Das omanische Nationalteam ist heute unser letzter Gegner vor der WM. (Oman - Deutschland ab 18 Uhr im LIVETICKER)
Musiala wird der deutsche WM-Star
Früher hätte Rudi Völler tagelang gewarnt und darauf bestanden, dass es im Fußball keine Kleinen mehr gibt. Und seine Mannschaft hätte sich dann im Kollektiv nervös gegen den übermächtig wirkenden Zwerg gestellt und auf ein Tor in der Achtzigsten gehofft. Das ist heute alles anders. Die deutschen Spieler und ihr Bundestrainer strotzen vor Selbstbewusstsein. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)
Die Frage, wie weit das Team von Hansi Flick kommen möchte, ist geklärt: ins Endspiel. Und es gewinnen. Sie haben es selbst gesagt, alle, und das ist gut. Wie das funktionieren soll, ist auch klar. Mit Plan. Wir erinnern uns: Unter Jürgen Klinsmann begann ja 2004 das Zeitalter der Taktik in der Nationalmannschaft. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Was nicht klar ist: Wer wird spielen, und wer wird leuchten?
Wer wird der deutsche WM-Star?
Erinnert ihr euch an 2010? Für mich war das die schönste WM von allen. Deutschland spielte plötzlich schönen Fußball. Ich war selbst in Südafrika und habe es erlebt. Menschen aus aller Welt redeten nur noch über Neuer, Kroos, Müller, Özil. Wir hatten auf einen Schlag einen ganzen Batzen Superstars. Sie waren jung, und sie brauchten das Feld.
So etwas kannst du natürlich nicht planen. Ich glaube nicht, dass es bei dieser WM vier deutsche Spieler ganz nach oben in die Hirne der Fußballfans schaffen.
Aber ich glaube an Jamal Musiala. An sonst niemanden. Das ist nicht abschätzig gemeint. Wir hatten selten so viele gute Leute. Aber wir haben nur einen Musiala.
Schluss mit Blamagen
Ilkay Gündogan hat gestern gesagt, er wäre enttäuscht, wenn er am Mittwoch in einer Woche gegen Japan nicht in der Startelf stehen sollte. Ich wäre enttäuscht, wenn er drinstünde. Ich will einen Neuanfang. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Ich erwarte von Deutschland nicht den Titel, ich erwarte eine richtig gute WM mit Tempofußball, der einen neuen deutschen Weltstar hervorbringt. Drunter mach ich‘s nicht. Nicht nach 2018 und 2021. Ich bin ausgelaugt von dieser Hilflosigkeit und den Blamagen.
„Bambi“ als entscheidender Spieler
Seine Mitspieler nennen Musiala „Bambi“. Es ist das größte Understatement der Fußballgeschichte. Der neudeutsche Ex-Engländer ist ja bereits 100 Millionen Euro wert, heißt es.
Nach dem Turnier sind es 150 oder 200. Ich wette. Ich glaube, Musiala ist ein Spieler, der alles alleine entscheiden kann. Trotz Sané, Müller, Kimmich, Gnabry. Entweder macht er das jetzt oder spätestens 2026.
Jetzt wäre mir lieber.
Flick muss es wie van Gaal machen
Dazu muss er aber spielen. Also: Bitte, bitte, nicht die Bank!
Louis van Gaal hat als Bayern-Trainer einen großen Satz gesagt. Das war 2009. „Thomas Müller spielt immer“, sagte er. Alle staunten.
Müller war gerade von den Amateuren hochgekommen. Das muss man sich mal vorstellen. Hatte van Gaal Eier, oder was? So baut man als Trainer einen Weltstar auf. Indem man voll ins Risiko geht und vertraut.
„Musiala spielt immer“
Van Gaal hielt Wort. In der Saison 2009/10 stand Thomas Müller in 53 Pflichtspielen des FC Bayern 52-mal auf dem Platz. Bis heute hat er alles gewonnen. 32 Titel insgesamt.
Müller war 19 Jahre alt, als van Gaal am 1. Juli 2009 zu den Bayern kam. Musiala ist heute 19 Jahre alt.
Ich weiß nicht, ob wir in Katar Weltmeister werden. Vielleicht ist es zu früh dafür. Ich weiß nur, dass wir sehr erfolgreich sein werden, wenn Hansi sagt: „Jamal Musiala spielt immer.“
Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter und Chefredakteur von Sport Bild. Heute widmet er sich in seiner Kolumne für SPORT1 auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Fußball-Themen. Steudel-Kolumnen gibt es regelmäßig auch im täglichen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Den kostenlosen Newsletter erhalten Sie hier: https://newsletter.fever-pit.ch/