Der DFB und einige Nationalspieler betonten vor der Abreise nach Katar ausdrücklich, bei dieser WM Zeichen setzen zu wollen. Für Gleichbehandlung, gegen Menschenrechtsverletzungen.
Ein einziges Armutszeugnis
Nun ist klar: Die One-Love-Kapitänsbinde wird keines davon sein. Aus Angst vor Sanktionen knicken die Verbände, nicht nur der deutsche, nun also doch ein. Drei Tage, nachdem DFB-Präsident Bernd Neuendorf noch glaubhaft versichert hatte, dass Manuel Neuer die Binde auf jeden Fall tragen werde.
Doch die FIFA drängte auf den letzten Drücker sowohl den DFB als auch die übrigen teilnehmenden Nationen (u.a. England, Niederlande und Dänemark) in die Ecke. Das Tragen einer solchen Binde, so die Drohung des Weltverbands, könne laut Statuten als politisches Symbol gewertet werden und eine Strafe, beispielsweise in Form einer Gelben Karte, nach sich ziehen.
Schon klar, dass Hansi Flick nicht auf Manuel Neuer verzichten möchte. Ebenso wenig wie Louis van Gaal auf Virgil van Dijk oder Gareth Southgate auf Harry Kane. Man kann verstehen, dass die Verbände den sportlichen Aspekt berücksichtigen – erst recht, wenn die Gerüchte stimmen, die FIFA hätte gar mit einem Punktabzug gedroht.
One-Love-Binde mutiert zu PR-Aktion
Trotzdem ist ihr Einknicken ein einziges Armutszeugnis. Vor allem folgende Frage muss erlaubt sein: Warum waren die Verbände so naiv und studierten die FIFA-Statuten offensichtlich nicht genau, um sich auf dieses Szenario einzustellen und Alternativen in Betracht zu ziehen?
In Artikel 13.8.1 heißt es: „Für FIFA-Finalwettbewerbe muss der Kapitän einer jeden Mannschaft eine von der FIFA bereitgestellte Binde tragen.“
Es war klar, dass die Verbände damit nicht gegen die von Tag zu Tag sprachloser machende FIFA mit ihrem Peinlich-Präsidenten Gianni Infantino durchkommen.
So wirkt die One-Love-Binde leider nur wie eine nette, aber unwirksame PR-Aktion – und schon gar nicht wie ein Zeichen. Denn ein Zeichen setzt man eigentlich nur dann, wenn einem die Konsequenzen egal sind.