Stefan Kuntz kam, sah und siegte. Zumindest vorerst wird der 59-Jährige als Magier gefeiert. Mit null Punkten waren enttäuschende Türken in der Vorrunde der Europameisterschaft in diesem Sommer mit Pauken und Trompeten ausgeschieden. Nach einem 1:6 gegen die Niederlande drohte im September auch das Verpassen der Winter-WM 2022 in Katar. Dann übernahm Kuntz, der 2017 und 2021 mit der deutschen U21 Europameister wurde.
Ex-BVB-Star: So hat Kuntz die Türkei erobert
Und der frühere Vollblutstürmer führte die Türken mit dem 2:1-Sieg in Montenegro in der WM-Qualifikation auf Platz zwei der Gruppe C - und damit in die Playoffs. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)
Dies ist zwar auf dem Weg nach Katar nur ein Zwischenziel, aber für viele Beobachter der türkischen Nationalmannschaft steht eines schon jetzt fest. Es ist eine deutliche Entwicklung unter Kuntz, der in der Saison 1995/1996 für Besiktas Istanbul spielte, erkennbar.
Keser schwärmt von Kuntz
„Ich bin mit der Arbeit von Stefan Kuntz sehr zufrieden. In der kurzen Zeit hat er das Optimale aus dem Team rausgeholt. Ich habe zudem ein gutes Gefühl, dass die Spieler auch Freude haben mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagt Erdal Keser, der in seiner Karriere unter anderem für Borussia Dortmund (1980 - 1984 und 1986/87) und Galatasaray Istanbul (1984 bis 1986 und 1989 bis 1994) spielte, im Gespräch mit SPORT1. Zwischen 1982 und 1991 trug er das Trikot der Türkei.
Für Kuntz hat der 60-Jährige nur Lob parat. „Seine Art und die Einstellung kommen beim türkischen Fan gut an. Er macht einen lockeren Eindruck und wird in der Öffentlichkeit sehr positiv wahrgenommen. Kuntz wirkt nicht zu gestresst.“
Last-Minute-Sieg mit Tränen
Keser erinnert sich vor allem an einen emotionalen Moment von Kuntz nach dem Spiel gegen Lettland. „Ganz zu Beginn seiner Zeit als Nationaltrainer, als er wirklich unter Stress stand, flossen bei ihm nach dem Last-Minute-Sieg gegen Lettland ja auch Tränen der Erlösung. Da ließ er seinen Emotionen freien Lauf.“ Jetzt habe sich Kuntz „aber gefangen und die Erfolge haben ihm Sicherheit gegeben“. (DATEN: Tabellen der WM-Qualifikation)
In dieser Zeit sei schon etwas zusammengewachsen, befand Kuntz am Mittwoch im kicker. „Der Teamgeist hat sich verbessert, und erste Auswirkungen unserer Spielidee sind zu sehen“. Doch Kuntz habe laut eigener Aussage noch „extrem viel Arbeit“ vor sich.
Die Mannschaft mache „einen besseren Eindruck“ und man könne „wieder positiv in die Zukunft schauen“. Vieles würde jetzt natürlich auch von dem Erreichen des Ziels WM-Qualifikation abhängen.
„Kuntz sagte in dem Zusammenhang ja schon, dass er nicht unbedingt gegen Italien oder Portugal spielen möchte, aber alles andere kann man ja nicht beeinflussen“, meint Keser. „Die Hoffnung lebt, dass wir bei der WM dabei sein können.“