Wenn am Montagabend das Nations-League-Duell zwischen Deutschland und den Niederlanden angepfiffen wird (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER), feiert Matthijs de Ligt sein Comeback in der Allianz Arena. Der Innenverteidiger stand in den vergangenen beiden Spielzeiten als Spieler des FC Bayern häufig auf dem Rasen des Münchner Stadions, ehe er sich im Sommer zu Manchester United aufmachte.
Eberls Glanzstück
De Ligts Abschied war umstritten, einige Bayern-Fans starteten gar eine Petition, um die Klubchefs bezüglich eines Transfers umzustimmen und den beliebten Abwehrmann doch noch beim deutschen Rekordmeister zu halten. „Ich habe die Petition verfolgt und gesehen, das sich sehr viele Menschen mit Matthijs identifizieren konnten“, hatte Bayern-Sportvorstand Max Eberl dazu vor einem Monat im STAHLWERK DOPPELPASS bei SPORT1 erklärt.
Dennoch habe er eine Entscheidung treffen müssen, weil nach der verpassten Meisterschaft ein dringend geforderter Umbruch vonnöten war. „Wir waren offen für Verkäufe, wenn auch nicht bei jedem“, sagte Eberl. Zu den Unverkäuflichen gehörten Dayot Upamecano und Minjae Kim - aber eben nicht de Ligt.
„Matthijs hatten wir gesagt, wie wir Fußball spielen wollen, indem wir aktiver und höher verteidigen wollen. Bei Upa und Minjae haben wir uns wohler gefühlt, weil sie die Schnelligkeit haben, sehr gut verteidigen können.“ Eberl schob zwar nach „wie bei Matthjis auch“ - doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen.
De Ligt zu häufig im Kraftraum zu Bayern-Zeiten?
De Ligts Nachteile in Sachen Maximalspeed (33 km/h) gegenüber der teaminternen Konkurrenz Upamecano (35 km/h) und Kim (34 km/h) war offensichtlich und hatte Eberl letztlich dazu bewogen, den Niederländer zu verkaufen. Immerhin 45 Millionen Euro kassierten die Münchner von Manchester.
Dass der frühere Juve-Star sogar aktiv zu seinem Geschwindigkeitsdefizit beigetragen hätte, berichtete nun die Daily Mail. Den Bayern seien de Ligts häufige Besuche im Fitnessstudio ein Dorn im Auge gewesen sein, weil er durch zu intensives Krafttraining an Spritzigkeit und Beweglichkeit eingebüßt habe.
In das auf schnelle Abwehrspieler ausgelegte Spielsystem von Bayerns neuem Trainer Vincent Kompany habe der Niederländer daher nicht mehr gepasst.
„De Ligt noch mehr vorgeführt als Harry Maguire“
Ungeachtet dessen, ob diese Behauptungen der Wahrheit entsprechen: Exakt zwei Monate nach dem Verkauf des Defensivmanns auf die Insel scheint Eberl alles richtig gemacht zu haben.
Denn unter United-Coach Erik ten Hag war de Ligt bislang nicht die erhoffte Verstärkung und wurde zuletzt mit beißender Kritik von den englischen Medien und Experten bedacht. „Zwei riesige Chancen und ein Tor - de Ligt, ein Spieler, der für eine riesige Summe eingekauft wurde, steht die ganze Zeit komplett falsch“, sagte unlängst auch Ex-Nationalspieler Jamie Carragher nach dem 0:3 der Red Devils gegen Tottenham.
Im jüngsten Ligaspiel gegen Aston Villa saß der Verteidiger gar nur noch auf der Bank, nachdem er drei Tage zuvor in der Europa League weiteres Zeugnis seiner derzeit schwachen Form abgeliefert hatte. „De Ligt wurde noch mehr vorgeführt als Harry Maguire“, titelte der Mirror nach dem 3:3 in der Europa League gegen Porto: „Ein grauenhaftes Spiel.“
Dabei sollte sich de Ligt mit seinen 25 Jahren eigentlich im besten Alter für einen Innenverteidiger befinden - doch seine Entwicklung scheint in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
„Juventus hat ihn gekauft, als er aus Holland kam“, sagte unlängst der ehemalige niederländische Nationalspieler Ruud Krol: „Erst bei Bayern München und dann bei Manchester wurde er im Vergleich zu Juve viel schlechter, dabei sollte er sich verbessern.“
Rätselraten in den Niederlanden über de Ligts Form
Vor allem unter dem damaligen Juve-Trainer Massimiliano Allegri sei de Ligt damals förmlich aufgeblüht: „Er war perfekt im Markieren, im Positionieren auf dem Platz, er war einer der stärksten Spieler in Italien.“
In der Premier League ist davon nur noch wenig zu sehen, was auch Rafael van der Vaart so sieht. „Ich denke, er hat Qualität. Er ist fantastisch“, sagte der frühere HSV-Star zwar: „Doch derzeit macht er zu viele Fehler und spielt zu wild“.
Zu fehlerhaft hatte de Ligt auch im Nations-League-Hinspiel beim 2:2 gegen die deutsche Mannschaft gespielt, als ihn Bondscoach Ronald Koeman nach einer katastrophalen ersten Hälfte runtergenommen hatte.
„Natürlich hätte ich ihn lieber auf dem Platz gelassen. Aber es sieht gerade so aus, als sei er in einer Phase, in der jeder seiner Fehler bestraft wird. Ich habe ihm heute eine Chance gegeben. Aber ich musste ihn schützen, indem ich ihn runtergenommen habe“, begründete Koeman danach seine Entscheidung.
Am Montag bekommt de Ligt nun eine neue Chance in seinem früheren Stadion. Immerhin: Die Bayern-Fans dürften ihn freundlich begrüßen - auch wenn Max Eberls Entscheidung nach heutigem Stand kaum besser hätte ausfallen können.