Was für ein Gänsehaut-Moment!
So geht Protest, lieber DFB!
Im Al-Khalifa-Stadion in Doha waren am Montag vor dem Anpfiff der Partie England gegen Iran alle Augen auf die iranischen Spieler gerichtet. Werden sie bei der Nationalhymne mitsingen, oder nicht?
Aufgrund der massiven Proteste im Land gegen das Mullah-Regime, für das Frauen Menschen zweiter Klasse sind und das Kritiker kaltblütig hinrichten lässt, hatten sich in den vergangenen Wochen schon Sportler anderer iranischer Nationalmannschaften - wie Wasserball oder Volleyball - geweigert, die Hymne zu singen. „Bleibt ewig beständig, Islamische Republik Iran“, heißt es in einer Strophe.
Meine Mutter ist in Teheran geboren und in diesem wunderschönen Land mit seinen wunderbaren Menschen, das ich vor sieben Jahren besuchten durfte, aufgewachsen und kam im Alter von 18 Jahren für ein besseres Leben nach Deutschland. Für sie und meine Verwandten gab es vor dieser umstrittenen WM nur ein Thema: Singen sie oder singen sie nicht?
Versteinerte Mienen bei der iranischen Hymne
Sie taten es: nicht! Die Spieler verstummten und sendeten damit ein wichtiges Zeichen in die Welt: Für Freiheit, für die Frauen und gegen das Terror-Regime! (News: Drohen dem Iran-Team Konsequenzen?)
Kein einziger Spieler sang mit. Versteinerte Mienen bei Ehsan Hajsafi, Mehdi Taremi und Co. Auf den Rängen lagen sich die Perser in den Armen, wischten sich die Tränen aus dem Gesicht, sie zeigten Victory-Zeichen und riefen „Zan! Zendegi! Azadi!“ („Frauen! Leben! Freiheit!“). (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Die Gefühle übermannten auch mich. Ich fing an zu weinen. Es war erst das zweite Mal, dass mir bei einem Fußballspiel Tränen über die Wangen kullerten.
Erst nach einer Weile ließ die Gänsehaut nach. Ich habe meiner Mama sofort ein Handy-Video aus dem Stadion geschickt und auf den Presseplätzen Beifall geklatscht. Auch meiner Tante, meinem Onkel und meinen Cousins schickte ich ein Video. Es ist ein Tag, der uns alle stolz macht.
Für mich sind sie schon jetzt Helden dieser WM
„Wir müssen akzeptieren, dass die Bedingungen in unserem Land nicht stimmen und unser Volk nicht glücklich ist“, fand Irans Kapitäns Ehsan Hajsafi schon vor dem Spiel bewegende Worte über die schlimmen Zustände in seinem Heimatland und bekräftigt, dass die Spieler hinter dem Protest stehen.
„Vor allem möchte ich allen Hinterbliebenen im Iran mein Beileid aussprechen“, sagte der 32 Jahre alte Profi von AEK Athen. „Sie sollen wissen, dass wir bei ihnen sind, dass wir sie unterstützen und dass wir mit ihnen mitfühlen.“
Diese Männer riskieren so viel. Ihr Leben steht nach diesem stummen Protest auf dem Spiel. Ihre Freiheit. Sie wissen nicht, wie sie bei ihrer Rückkehr im Iran empfangen werden. Für mich sind sie schon jetzt Helden und die Gewinner dieser WM.