Wie viel Antonio Rüdiger das Wiedersehen mit Luciano Spalletti bedeutet, war aus seinen warmen Worten deutlich herauszuhören.
Der Löwe trifft auf seinen Bändiger
„Ich freue mich sehr, meinen Ex-Coach endlich wiederzusehen. Er war ein sehr, sehr wichtiger Trainer in meiner Karriere als ich jünger war. Ich denke, er hat das Beste aus mir herausgeholt“, sagte Rüdiger vor dem Nations-League-Kracher der deutschen Nationalmannschaft gegen Spallettis Squadra Azzurra in Mailand (20.45 Uhr im LIVETICKER).

Während es für beide Teams in dem prestigeträchtigen Viertelfinal-Duell in erster Linie um die Qualifikation für das Finalturnier geht, war im Vorfeld auch noch Zeit für Sentimentalitäten.
Denn Rüdiger erinnerte sich gern an seine erste Auslandsstation bei der AS Rom, insbesondere als zur zweiten Hälfte seiner Debütsaison 2015/16 Spalletti als Trainer die strauchelnden Giallorossi übernahm.
Rüdiger über Spalletti: „Hat mir eine Menge beigebracht“
„Ich kam als junger Mann aus Deutschland und dachte, dass ich ein guter Verteidiger war. Aber er hat mir eine Menge beigebracht“, sagte Rüdiger.
Als damals 22-Jähriger wechselte der Verteidiger vom VfB Stuttgart zur Roma. Doch die ersten Schritte waren schwer. Aufgrund einer Knie-OP verpasste Rüdiger die Saisonvorbereitung und feierte erst im September sein Debüt für seinen neuen Klub. Eine Sehnenreizung im Knie warf ihn dann allerdings erneut zurück.
Zwar erkämpfte sich Rüdiger nach seinem Comeback im Oktober schnell einen Stammplatz, doch die italienische Presse ging nach schwankenden Leistungen hart mit ihm ins Gericht.
Spalletti? „Manchmal ein bisschen strange“
Nach nur zwei Siegen aus neun Spielen und dem Absturz von Platz eins auf Platz fünf musste im Januar 2016 Trainer Rudi Garcia gehen. Spalletti, bereits von 2005 bis 2009 Roma-Trainer, übernahm ein zweites Mal das Ruder und führte den Hauptstadtklub auf Platz drei. Und Rüdiger wurde zu einer tragenden Säule in der Abwehr.
„Auf dem Platz ist er schon ein heftiger Charakter. Das war manchmal schon ein bisschen strange“, sagte Rüdiger der ARD, „aber außerhalb war er wie ein Vater.“
Rüdiger? „Wie ein Löwe im Käfig“
Wegen eines Kreuzbandrisses verpasste Rüdiger auch in seiner zweiten Saison die Vorbereitung, erst Ende Oktober feierte er sein Comeback. „Rüdiger ist wie ein Löwe im Käfig. Er hat große Lust, wieder zum Einsatz zu kommen“, sagte Spalletti damals.
Der Löwenbändiger hielt große Stücke auf den mitunter etwas ungestümen Verteidiger. Als Spalletti 2017 nach seinem Aus bei der Roma bei Inter Mailand anheuerte, hätte er auch gern Rüdiger zu den Nerazzurri gelockt. Doch der Abwehrspieler wechselte für 35 Millionen Euro Ablöse zum FC Chelsea.
Mittlerweile ist Rüdiger eine feste Größe in der Abwehr von Real Madrid – und auch in der deutschen Nationalmannschaft.
Rüdiger: „Nicht der klassische italienische Trainer“
Und trotz der Freude über das Wiedersehen mit seinem früheren Förderer steht für Rüdiger im Duell mit Italien der sportliche Erfolg im Vordergrund.
„Ich bin hier, um mit meinem Land zu gewinnen“, betonte der 32-Jährige. Zugleich warnte er vor dem Gegner, schließlich kennt er Spalletti bestens. Er lege Wert auf eine gute Defensive, charakterisierte Rüdiger seinen früheren Coach. „Aber er ist nicht der klassische italienische Trainer. Nein, er mag Offensivfußball. Er will Tore schießen.“
Dass er wiederum sein Handwerk als Verteidiger ebenso gut versteht, kann Rüdiger seinem Mentor Spalletti beim Wiedersehen am Abend unter Beweis stellen.