Der leise Abstieg des Timo Werner

Hätte man die deutschen Fans noch vor zwei bis drei Jahren gefragt, wer bei den kommenden Nations-League-Partien gegen Italien (LIVETICKER) der Stürmer der DFB-Elf ist, hätten einige mit Sicherheit auch Timo Werner genannt.

Denn damals - in der Saison 2020/21 - gewann der gebürtige Stuttgarter mit dem FC Chelsea die Champions League und lief für Deutschland als Mittelstürmer auf.

Die bittere Realität heutzutage: Werner spielt leihweise bei den Tottenham Hotspur und stand in den letzten beiden Premier-League-Spielen nicht einmal im Kader der Spurs. Für Bundestrainer Julian Nagelsmann kommt er deshalb erst recht nicht infrage.

In der laufen Spielzeit bekam Werner zwar insgesamt 18 Einsätze in Englands bester Liga, stand dabei aber lediglich viermal in der Startelf. Im Schnitt spielte er 28 Minuten pro Partie, dabei gelang ihm kein einziges Tor.

Werner einziger Saisontreffer: im League Cup Ende Oktober gegen Manchester City (2:1).

Harsche Kritik an Werner

Einer der Tiefpunkte bei den Spurs: Mitte Dezember wurde Werner nach einem schwachen Spiel in der Europa League bei den Glasgow Rangers zur Pause ausgewechselt.

Noch bitterer: die Worte Postecoglous im Anschluss. „Er hat nicht annähernd auf dem Niveau gespielt, auf dem er hätte spielen sollen“, wetterte der Australier über Werner und warf dem Routinier zugleich vor, seiner Vorbildfunktion im Team nicht gerecht geworden zu sein: „Wenn 18-Jährige spielen, ist das für mich nicht akzeptabel und das habe ich auch Timo gesagt.“

Nachdem die Nord-Londoner Anfang Februar Mathys Tel vom FC Bayern ausgeliehen hatten, kam es für Werner noch dicker: Der 29-Jährige wurde aus dem Kader der Europa League gestrichen und durch den französischen Neuzugang ersetzt.

Werner-Durchbruch bei Leipzig

Die Zeit bei Tottenham scheint gezählt, die vereinbarte Kaufoption (rund zehn Millionen Euro) wird wohl nicht gezogen. Damit kehrt der Deutsche im Sommer, zumindest planmäßig, nach Leipzig zurück, wo er noch bis 2026 unter Vertrag steht.

Dort gelang ihm einst der große Durchbruch. 2016 von seinem Ausbildungsverein VfB Stuttgart gekommen, entwickelte sich der pfeilschnelle Werner zu einem der besten Stürmer Deutschlands.

Folgerichtig wurde er im März 2017 – damals noch unter Jogi Löw – erstmals in die Nationalmannschaft berufen und spielte unter anderem bei der desaströsen WM 2018 in Russland und der EM 2021 mit.

Leistungsabfall nach Wechsel

Werner lieferte eine bärenstarke Saison 2019/2020 für RB, erzielte in 34 Spielen 28 Tore und stach mit seiner Geschwindigkeit und Antrittsschnelligkeit heraus. Grund genug für den FC Chelsea, ihn für über 50 Millionen Euro zu verpflichten - der Anfang vom Ende.

Nach einer passablen ersten Saison und dem Gewinn der Königsklasse 2021 unter Trainer Thomas Tuchel wusste Werner nicht mehr an seine früheren Leistungen anzuknüpfen - und so kaufte ihn Leipzig bereits 2022 wieder zurück. Die kolportierten 20 Millionen Euro Ablöse betrugen somit nicht einmal mehr die Hälfte des Ursprungspreises. Eine Entwicklung, die sich gnadenlos fortsetzen sollte.

2023 gewann er zwar den DFB-Pokal, sportlich wertvoll war er danach aber kaum noch. Auch deshalb wurde er im Januar 2024 an Tottenham verliehen – ein bis heute andauerndes Missverständnis.

Der Leistungsabfall auf Vereinsebene spiegelte sich auch in der Nationalmannschaft wider. Sein bis dato letztes Spiel absolvierte Werner im März 2023 gegen Belgien (2:3).

Sein letztes von insgesamt 24 Toren schoss er am 14. Juni 2022. Der Wettbewerb damals: Nations League. Der Gegner? Na klar, Italien.