"Eine kleine Katastrophe"

Erst zögerte er entscheidend, schließlich lag Thibaut Courtois geschlagen in seinem eigenen Tor, verheddert im Netz. Ein Bild, das die momentane Situation der einst gefeierten „goldenen Generation“ kaum passender beschreiben könnte: Belgien am Boden!

Und ausgerechnet Courtois gab bei seiner viel diskutierten Rückkehr zwischen die Pfosten beim dritten Gegentor keine glückliche Figur ab. Eine Flanke von Oleksandr Zinchenko segelte quer durch den Fünfer auf den Kopf von Illya Zabarnyi, der den 3:1-Endstand für die Ukraine markierte.

Belgien am Boden! „Neuer Trainer, alte Probleme“

In nur zwölf Minuten gab Belgien in der Relegation der Nations League eine 1:0-Pausenführung durch Romelu Lukaku aus der Hand. Damit droht den Roten Teufeln der Abstieg aus der Liga A.

Dabei sollte nach der Trennung von Domenico Tedesco unter Nachfolger Rudi Garcia eigentlich alles besser werden. Doch stattdessen herrscht Ernüchterung. „Neuer Trainer, alte Probleme“, titelte Het Laatste Nieuws.

Die Experten reagierten fast schon geschockt. „Ich wäre auch lieber positiv und enthusiastisch, aber ich kann es nicht sein“, sagte Ex-Profi Jan Mulder bei VTM und stellte dem Coach ein vernichtendes Urteil aus: „Wir müssen das sehr genau analysieren. Dieser Trainer hat versagt, das kann man sagen.“

„Eine kleine Katastrophe“ für Belgien

Sein Expertenkollege Marc Degryse bezeichnete das 1:3 ebenfalls als „eine kleine Katastrophe“, nahm den neuen Coach aber auch etwas in Schutz. „Wir dürfen nicht vergessen, dass sie unter Garcia noch nicht wirklich trainieren konnten.“

In der Innenverteidigung experimentierte Garcia mit den im Nationalteam unerfahrenen Koni De Winter und Brandon Mechele. Der 22-jährige De Winter leitete mit einem Ballverlust als letzter Mann in seinem zweiten Länderspiel den Ausgleich durch Oleksii Hutsuliak ein.

„Das heißt aber nicht, dass die ganze Mannschaft plötzlich einbrechen und abtauchen sollte“, sagte Trainer Garcia hinterher. „Ein Gegentor kann man immer schlucken, aber danach haben wir die Ukraine einfach spielen lassen.“

„Mental waren wir zu schwach“

Der 61-Jährige sah auch ein Kopfproblem bei seinen Spielern. „Mental waren wir zu schwach. Wir waren einfach nicht mehr da und sie konnten zu leicht Flanken schlagen. Wir werden das jetzt analysieren und uns selbst hinterfragen, denn wir haben noch einiges zu tun.“

Auch Torschütze Lukaku stellte die Mentalitätsfrage und wurde deutlich: „Man muss die Zweikämpfe gewinnen wollen und in die Zweikämpfe gehen. Wir haben in diesem Bereich noch viel Arbeit vor uns und müssen bei null anfangen. Aber so zu verlieren, ist inakzeptabel.“

Zusammen mit Courtois und Kapitän Kevin De Bruyne ist der Angreifer einer der wenigen Vertreter der sogenannten „goldenen Generation“. Doch die bei großen Turnieren stets als Geheimfavorit gehandelten Belgier wurden den Erwartungen nie wirklich gerecht.

Anhaltende Unruhe! Wirbel um Courtois-Rückkehr

Stattdessen herrschte konsequent Unruhe um die Mannschaft. Und mit dem Aus von Tedesco ist es nicht wirklich ruhiger geworden. Zuletzt sorgte die Rückkehr von Torhüter Courtois, der sich mit ehemaligen Schalke-Coach überworfen hatte, für Wirbel. Die bisherige Nummer eins Koen Casteels trat daraufhin aus der Nationalmannschaft zurück.

Dass der belgische Fußballverband KBVB Courtois „den roten Teppich ausrollt“, empfand der frühere Wolfsburger Casteels als „sehr seltsam“, wie er kürzlich in einem Podcast ausführte. „Es gibt viele Spieler, die genauso denken wie ich.“

Der neue Coach Garcia ist also gleich an verschiedenen Fronten als Krisenmanager gefragt. Mit Blick auf das Abstiegs-Endspiel am Sonntag (20.45 Uhr im LIVETICKER) wächst bereits der Druck.

Immerhin Rückkehrer Courtois gab sich derweil optimistisch: „Wir haben genug Qualität, um es noch zu schaffen. Ich bin sicher, dass wir zuhause 2:0 oder sogar 3:0 gewinnen können. Wir müssen uns alle steigern, dann wird es schon klappen.“ Voraussetzung dafür wäre aber eine möglichst fehlerfreie Vorstellung der ganzen Mannschaft.