Es ist das Gesprächsthema der letzten Wochen: Viele Nationalspieler verpassen die Weltmeisterschaft aufgrund von Verletzungen; besonders hart trifft es dabei Frankreich, das besonders im Mittelfeld auf viel Qualität verzichten muss. Dänemark, Australien und Tunesien möchten davon bestmöglich profitieren und ihr Weiterkommen in der Gruppe sichern. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
WM 2022: Die Gruppe D in der Analyse
Wie die großen Stars und Trainer der unterschiedlichen Länder heißen, in welcher Formation sie auftreten und weitere spannende Fakten erfahren Sie hier im SPORT1-Überblick!
Der Hype in Tunesien um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist sehr groß. Große Stücke werden auf den 26-Mann-Kader gelegt.
Ihre erste Weltmeisterschaft ist die WM 2022 aber nicht: Tunesien war bereits in fünf Weltmeisterschaften vertreten, jedoch war bereits immer in der Gruppenphase Schluss.
Auch dieses Jahr gibt es hinsichtlich der Qualität einige Defizite. Der Großteil der Verteidigung besteht aus Spielern, die in Ägypten, Kuwait oder Tunesien unter Vertrag stehen. Der letzte WM-Test ging ebenso schief: Die Tunesier verloren mit 1:5 gegen Brasilien. Ihr Trainer, Jalel Kadri, greift dabei normalerweise auf ein 4-3-3 zurück.
Kleine Hoffnungsschimmer bereiten einige tunesische Spieler, die in Europa spielen.
Zum Beispiel Ellyes Skhiri. Der 27-jährige spielt beim 1.FC Köln als Stammspieler und soll das Zentrum zusammenhalten. Wahbi Khazri spielt bei Montpellier HSC in Frankreich, ist einer der größten Stars im Kader Tunesiens. Letzte Saison erzielte er noch für seinen früheren Arbeitgeber AS Saint-Étienne trotz des Abstiegs zehn Tore. Als tunesischer Diamant gilt schließlich Hannibal Mejbri. Der 19-jährige spielt momentan bei Birmingham City in der zweiten Liga Englands, ausgeliehen von Manchester United.
Die Tunesier werden es alles in allem in dieser Gruppe schwierig haben.
Die Dänen sind immer für eine Überraschung gut. Sie sind besonders schwer einzuschätzen, da einerseits die Qualität innerhalb der Mannschaft nicht übermäßig hoch ist, der Teamgeist andererseits die Mannschaft zu einer Einheit macht. Das spiegelt sich auch in den Resultaten wieder, die die Dänen letztens einfahren konnten: In der WM-Qualifikation und der UEFA Nations League besiegten die Dänen Weltmeister Frankreich und Österreich, verloren aber gegen Kroatien und Schottland.
Kasper Hjulmand, seit 2020 Trainer Dänemarks, bevorzugt ein 3-4-3, das für diese Mannschaft besonders gut geeignet ist. Dänemark verfügt nämlich über drei starke Innenverteidiger: Simon Kjaer (AC Mailand), Andreas Christensen (FC Barcelona) und Joachim Andersen (Crystal Palace). Letzterer fiel im August beim Premier League Spiel zwischen Crystal Palace und FC Liverpool besonders auf, als er den uruguayischen Stürmer Darwin Núñez zu einem Platzverweis provozierte.
Im Mittelfeld läuft für die Dänen Ex-Bundesliga-Star und heutiger Tottenham-Spieler Pierre Emile Højbjerg auf. Er gilt in der Premier League als einer der besten Sechser. Der größte Star des Teams ist natürlich Christian Eriksen von Manchester United, der dieses Jahr seine dritte WM spielen wird. Ein dänisches Talent, das momentan in Belgien für Furore sorgt und sich bei der Weltmeisterschaft einen ganz großen Namen machen möchte, ist Andreas Skov Olsen. Mit dem FC Brügge spielt er bis jetzt eine außergewöhnliche Champions League Saison, erreichte sensationell das Achtelfinale. Diese Saison steuerte der 22-jährige Flügelspieler bisher insgesamt acht Tore und vier Vorlagen bei.
Auf der Stürmerposition stehen Hjulmand eigentlich einige Spieler zur Verfügung. Mit Yussuf Poulsen (RB Leipzig), Kasper Dolberg (FC Sevilla), Martin Braithwaite (Espanyol Barcelona) und Jonas Wind (Vfl Wolfsburg) stehen dem dänischen Cheftrainer gleich vier Optionen parat. Poulsen war in dieser Saison jedoch immer wieder verletzt und kann in der Bundesliga und Champions League bislang keinen Treffer vorweisen. Kasper Dolberg kam ebenso auf sehr wenige Einsatzzeiten, allerdings nicht aus gesundheitlichen Gründen. Martin Braithwaite ist außer Form, erzielte in neun Spielen lediglich drei Tore. Jonas Wind schoss in sechs Spielen für die Wolfsburger nur ein Tor, kämpft außerdem momentan mit muskulären Problemen.
Dennoch ist für Dänemark die k.o.-Phase sicherlich Pflicht.
Die Socceroos sorgten in den letzten Weltmeisterschaften besonders aufgrund von Tim Cahill in dem ein oder anderen Spiel für Verwunderung. Nach seinem Karriereende im März 2019 gingen Australien jedoch die Stars aus. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Das hat sich bereits bei der WM-Qualifikation gezeigt. Diese gelang den Australiern erst in den Playoffs. Im Elfmeterschießen schlug man dabei Peru und sicherte sich somit ein Ticket für die WM 2022 in Katar. Der Trainer, Graham Arnold, lässt gerne in einem 4-2-3-1 spielen.
Der wertvollste Spieler Australiens ist der Torwart Matthew Ryan. Der 30-jährige spielt beim FC Kopenhagen in der Hauptstadt Dänemarks und ist momentan fünf Millionen Euro wert. Auf internationale Erfahrung kann er bei seinen Vordermännern nicht zählen. Das Innenverteidiger-Duo bilden Harry Souttar (Stoke City) und Bailey Wright (AFC Sunderland). Souttar war aufgrund eines Kreuzbandrisses für ein Jahr lediglich Zuschauer, absolvierte in dieser Saison wenige Spiele für die zweite Mannschaft von Stoke City.
Im Mittelfeld werden schon prominentere Spieler zu finden sein: Aaron Mooy (Celtic Glasgow) und Jackson Irvine, Kapitän vom FC St. Pauli, sollen das zentrale Mittelfeld besetzen.
Durch den Rücktritt von Tim Cahill ist auch ein Stürmerproblem entstanden, das bisher noch nicht als gelöst erscheint. Der ehemalige Bundesliga-Spieler Mathew Leckie, der unter anderem für Hertha Berlin stürmte, konnte in 73 Länderspielen nur 13 Tore erzielen. Mitchell Duke wäre auf dieser Position eine Alternative, spielt jedoch nur in der zweiten Liga Japans. In diesem Fall kann Australien auf ein Talent zurückgreifen. Garang Kuol ist 18 Jahre alt und begeistert aufgrund seiner Schnelligkeit und seinem guten Dribbling. Besonders bei Pässen in die Tiefe könnte er gefährlich werden.
Für Schlussphasen, in denen noch ein Tor benötigt wird, könnte der Teenager dann sicherlich eine gute Option sein.
Die Verletztenliste, eine düstere Tradition und der aktuelle Trend könnten dem Weltmeister von 2018 dieses Jahr zum Verhängnis werden. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)
Aber der Reihe nach. Die Optionen für Noch-Nationaltrainer Didier Deschamps dünnen sich immer weiter aus. Nach den Verletzungen von Paul Pogba (Juventus Turin), Ngolo Kanté (FC Chelsea), Presnel Kimpembe (Paris Saint-Germain) und Mike Maignan (AC Mailand) fällt auch noch Bundesliga-Star Christopher Nkunku verletzt aus.
Noch dazu sorgte die ein oder andere Entscheidung von Cheftrainer Deschamps für Verwunderung unter den Fans. Ferland Mendy (Real Madrid), Tanguy Ndombele (SSC Neapel) und Jonathan Clauss (Olympique Marseille) schafften es allesamt nicht in den Kader.
Außerdem darf man nicht den Fluch der Weltmeister vergessen: Seit 2010 scheitert der Sieger der letzten WM sensationell in der Gruppenphase. 2010 traf es Italien, 2014 Spanien und 2018 bekanntlich Deutschland. Ist also dieses Jahr Frankreich dran?
Auch der momentane Trend ist nicht sonderlich berauschend. Die Équipe Tricolore gewann nur eins der letzten sechs Spiele, beendete außerdem die diesjährige Nations League als Vorletzter.
Trotz allen Problemen verfügt der Kader der französischen Nationalmannschaft über eine Qualität, die sonst nur wenige Teilnehmer der diesjährigen WM vorweisen können. Ballon d´Or Gewinner Karim Benzema (Real Madrid), Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain), Olivier Giroud (AC Mailand), Kingsley Coman (FC Bayern), Ousmane Dembélé (FC Barcelona) und Antoine Griezmann (Atlético Madrid) bilden den Wahnsinns-Sturm Frankreichs. Auch in der Abwehr stehen mit Raphaël Varane (Manchester United), Jules Koundé (FC Barcelona), Benjamin Pavard (FC Bayern), Dayot Upamecano (FC Bayern) und den Hernández-Brüdern (FC Bayern & AC Mailand) viel Qualität auf dem Platz.
Im Mittelfeld wird aufgrund des Verletzungspechs besonders jüngeren Spielern Vertrauen geschenkt. Der 100-Millionen-Mann Aurélien Tchouaméni und Eduardo Camavinga (beide Real Madrid) sind zwei Spieler mit unglaublichem Potential. Jedoch mangelt es ihnen an internationaler Erfahrung, die Pogba und Kanté hätten vorweisen können. Auch Adrien Rabiot und Mattéo Guendouzi sind zwar gute Optionen, gehören aber nicht zur internationalen Klasse.
Frankreich gehört dennoch zu einem der größten Favoriten auf den WM Titel.