Harry Kane ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft - aber ist er auch ihre Zukunft? In England mehren sich die Stimmen, die nahelegen: Der Torgarant ist in der eigenen Heimat nicht mehr unantastbar.
Brisante Kane-Frage immer lauter
Ein ehemaliger Premier-League-Spieler prophezeite dem baldigen Nationaltrainer Thomas Tuchel nun sogar ein Problem mit dem Superstar, den er vom FC Bayern schon bestens kennt: Chris Sutton sieht in Kane einen begabten, aber berechenbaren Spieler.
„Kane rennt nie hinter die Linie. Das macht ihn vorhersehbar“, erklärte der einstige Nationalspieler in einem Beitrag bei der Daily Mail: „Wenn er sich tief fallen lässt, ist er mit einer halben Drehung brillant, aber man braucht Spieler, die die Abwehrreihen auseinanderziehen, weil man nicht berechenbar sein will.“
Kane der richtige Mann für Englands WM-Träume?
Die fehlenden Laufwege in die Tiefe, der Vorwurf verfolgt Kane schon länger. Es war zuletzt auch eines der Lieblingsargumente der englischen TV-Experten bei so manchem zähen EM-Auftritt der Three Lions.
„Wenn Kane spielt, wird England berechenbar, weil man als Verteidiger weiß, dass er sich fallen lassen wird und nicht in die andere Richtung geht“, führte Sutton aus. Wenn man die WM 2026 gewinnen wolle, brauche England die richtige Balance. Kanes Athletik werde sich nicht verbessern.
Dass der 31-Jährige im Trikot des FC Bayern derzeit bei 26 Scorerpunkten in 16 Spielen steht und sogar regelmäßig mit beachtlichen Läufen in die Defensive glänzt, ließ er unerwähnt.
Suttons Fazit: „Tuchel muss also darüber nachdenken, ob Kane der beste Mann ist, um die Mannschaft bei der Weltmeisterschaft anzuführen. Ich bin mir nicht sicher, ob er das sein wird.“
Brisant: Tuchel-Vorgänger Lee Carsley kamen vor einem seiner letzten Spiele als Interimstrainer offenbar ähnliche Gedanken. Gegen Griechenland (3:0) in der Nations League ließ er den einsatzbereiten Kane auf der Bank. Und brachte stattdessen Ollie Watkins.
Kane und eine der mutigsten Entscheidungen der jüngeren Geschichte
Carsley habe damit „alle geschockt, auch Kane“, schrieb The Athletic in einer Analyse zur immer lauter werdenden Frage um den Stürmerstar. Es habe sich um eine der mutigsten Entscheidungen der jüngeren englischen Verbandsgeschichte gehandelt. Und sei obendrein erfolgreich gewesen.
Womöglich, so heißt es in dem Bericht weiter, legte Carsley damit sogar den Grundstein für Tuchel: Für diesen sei es nun leichter, Kane ebenfalls bei Bedarf auf die Bank zu setzen.
Droht Tuchel also ein Kane-Problem? Muss Kane unter Tuchel um seinen Platz bangen? Wahrscheinlich nicht. Der kommende Nationaltrainer lobte den Kapitän während der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern stets in den höchsten Tönen. Und Kane kam entsprechend gut mit Tuchel klar - anders als einige seiner Teamkollegen.
Kane: Nicht alle Spieler werden mit Tuchel einverstanden sein
„Thomas ist ziemlich direkt in seiner Art zu reden und vielleicht gab es einige Spieler, denen das nicht gefiel oder die damit nicht einverstanden waren“, sagte Kane jüngst über Tuchels wenig erfolgreiche Zeit in München: „Jeder Trainer hat seine eigene Art, mit den Spielern zu sprechen, sie zu kritisieren und zu motivieren, und nicht jeder Spieler wird den Trainer lieben.“
Kane deutete sogar an, dass Tuchel wieder für unliebsame Entscheidungen gut sein werde: „Wahrscheinlich wird es im März einige Spieler geben, die mit einigen Dingen nicht einverstanden sind.“ Ob es in England dann weiterhin Stimmen gibt, die nahelegen, dass Kane selbst zu diesen Spielern zählen sollte?