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WM 2022 in Katar: "Ich rate davon ab" - Menschenrechtler widerspricht Hoeneß

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WM 2022 in Katar: "Ich rate davon ab" - Menschenrechtler widerspricht Hoeneß

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Katar? „Davon rate ich Herrn Hoeneß ab“

Mit seinem Anruf im SPORT1 Doppelpass hat Uli Hoeneß die Diskussion um die WM in Katar nochmal angeheizt. Bei SPORT1 spricht Dr. Kamal Sido über die Menschenrechtslage in dem Emirat und die Möglichkeit eines Boykotts.
Beim Thema Katar hat Uli Hoeneß eine klare Meinung. Darum greift er auch kurzer Hand ans Telefon, um im STAHLWERK Doppelpass anzurufen und seine Meinung zu äußern.
Mit seinem Anruf im SPORT1 Doppelpass hat Uli Hoeneß die Diskussion um die WM in Katar nochmal angeheizt. Bei SPORT1 spricht Dr. Kamal Sido über die Menschenrechtslage in dem Emirat und die Möglichkeit eines Boykotts.

Mit seinem Telefonanruf im STAHLWERK Doppelpass live auf SPORT1 hatte Uli Hoeneß am Sonntag für Aufsehen gesorgt. Der Ehrenpräsident des FC Bayern fachte die Diskussion rund um die WM 2022 in Katar mit seinen Aussagen weiter an. (BERICHT: Die Wahrheit hinter Hoeneß' Anruf)

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„Den Arbeitern in Katar geht es durch die WM besser und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen“, sagte Hoeneß und verteidigte damit hörbar erregt die umstrittene Ausrichtung der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat.

Liegt Hoeneß mit seiner Meinung richtig oder falsch. SPORT1 fragte nach bei Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

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SPORT1: Wie bewerten Sie die Aussagen von Uli Hoeneß?

Dr. Kamal Sido: Ich hoffe, dass sich die Lage durch die Diskussion und durch die mediale Aufmerksamkeit verbessert hat. Ich war aber erst Ende Februar, Anfang März vor Ort. Dabei habe ich nicht gesehen, dass die Lage sich gebessert hat. Das war wie gesagt Anfang März. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)

Ich habe mit vielen Gastarbeitern aus den Philippinen, Bangladesch und Indien gesprochen. Die haben keine Zeit sich um Sport zu kümmern oder sportliche Aktivitäten durchzuführen. Die sind da, um zu arbeiten, um ihre Familien in den fernen Ländern zu unterhalten. Man muss wirklich Flagge zeigen und abschließend können wir sagen, das hat sich gelohnt. Das ist meine Hoffnung, dass es am Ende besser wird.

Wir werden die WM abwarten und dann abschließend bewerten. Unsere Forderung war, dass am Ende der WM, die Regierung von Katar jedem Gastarbeiter symbolisch 50.000 Euro zahlt, als Entschädigung für die ganze Arbeit. Denn es wurden Milliarden damit verdient. Die Familien der verstorbenen Arbeiter müssen auch entschädigt werden. Dann können wir abschließend sagen, die mediale Aufmerksamkeit hat dazu geführt. Durch Beispiele wie China haben wir aber auch erlebt, dass die Lage schlechter wurde.

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Diese Diktatur unterstützen? „Davon rate ich ab“

SPORT1: Wie finden Sie es generell, dass sich jemand wie Uli Hoeneß zu Katar äußert und Stellung bezieht?

Sido: Ich war vor Ort. Ich verfolge die Lage in Katar seit vielen Jahren. Ich bin in der Region geboren. Katar unterstützt den radikalen Islam weltweit. Diese radikalen Islamisten verfolgen Jesiden, Aleviten, Bahai, Hazara, Christen, Armenier, Mandäer oder Kurden. Es gibt auch kaum Kirchen in Katar. Wenn es eine gibt, darf diese kein Kreuz am Gebäude haben. Ich rate Herrn Hoeneß, diese Politik von Katar nicht zu unterstützen.

Die WM kann von mir aus stattfinden, aber dieses Regime – diese Diktatur so stark zu unterstützen, davon rate ich ab. Es wird alles entschieden vom Emir von Katar. Es gibt keine unabhängigen Gerichte, alles wird von einer Person entschieden. Es gibt auch keine unabhängigen Medien. Was den Sender Al Jazeera anbetrifft, so macht er nur noch Propaganda für den radikalen Islam. Das verfolgen wir seit vielen Jahren. Ich gebe Uli Hoeneß den guten Rat, die Politik von Katar nicht derartig in Schutz zu nehmen. Katars Politik unterdrückt und verfolgt Menschen. Wenn jemand wie Uli Hoeneß so ein Regime verteidigt zeigt das, dass für ihn Menschenrechte nichts zählen. (Sonderausgabe „Für Vielfalt“)

SPORT1: Der FC Bayern wägt nach SPORT1-Informationen derzeit ab, den Vertrag mit Qatar Airways als Sponsor zu verlängern. Verschließt der FC Bayern die Augen vor den Problemen dort?

Sido: Meine Meinung dazu ist: Wenn ich nach Katar fahre und mit den Kataris zusammenarbeite, werde ich in jedem Gespräch Flagge zeigen. Ist das möglich, werde ich es machen. Wenn dies nicht der Fall ist, werde ich Abstand nehmen. Bayern-Mitglieder haben sich sehr kritisch zu dem Sponsoring geäußert, leider aber nicht die Führungsebene des Vereins. Sie gehen keinen ehrlichen und kritischen Diskurs mit Katar ein.

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„Für totalen Boykott wahrscheinlich zu spät“

SPORT1: Zurück zur WM - wäre ein Boykott überhaupt noch möglich?

Sido: Das ist schwierig zu sagen. Boykott-Maßnahmen kann man immer ergreifen, unabhängig von der Lage. Es gibt verschiedene Initiativen, die man in Richtung Boykott in die Wege leiten könnte.

Für einen totalen Boykott ist es wahrscheinlich zu spät. Es gibt viele andere Wege, um auf die Lage der Menschenrechte in Katar aufmerksam zu machen. In unserem Fall ist der Schwerpunkt die Lage der Minderheiten. Es gibt viele Sachen, die man machen kann. Ich appelliere an alle kreativ zu werden und weiterzumachen. Man kann zum Beispiel kein Public Viewing veranstalten oder nicht hingehen. Oder auch kein Merchandise kaufen. Auch gibt es viele Gegenangebote an Veranstaltungen, wo man sich kritisch mit der WM auseinandersetzen kann. Aber die Hauptverantwortung liegt bei der FIFA die Vergabe der WM an Menschenrechte überprüfbar und transparent zu binden. Wie gesagt, ich war vor Ort und wir haben einen Bericht verfasst. (Zum Bericht hier klicken)

SPORT1: Die deutsche Nationalmannschaft hat sich für eine sogenannte OneLove-Kapitänsbinde statt der Regenbogen-Binde entschieden. Ist dies ein gutes Zeichen oder bewerten Sie das als Einknicken des DFB?

Sido: Ich habe ein Problem damit, wenn wir uns anpassen. Eigentlich müsste Katar sich anpassen. Alles, was in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht, gilt auch für Katar. Das sind universelle Werte. Es kann nicht jedes Mal sein, dass wir uns anpassen und nicht beispielsweise der Emir von Katar. Wie gesagt, kreative Sachen und auch Symbole der Solidarität sind gut, aber Katar muss sich anpassen und nicht wir. Deswegen finde ich die Regenbogen-Fahne viel schöner und aussagekräftiger. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

SPORT1: Würden Sie den deutschen Fans raten, die WM in Katar zu besuchen?

Sido: Es gibt noch ein anders Problem. Wie wir erfahren haben, sollen Polizisten aus Pakistan, Marokko oder der Türkei für die Sicherheit sorgen. Ich weiß nicht, wie sie reagieren, wenn deutsche Fans mit einer Bierflasche in der Hand erwischt werden. Wir kennen die Szenen aus Pakistan. Wie die mit Schlagstöcken auf Passanten einschlagen. Also ich würde sagen: Nicht fahren!

SPORT1: Gilt dasselbe auch für Homosexuelle?

Sido: In jedem Fall müssen sie mit Diskriminierung rechnen. Damit, dass sie nicht bedient werden und aus den Hotels geworfen werden.

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