kollege versucht es erneut, gibt nach Kopfschütteln von Gakpo fast schon auf. Dann wird klar: Er möchte wissen, ob er aus seiner Sicht die letzte Hoffnung der Elftal bei diesem Turnier ist. Gakpo lacht daraufhin und verneint kurzsilbig. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Als dann noch eine Frage aus dem „Virtual Stadium“, einem digitalen Raum, von dem aus man das Spiel im FIFA-Medienzentrum verfolgen kann, gestellt wird, aber nicht bei den Akteuren ankommt, ist die Chaos-Veranstaltung perfekt. Eine Wortmeldung später ist sie beendet.
Eine absurde Pressekonferenz, die bezeichnend ist für diese Weltmeisterschaft. Ein Turnier mit offensichtlich gekauften Fans, Sanktionen für politische Botschaften und weiteren zumindest merkwürdigen Vorkommnissen.