Die Diskussion um die One-Love-Binde ist entschieden. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Binde: Deutschland knickt ein
Auf Druck der FIFA haben die großen europäischen Nationen am Montag einen Rückzieher gemacht - nach SPORT1-Informationen auch Deutschland.
Die Nationen, die sich vor dem Turnier zusammengeschlossen hatten, als Zeichen für Menschenrechte mit einer One-Love-Binde aufzulaufen, haben ihren Plan verworfen. Diese waren: Deutschland, England, Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales, Dänemark.
Die FIFA hatte beim Tragen der Binde sportliche Konsequenzen ins Spiel gebracht. Wie unter anderem der niederländische sowie der englische und walisische Verband mitteilten, habe der Weltverband klar zum Ausdruck gebracht, dass beim Tragen der Binde der jeweilige Kapitän mit einer gelben Karte sanktioniert werden würde.
Laut SPORT1-Informationen habe sich deswegen auch der DFB dazu entschlossen, Kapitän Manuel Neuer nicht dieser Gefahr auszusetzen und auf das Tragen der Binde zu verzichten.
„Wir erleben einen beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte. Die von der FIFA herbeigeführte Konfrontation werden wir nicht auf dem Rücken von Manuel Neuer austragen“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in einer Stellungnahme.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Direktor Oliver Bierhoff werden um 14 Uhr am Trainingszentrum Al Shamal zu einem kurzen Pressegespräch zur Verfügung stehen.
DFB-Präsident verteidigt One-Love-Binde wenige Tage zuvor
Vor wenigen Tagen hatte sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf noch entschlossen gezeigt, auch gegen den Willen der FIFA dieses Zeichen für Toleranz und Menschenrechte auf dem Platz zu zeigen. „Das ist keine politische Äußerung, sondern ein Statement für die Menschenrechte“, erklärte er, weswegen der Verband auch bereit sei, „eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen“. (NEWS: Neuendorf verteidigt One-Love-Binde)
Nachdem nun jedoch auch eine gelbe Karte und damit eine mögliche Sperre Neuers im weiteren Turnierverlauf im Raum steht, hat man diese Konsequenz für das Tragen der Binde wohl als zu gefährlich für das Erreichen der sportlichen Ziele eingestuft.
Der britische Journalist Rob Harris hatte per Twitter ein Statement veröffentlicht, das von den sieben Nationen gemeinsam verfasst worden sein soll. „Die Fifa hat sehr deutlich gemacht, dass sie sportliche Sanktionen verhängen wird, wenn unsere Kapitäne die Armbinden auf dem Spielfeld tragen“, heißt es darin und weiter: „Als nationale Verbände können wir unsere Spieler nicht in eine Lage bringen, dass ihnen sportliche Sanktionen wie Sperren drohen, also haben wir unsere Kapitäne gebeten, die Binde nicht in Fifa-WM-Spielen zu tragen. Wir waren bereit, Geldstrafen zu zahlen, die normalerweise bei Verstößen gegen die Ausrüstungsvorschriften verhängt würden und hatten eine starke Bindung zum Tragen der Binde. Nichtsdestotrotz können wir unsere Spieler nicht in die Situation bringen, dass sie verwarnt oder sogar vom Platz verwiesen werden.“
Auf der DFB-Pressekonferenz wenige Minuten zuvor hatte Pressesprecherin Franziska Wülle noch keine definitive Antwort auf die Frage nach der Binde geben können. „Die UEFA Working Group berät sich aktuell mit der FIFA“, antwortete sie auf die Journalistenfrage und fügte hinzu: „Wir werden diese Entscheidung abwarten. Wir werden auch sehen, wenn die ersten Teams auf den Rasen gehen, wie die Entscheidung ist. Daher würden wir diese Beratungen gerne abwarten.“ (DFB-PK ZUM NACHLESEN)
Europäische Einheit bröckelt schon vor dem Turnier
Bereits vor dem Turnier war die Einheit der europäischen Teams in Bezug auf die Binde gebröckelt. Frankreichs Nationaltorhüter Hugo Lloris reagierte auf Nachfrage bei einer Pressekonferenz ausweichend: „So wie wir oft wollen, dass sich Fremde an unsere Regeln halten und unsere Kultur respektieren, werde ich dasselbe machen, wenn ich nach Katar gehe. Ziemlich einfach.“
Daher müsse er zwar mit den Ideen vor Ort nicht einverstanden sein, „aber ich muss dafür Respekt zeigen“.