Die deutschen Fußballerinnen haben nach einem wechselhaften Auftritt ein Ausrufezeichen zum Start ins EM-Jahr verpasst. Im Prestigeduell in den Niederlanden erkämpfte sich das defensiv anfällige Team von Bundestrainer Christian Wück im Auftaktspiel der Nations League zwar ein 2:2 (1:1), offenbarte bei der wichtigen Standortbestimmung in Breda auf dem Weg zur EURO im Sommer aber noch einige Schwächen.
Klare Worte nach verpasstem DFB-Coup: "Da sind die Mädels viel zu lasch"
„Zu lasch”: DFB-Coup durchkreuzt
Torjägerin Lea Schüller (45.+1) und Sjoeke Nüsken (50.) drehten das Spiel zunächst zugunsten der im zweiten Durchgang verbesserten DFB-Auswahl, nachdem Lineth Beerensteyn (13.) die Führung der Niederländerinnen erzielt hatte. Die Angreiferin vom VfL Wolfsburg sorgte auch für den Endstand (66.). Nach dem ersten Remis unter Wück sind die DFB-Frauen in Vorbereitung auf das Turnier in der Schweiz (2. bis 27. Juli) am Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) in Nürnberg gegen Österreich erneut gefordert.
Wück setzt auf Berger im Tor
Im Tor vertraute Wück, der den Kampf um die Nummer eins für die EM noch offenlässt, zum Auftakt auf die Olympia-Heldin Ann-Katrin Berger. Mit dem „Faktor Erfahrung“, erklärte der Bundestrainer in der ARD, solle die 34-Jährige als „Leuchtturm“ für die Abwehr agieren. Dort debütierte Rebecca Knaak (28) aufgrund der jüngsten Ausfälle von Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun.
Die Defensivspezialistin von Manchester City erwischte allerdings einen bitteren Start: In einer wilden Anfangsphase entwischte ihr die schnelle Wolfsburger Torjägerin Beerensteyn, Berger hatte beim Abschluss keine Chance. Wück sprang nach dem Rückstand immer wieder auf, mit dem behäbigen Beginn seiner Elf war er nicht zufrieden.
Der Nachfolger von Horst Hrubesch hatte die Zeit der Experimente im Vorfeld der Partie für beendet erklärt. „Natürlich haben wir ein gewisses Gerüst im Kopf“, betonte der 51-Jährige. In Breda griff zunächst aber noch kein Rädchen ins andere. Giulia Gwinn, die das DFB-Team erstmals als offizielle Kapitänin anführte, versammelte ihre Mitspielerinnen Mitte des ersten Durchgangs zu einer Lagebesprechung. Diese zeigte begrenzt Wirkung - obwohl die Niederländerinnen passiver wurden.
Laura Freigang kam zwar zur ersten deutschen Chance (30.), schloss aber zu überhastet ab. Weitere Bemühungen der Offensive verpufften - bis Klara Bühl kurz vor der Pause mit einer hervorragenden Flanke ihre Bayern-Kollegin Schüller fand, die wuchtig per Kopf traf.
Das deutsche Team, das beim jüngsten Gastspiel in den Niederlanden im Vorjahr das Olympia-Ticket gelöst hatte (2:0), kam deutlich schwungvoller aus der Kabine. Die Belohnung folgte prompt: Jule Brand setzte mit einem starken Solo Nüsken in Szene, die Akteurin vom FC Chelsea blieb cool. Schüller verpasste wenige später per Kopf den dritten Treffer (51.).
Fehlerkette bei Ausgleichstor: Klare Worte von Wück
Der Olympiadritte, der es bei der EM mit Polen, Dänemark und Schweden zu tun bekommt, agierte nach der Pause dominanter. Defensiv leistete sich die DFB-Auswahl aber weiter einige Fehler: Bühl und Sarai Linder ließen sich auf dem linken Flügel ausspielen, ehe Beerensteyn per Kopf ausglich.
„Das sind Fehler, die nicht passieren dürfen“, sagten in der ARD-Expertin Almuth Schult - am Sonntag auch zu Gast im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 - und Coach Wück unisono über die Schwächen beim Ausgleichstor.
„Man darf außen die Flanke nicht zulassen, man darf außen nicht so passiv dastehen mit zwei Spielerinnen und man muss innen zugeordnet sein“, monierte Wück in der ARD: „Da sind die Mädels viel zu lasch am Mann oder an der Frau. Das sind Lehrmomente, die müssen sie mitnehmen.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)