Die deutsche Nationalmannschaft hat doch ein Zeichen gesetzt - doch war der Wirbel am Ende zu viel?
Flick: „Das ist mir zu billig“
Sowohl bei der Ankunft als auch beim Mannschaftsfoto beim WM-Auftakt gegen Japan, der mit 1:2 verloren ging, drückte die deutsche Nationalmannschaft ihren Protest aus.
Unmittelbar vor dem Anpfiff im Khalifa International Stadium von Ar-Rayyan stellte sich die deutsche Startelf zum Teamfoto auf - alle hielten sich dabei demonstrativ den Mund zu. Im Weltbild war die Aktion nur von der Seite zu sehen.
„Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt“, teilte der DFB bei Twitter mit: „Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar.“
Die sollte laut Aussage des Verbands „selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht.“
Flick: „Das ist mir zu billig“
Bitter für das deutsche Team: Zum Auftakt setzte es eine 1:2-Pleite. SPORT1 fragte Bundestrainer Hansi Flick, ob die One-Love-Debatte, die in den vergangenen Tagen für reichlich Aufregung gesorgt hatte, das Team beeinflusst habe.
„Nein, wir suchen keine Ausreden. Das ist mir zu billig“, antwortete Flick nach der Partie.
Neuer kritisiert FIFA - Müller hält sich zurück
DFB-Kapitän Neuer erklärte die Aktion nach dem Spiel. Die Spieler würden sich vielleicht die One-Love-Binde, „aber niemals unsere Stimme nehmen lassen. Wir stehen weiter für unsere Werte. Wir stehen für Menschenrechte ein. Das wollten wir damit zeigen: Dass wir uns vielleicht von der FIFA den Mund haben verbieten lassen - das machen wir vielleicht mit der Kapitänsbinde auf dem Platz, aber unsere Werte vertreten wir immer.“
Der Aktion sei eine Diskussion innerhalb der Mannschaft vorausgegangen. Es sei aber schnell klar gewesen, „dass wir da ein Zeichen setzen wollen“, berichtete der Keeper.
Das Binden-Verbot durch die FIFA kritisierte Neuer. „Erstmal waren wir natürlich negativ überrascht, dass so kurzfristig eine solche Entscheidung getroffen wurde für alle Nationen. Es ist vom Timing her wieder ein Wahnsinn gewesen für mich“, fand der Kapitän deutliche Worte. Zudem war es ihm wichtig, seine Mannschaft nicht durch „Punktabzug, Sperren oder irgendwelcher Karten“ zu schwächen.
Sein Teamkollege Thomas Müller äußerte sich ebenfalls zum Protest: „Wir haben versucht, das, was uns beschäftigt hat, einfach als Energie mit ins Spiel reinzunehmen. Ganz unabhängig davon, wer welche Emotionen hat.“
Auch eine Reaktion auf die Kritik am DFB im Vorfeld der Partie hatte der Angreifer parat: „Egal, was wir oder ich jetzt auch zu diesem Thema außerhalb des Platzes sage, ich habe jetzt nicht die Erfahrung gemacht, dass uns das als Verband oder Spieler irgendwie positiv ausgelegt wird. Dementsprechend halte ich mich auch dort zurück.“
Regenbogenfarben auf den Jacken
Flicks Spieler hatte bereits bei der Ankunft ein Zeichen gesetzt, als sie mit Regenbogenfarben ins Stadion gekommen waren. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Jamal Musiala, Nico Schlotterbeck und Co. trugen bei der Ankunft im Khalifa International Stadium in Al-Rayyan weiße DFB-Jacken, an deren Ärmeln dünne Streifen in den bunten Regenbogen-Farben zu sehen waren.
Oliver Bierhoff hatte im Vorfeld der Partie bereits eine solche Aktion angedeutet. „Wir werden sehen. Das hat die Spieler sehr beschäftigt“, sagte der DFB-Geschäftsführer wenige Stunden vor dem Anpfiff in der ARD. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
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