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Fußball: Ein Verletzungsfall, der Sprengkraft birgt

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Fußball: Ein Verletzungsfall, der Sprengkraft birgt

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Das riskante Spiel mit Yamal

Spaniens Supertalent Lamine Yamal verletzt sich bei der Nationalmannschaft und fällt wegen Überbelastung gegen Serbien aus. Barca-Trainer Hansi Flick zeigt sich besorgt, ob die vielen Spiele nicht eine zu große Belastung für junge Spieler wie den 17-Jährigen sein könnten. Spanien-Coach Luis de la Fuente sieht die Verantwortung dafür aber nicht bei sich.
Für Barca-Sportdirektor Deco ist Lamine Yamal ein Spieler, der ganz andere Fähigkeiten als andere Spieler verfügt. Der Youngster zeige für sein Alter eine Mentalität, die er so noch nicht gesehen habe.
Dominik Schätzle
Dominik Schätzle
Spaniens Supertalent Lamine Yamal verletzt sich bei der Nationalmannschaft und fällt wegen Überbelastung gegen Serbien aus. Barca-Trainer Hansi Flick zeigt sich besorgt, ob die vielen Spiele nicht eine zu große Belastung für junge Spieler wie den 17-Jährigen sein könnten. Spanien-Coach Luis de la Fuente sieht die Verantwortung dafür aber nicht bei sich.

Hansi Flick hatte die Gefahr kommen sehen. Am Samstagabend dürfte der Trainer des FC Barcelona besonders besorgt auf die Bilder geblickt haben, die sein Offensiv-Juwel Lamine Yamal aus dem Stadion humpelnd zeigten. Der 17-Jährige hatte gerade mit der spanischen Nationalmannschaft 1:0 in der Nations League gegen Dänemark gewonnen. Kurz vor Ende der Partie hatte er einen Tritt an sein linkes Bein bekommen, doch wie sich später herausstellen sollte, war das gar nicht der alleinige Grund für die Schmerzen des Rechtsaußen.

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Die Diagnose am Sonntag: muskuläre Überbelastung. In Barcelona schrillten die Alarmglocken. Hansi Flick hatte noch kürzlich festgestellt, dass die vielen Spiele im Fußballkalender schon bald zu einer zu hohen Belastung werden könnten. Das Team um Flick soll sich umgehend bei Nationalcoach Luis de la Fuente gemeldet und seine Sorgen zum Ausdruck gebracht haben.

Auf den Wunsch Barcas reiste Yamal ab, eine Untersuchung am Montag bestätigte, dass er sich eine Zerrung am Oberschenkel zugezogen hat. Er fehlt Spanien somit am Dienstagabend gegen Serbien (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Auch ein Einsatz im Champions-League-Kracher kommende Woche gegen den FC Bayern ist in Gefahr.

Dass das 17 Jahre alte Toptalent wegen Überbelastung ausfällt, lässt Barca-Anhänger und spanische Fußballfans gleichermaßen bangen. „Barca fürchtet um den Verschleiß von Lamine Yamal“, titelte am Sonntag die spanische Sport, „Alarm um Lamine“ die Mundo Deportivo.

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Yamal-Verletzung: Debatte über Überbelastung entbrannt

Es ist eine Debatte darüber entbrannt, ob besonders den jungen Spielern wie Yamal zu viele Spiele zugemutet werden. Nach seinem kometenhaften Aufstieg zum Profi 2023 mit gerade einmal 15 Jahren ist Yamal spätestens seit der vergangenen Saison sowohl beim FC Barcelona als auch in der spanischen Nationalmannschaft gesetzt. So hat der Rechtsaußen in der vergangenen Saison insgesamt 64 Spiele absolviert, alle Klub-Wettbewerbe und Partien in der Nationalmannschaft zusammengenommen.

Auch in der laufenden Spielzeit hat der Youngster schon wieder ein hohes Pensum abgespult. Er hat in allen elf Spielen des FC Barcelona auf dem Platz gestanden und dabei meist durchgespielt. 724 von möglichen 810 Minuten stand er in LaLiga auf dem Platz, 155 von 180 in der Champions League. Dazu kommen 224 Minuten (von möglichen 270) in der Nationalmannschaft.

Besteht die Gefahr, dass das Supertalent ohne Not verheizt wird? Zumindest Flick hatte indirekt vor dieser Gefahr gewarnt. Erst Mitte September räumte er bei einer Pressekonferenz ein, sich für die Muskelverletzung von dessen Teamkollege Fermín López schuldig zu fühlen, weil „ich nicht mit dem Trainer der spanischen U21 gesprochen habe“.

Flick: „Müssen runter vom Gas“

Eigentlich hätte er ihn bitten müssen, den 21-jährigen Spanier nach EM- und Olympia-Teilnahme im Sommer nicht auch noch Anfang September ins Juniorennationalteam zu berufen, so Flick. López verletzte sich dort schließlich im Trainingslager. „Wir müssen uns um die Spieler kümmern, denn am Ende ist es manchmal einfach zu viel“, mahnte Flick und erklärte: „Deshalb müssen wir ein bisschen runter vom Gas.“

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Der Ex-Bayern- und Bundestrainer hatte Yamal zuletzt weniger Spielzeit eingeräumt, obwohl das „Wunderkind“ bei ihm normalerweise uneingeschränkt gesetzt ist. Der Deutsche wechselte seinen Spieler in der Champions League gegen die Young Boys Bern (5:0) nach 75 Minuten aus, in der spanischen LaLiga musste Yamal gegen Osasuna sogar lange Zeit von der Bank zusehen und wurde nur für rund eine halbe Stunde eingewechselt, gegen Alavés holte Flick den 17-Jährigen nach 67 Minuten vom Platz.

Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente sieht das Thema Überbelastung nicht als Problematik des Nationalteams. Als er auf einer Pressekonferenz Anfang Oktober darauf angesprochen wurde, erklärte er, dass Spieler laut eines FIFA-Berichts im Durchschnitt nur 3,5 Prozent ihrer gesamten Spielzeit für die Nationalmannschaft auf dem Platz stehen.

„Wenn ich bei einem Verein wäre, wo ich die Spieler für elf oder zehn Monate hätte, dann könnte ich eine andere Dynamik aufbauen, in Bezug auf mehr Pausen oder mehr Rotationen. Bei einem Verein“, betonte de la Fuente nochmal. „Hier in der Nationalmannschaft haben wir vier Zeitfenster, normalerweise sechs, acht, manchmal mehr Spiele. Und wir müssen die besten Spieler einsetzen“, rechtfertigte er sich weiter.

Yamal? „Was erwartest du dir? Küsse?“

Die FIFA-Untersuchung, auf die sich de la Fuente bezieht, wurde vom CIES Football Observatory herausgegeben, einer mit der dem Weltfußballverband verbundenen Organisation. Statt 3,5 Prozent ist darin jedoch von 3,2 Prozent die Rede. Für den Fall Yamal – wie auch für andere Topstars – ist das jedoch ohnehin unerheblich. In der laufenden wie der vergangenen Saison machten die Nationalmannschaftseinsätze weit über 20 Prozent von Yamals Spielzeit aus – und damit bedeutend mehr als in der breit angelegten Studie, die viele Saisons, Ligen und Spieler mit einbezieht.

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Nach dem Dänemark-Spiel zeigte de la Fuente zudem nur wenig Mitgefühl mit Yamal, der nicht nur gegen die Dänen, sondern auch im Allgemeinen zu den meistgefoulten Spielern der Topligen gehört. „Ich hatte einen Teamkollegen, der zu sagen pflegte: ‚Was erwartest du dir? Küsse?‘ Das ist Fußball. Andere Mannschaften werden ihre Mittel, die im Rahmen der Regeln bleiben, nutzen“, sagte der 63-Jährige.

Die Thematik dürfte so schnell also nicht vergehen. Sie birgt auch genug Sprengkraft, um weitere Konflikte zwischen den Klubs und den Nationalmannschaften heraufzubeschwören.

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Bereits in den vergangenen Monaten war das Thema Überbelastung breit diskutiert worden, auch von Spielern, die bereits deutlich älter als Yamal sind. Dessen Nationalmannschaftskollege und Europameister Rodri hatte sich erst vor einigen Wochen für weniger Pflichtspiele ausgesprochen – und notfalls mit Streik gedroht. Kurze Zeit später verletzte ausgerechnet er sich schwer. Er fällt mit einem Kreuzbandriss wohl den Rest der Saison aus.

Auch Marc Cucurella äußerte sich: „Es sind zu viele Spiele und zu wenig Erholung“, monierte er. „Wir sind keine Maschinen und wir sehen, wie viele Verletzungen es gibt.“ Leverkusens Jonathan Tah warnte vor dem Champions-League-Spiel gegen die AC Mailand: „Wenn so viele Spiele dazukommen, werden auch immer mehr Verletzungen dazukommen. Es ist ein Thema, das wir nicht außer Acht lassen dürfen.“

Der Trend geht zu noch mehr Partien

Der Trend scheint jedoch in eine andere Richtung zu gehen. Die UEFA hat mit ihrer Champions-League-Reform für weitere Partien gesorgt, die FIFA weitet die WM 2026 auf 48 Teams aus, zudem wird 2025 erstmals die Klub-WM in den USA stattfinden, die ähnlich einer Weltmeisterschaft mit Nationalmannschaften rund einen Monat dauern wird.

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Hansi Flick dürfte jedoch auch schon die nahe Zukunft Sorgen bereiten. Für Barca stehen entscheidende Spiele gegen den FC Bayern (23. Oktober) und der Clásico gegen Real Madrid an (26. Oktober). Spätestens dann muss er wieder auf sein Offensiv-Juwel Yamal bauen können – im besten Fall über jeweils 90 volle Minuten.