Feuerwerk zischte glühend in den nachtschwarzen Wüstenhimmel - doch dann folgte die ganz große Ernüchterung!
Novum in der WM-Geschichte
Katar hat die umstrittenste WM der Fußball-Geschichte mit einem Novum, nämlich der ersten Auftaktniederlage eines Gastgebers überhaupt, eröffnet: Das Emirat läutete sein Multimilliarden-Projekt nach einer pompösen Show mit einem sportlich schwer enttäuschenden 0:2 (0:2) gegen Ecuador ein und muss das frühe Aus befürchten.
Das geheimnisvollste Team des Turniers präsentierte sich dabei nicht annähernd auf WM-Niveau. Entscheidender Akteur war Ecuadors Enner Valencia, der mit seinem Doppelpack (16./31.) für den Sieg der Südamerikaner sorgte und sich damit einem WM-Rekord von Eusébio und Co. näherte.
Valencia selbst schoss nämlich die letzten fünf Tore Ecuadors und liegt damit noch einen Treffer entfernt von Eusébio (Portugal 1966), Paolo Rossi (Italien 1982) und Oleg Salenko (Russland 1994), die sechs WM-Treffer ihres Landes in Folge erzielten.
Katar mit Heimvorteil - Ecuador Favorit
Bereits vor dem Spiel waren die Rollen klar verteilt. Während Katar den Vorteil einer Heim-WM inne hatte und auf die Unterstützung ihrer Fans zählen konnte, standen bei Ecuador die auf dem Papier deutlich namhafteren Akteure auf dem Feld.
Mit Valencia stellte Ecuador den Top-Torschützen der türkischen Süper Lig, weiter liefen mit Moisés Caicedo und Pervis Estupinán zwei gesetzte Stammspieler von Brighton & Hove Albion auf. Außerdem stand auch Bayer Leverkusens Piero Hincapié in der Anfangsformation. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Auf den Seiten der Katarer hatte der spanische Nationaltrainer Felix Sanchez keine dieser Hochkaräter zur Verfügung. Der größte Name in seinem Team lautete Akram Afif, der in der heimischen Liga bei Al-Sadd SC spielt und mit einem Marktwert von vier Millionen Euro beziffert wird (transfermarkt.de).
Valencia schockt Katar doppelt
Folglich entwickelte sich von Beginn an ein Spiel, das diesem Rollenverhältnis entsprach. Bereits früh durfte die ecuadorianische Auswahl über die vermeintliche Führung jubeln, die Freude währte jedoch nur kurz. Nach Eingriff des VAR und dem Debüt der halbautomatischen Abseitserkennung kassierte der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato den Treffer von Valencia ein, da zuvor eine Abseitsstellung vorlag (3.).
Da jubelten die meisten der 67.372 Zuschauer noch, doch sie sahen ihre Mannschaft überfordert und fahrig - und verließen schon vor dem Schlusspfiff in Scharen das „Beduinenzelt-Stadion“ Al-Bayt nördlich von Doha.
Kaum eine Passfolge gelang, Katar lief ständig hinterher und wusste sich häufig nur mit Fouls zu helfen. Torhüter Saad Al-Sheeb patzte mehrfach, zum Beispiel, als er Valencia im Strafraum zu Fall brachte und damit einen Elfmeter verschuldete, den der Gefoulte sicher zum 1:0 verwandelte (16.). (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Katars Reaktion blieb in Folge völlig aus, was Ecuador hart bestrafte. Wieder war es Valencia, der auf 2:0 erhöhte (31.). Eine Flanke von Rechtsverteidiger Angelo Praciado aus dem rechten Halbfeld köpfte der Stürmer aus gut zehn Metern Entfernung ins linke Eck. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Kurz bevor es in die Halbzeitpause ging, gab es dann plötzlich die erste große Gelegenheit für Katar, welche Stürmer Almoez Ali jedoch kläglich vergab. Eine Flanke aus dem rechten Halbfeld setzte er, völlig freistehend, mit dem Kopf am Kasten vorbei (45.+4).
Ecuador spielt auf Zeit - Katar ohne Mittel
Im zweiten Durchgang ließen es die Südamerikaner dann etwas ruhiger angehen und überließen den Katarern den Ball, mit welchem diese jedoch wenig anzufangen wussten. Vertikales Spiel wollte bei den Hausherren nicht gelingen, während Ecuador mit der komfortablen Führung im Rücken keine Eile hatte.
Dieses Spiel setzte sich dann bis zum Schlusspfiff fort. Während Katar jedoch wirkungslos blieb, konnte sich Ecuador immer wieder brauchbare Chancen herausspielen, von denen die Südamerikaner jedoch keine mehr verwerten konnten.
Katar gelang es nicht, Druck aufzubauen, wodurch das Spiel in der Wüste arg dahin plätscherte. Das schlug auch auf die Stimmung im Stadion: Der organisierte katarische Support begann zu erlahmen, viele Plätze waren plötzlich verwaist - die rund 6000 Ecuadorianer blieben allerdings lautstark.
Mit Sport-Informations-Dienst