Es ist rund drei Wochen her, dass Cristiano Ronaldo mit dem 0:5 von Manchester United gegen den FC Liverpool eine der bittersten Niederlagen seiner langen Karriere erlebte - und nun ist eine weitere Pleite hinzugekommen, die es in dieser Kategorie weit nach oben schaffen dürfte. Eine beunruhigende Entwicklung für den Superstar.
Kann CR7 seine Schwäche nicht mehr kaschieren?
Ronaldo kassierte mit Portugal eine Last-Minute-Niederlage gegen Serbien (1:2), wodurch die Gäste dem Europameister von 2016 in Lissabon das WM-Ticket wegschnappten. Portugal muss in die Playoffs und Ronaldo befürchten, dass er seine letzte Weltmeisterschaft womöglich bereits in Russland 2018 erlebt hat. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)
Ronaldo meldet sich nach Niederlage an die Fans
Am Montagvormittag, dem Tag nach der Niederlage, wandte er sich an seine Instagram-Gemeinde. „Der Fußball hat uns immer wieder gezeigt, dass es manchmal die umständlichsten Wege sind, die zu den gewünschten Ergebnissen führen. Das gestrige Ergebnis war hart, aber nicht genug, um uns zu Fall zu bringen. Unser Ziel, die Weltmeisterschaft 2022 zu erreichen, ist immer noch sehr lebendig und wir wissen, was wir dafür tun müssen. Keine Ausreden. Von Portugal nach Katar“, schrieb der 36-Jährige.
Dass es überhaupt zum fatalen Ende gegen die Serben kommen konnte, hatte auch mit dem Hinspiel zu tun. Dort wurde Ronaldos später Siegtreffer zum 3:2 in Ermangelung von Torlinientechnologie oder VAR nicht anerkannt - eine auf TV-Bildern offensichtliche Fehlentscheidung. Der Ball hatte die Torlinie bereits überquert.
Das Problem ist nun allerdings, dass sich Ronaldo zuletzt öfters dazu gezwungen fühlte, derartige Worte an seine Follower zu richten. Es ist auffällig, dass seine Teams zuletzt wenig Erfolg hatten.
Ronaldos defensives Verhalten als Problem
„Manchmal ist es nicht das Resultat, für das wir kämpfen. Manchmal ist es nicht das Resultat, das wir uns erhoffen. Das ist unsere Schuld, nur unsere Schuld, denn es gibt niemanden sonst, auf den wir beschuldigen können“, schrieb Ronaldo vor drei Wochen, nach Manchesters Heimdebakel gegen Liverpool.
Spätestens seit dieser Partie ist auf der Insel die Diskussion ausgebrochen, ob Ronaldo für die Red Devils Fluch oder Segen ist. An Zahlen liegt das nicht, seit seiner Rückkehr hat der Stürmer neun Tore in 13 Pflichtspielen erzielt. Der Portugiese ist außerdem der Grund, dass sich United überhaupt noch Hoffnungen auf den Einzug ins Achtelfinale der Champions League machen darf.
Fünf Treffer hat er in der Königsklasse auf dem Konto. Seine späten Ausgleichs- bzw. Siegtreffer gegen Atalanta Bergamo und Villarreal allein brachten United fünf Punkte ein.
Das Problem ist ein anderes: Ronaldos Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz.
Kritik an Ronaldo wird lauter
„Normal presst ein Spieler und provoziert so Fehler beim Gegner. Ronaldo macht das aber nicht. Er denkt nur an seine Tore und denkt, dass seine Mitspieler den Ball schon für ihn erobern werden“, sagte jüngst der ehemalige niederländische Nationalspieler Danny Blind in seiner Rolle als Experte bei Sportnieuws. Er ist auch der Vater von Ex-United-Spieler Daley Blind.
Derartige Kritik hat sich Ronaldo im Laufe seiner Karriere immer wieder gefallen lassen müssen. Seine defensive Einstellung und sein Verhalten beim gegnerischen Ballbesitz hat der Starspieler allerdings zumeist durch alles überstrahlende Leistungen in der Offensive wettgemacht. Das scheint ihm nun nicht mehr in diesem außergewöhnlichen Maße möglich zu sein.
Das sieht auch der freie Journalist und Taktik-Experte Tobias Escher so. „Ohne Ronaldos Lebenswerk infrage stellen zu wollen: Es fällt doch auf, dass seine Teams in den vergangenen Monaten nicht mit Erfolgen gesegnet waren. Den Preis, defensiv praktisch immer einen Mann weniger zu haben, rechtfertigt er mit 36 nicht mehr so konsequent wie früher“, schrieb dieser auf Twitter.
Es sind nur zwei Beispiele die zeigen, dass die Kritik rund um einen der besten Fußballer seiner Zeit immer lauter wird.
Ronaldo erlebt enttäuschende Resultate
„Macht weiter so, ich werde weiter Münder schließen und Dinge gewinnen“, sagte Ronaldo kürzlich bei Sky Sports. Die Resultate sprachen zuletzt aber nicht für ihn.
Mit United liegt Ronaldo nur auf dem siebten Rang der Premier League. Die Qualifikation für die K.o.-Phase der Königsklasse ist in einer engen Gruppe trotz Tabellenführung nach vier Spieltagen noch nicht sicher. Mit Juventus Turin hatte er in der letzten Spielzeit eine Enttäuschung nach der anderen erlebt. Die alte Dame des italienischen Fußballs verpasste mit ihm deutlich die zehnte Meisterschaft in Folge - landete nur auf dem vierten Platz.
Für einen derartig erfolgsverwöhnten Spieler, der alleine fünfmal die Champions League gewann, eine bittere Entwicklung. Der Fluch des Alters scheint auch vor Ronaldo nicht ewig Halt zu machen. Wenn er mit Portugal die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Katar verpassen sollte, dann könnte auch Ronaldo erste Gedanken an ein Karriereende verschwenden.
Falls in den Playoffs das Ticket in den Wüstenstaat gebucht wird, gäbe es im Winter 2022 in Katar wohl die ideale Bühne für eine Abschiedstournee.