In dieser Woche ist die Nations League in einem neuen Gewand in ihre vierte Auflage gestartet.
Absurde Folgen für die WM
Ein Viertelfinale und Relegationsspiele zwischen den einzelnen Ligen sollen den vor sechs Jahren gegründeten Wettbewerb spannender und attraktiver machen.
So ist jedenfalls die Hoffnung der UEFA.
Was sich aber jetzt schon andeutet, ist noch mehr Verwirrung und Komplexität.
Selbst von drohender Manipulation und Wettbewerbsverzerrung ist schon die Rede.
Das hat die Nations League mit der WM-Qualifikation zu tun
Der Grund? Einfach gesagt die Verzahnung der Nations League, inklusive ihrer zusätzlichen Runden, mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026.
Deutlich wird dies bei der Auslosung der europäischen Qualifikationsgruppen, die voraussichtlich im Dezember stattfindet.
Was die FIFA als Ausrichter der WM ihren Mitgliedsverbänden diesbezüglich laut ESPN und anderen Medien in einem Rundbrief zugeschickt hat, trieft nur so vor Bedingungen und kurzfristigen Anpassungen.
Im Kern geht es darum, dass durch das zusätzliche Viertelfinale und die Relegationsspiele im März sowie die Finalrunde im Juni zu viele Faktoren für die Zusammensetzung der einzelnen Qualifikationsgruppen eine Rolle spielen, die zum Zeitpunkt der Auslosung noch gar nicht bekannt sein können.
Zur Erinnerung: Die 54 europäischen Teams – Russland bleibt wegen des Ukraine-Krieges einstweilen außen vor – werden für die Auslosung in sechs Fünfer- und sechs Vierergruppen aufgeteilt.
Bei der letzten Auslosung für eine WM-Qualifikation im Jahr 2020 war es noch einfach. Man musste nur die vier Teilnehmer an der Nations-League-Finalrunde in eine kleinere Gruppe losen, damit sie ihre zusätzlichen Endrunden-Spiele noch absolvieren können.
Zu viele Gruppenköpfe für zu wenig Gruppen
Wie aber geht man nun mit acht Viertelfinalisten aus der Nations League um, die als Gruppenköpfe gesetzt sind, für die man aber gar nicht die nötige Anzahl an kleineren Gruppen hat? Bekanntlich gibt es ja nur sechs Vierergruppen.
Die Lösung, die sich UEFA und FIFA ausgedacht haben: Alle acht Viertelfinalisten werden als Gruppenköpfe gesetzt, doch nur die Gewinner werden den kleineren Vierergruppen zugeordnet.
Da die Gewinner allerdings zum Zeitpunkt der Auslosung noch gar nicht feststehen werden, operieren die Organisatoren mit Platzhaltern. Statt also Lose mit den Aufschriften der Länder, werden Lose mit der Aufschrift „Sieger Viertelfinale 2″ oder „Verlierer Viertelfinale 4″ bei der Ziehung eingesetzt.
Das Problem: Im Viertelfinale könnte sich womöglich ein Sieg hinsichtlich der WM-Qualifikation als nachteilig erweisen, Spielmanipulationen könnten drohen. Denn die Viertelfinal-Paarungen stehen schon vor der Auslosung fest, den betreffenden Teams ist die Gruppenzusammensetzung also schon im Vorhinein bekannt. Warum sollte man also gewinnen, wenn man als Verlierer möglicherweise einer einfacheren Gruppe zugewiesen werden kann?
Halbfinale der Nations League oder doch bessere Chancen für die WM-Teilnahme? Vor dieser Frage könnte auch die deutsche Mannschaft stehen, falls sie sich als Erster oder Zweiter ihrer Gruppe fürs Viertelfinale qualifiziert.
20 Mannschaften bestreiten Relegationsspiele
Da auch für die 20 Teams, die im März noch Relegationsspiele zu bestreiten haben, besondere Bedingungen bei der Auslosung gelten, wird die Ziehung zusätzlich kompliziert.
Noch ist das alles spekulative Zukunftsmusik.
Eines aber ist jetzt schon klar. Die Reform der Nations League macht eine Auslosung einmal mehr zu einer Atomwissenschaft. Und es sollte nicht verwundern, wenn – wie schon bei der Auslosung der neuen Champions League – auch hier am Ende nur noch ein Computer helfen kann.
Die Daten-Experten von Football Meets Data, die ebenfalls über den Rundbrief der FIFA berichteten, kommen zu dem Schluss: „Die Auslosung (…) wird die komplizierteste sein, die wir je gesehen haben.“