San Marino, ein Zwergstaat in Norditalien mit knapp 34.000 Einwohnern, ist bekannt für seine malerische Lage, seine Geschichte - und seine lange Liste sportlicher Misserfolge, insbesondere im Fußball. Doch nun hat der Fußball-Winzling eine Sensation geschafft, die viele überrascht und für Jubelstürme gesorgt hat: San Marino hat sein erstes Pflichtspiel gewonnen!
Unglaubliches nach 891 Toren!
Dieser Sieg ist weit mehr als ein Fußballergebnis, er ist ein Meilenstein in der Geschichte des internationalen Fußballs und ein Symbol für das Durchhaltevermögen einer Mannschaft, die gegen alle Widrigkeiten ankämpft.
Und weil er ein so außergewöhnliches Ereignis darstellt, bringt er so manche erstaunliche Erkenntnis mit sich. Zum einen ist da der Schütze des historischen Tors.
Irrwitzige Facts zum San-Marino-Sieg
Held des Abends war der 19-jährige Nicko Sensoli. Dieser war bei San Marinos letztem Sieg 2004 noch nicht einmal geboren und kannte sein Land im Fußball bislang noch nicht als Sieger. Nun stand er selbst im Mittelpunkt einer der größten Sportgeschichten in der Historie seines Landes.
Mehr als ein ganzes junges Menschenleben musste San Marino also warten. Als der Fußballzwerg seinen ersten Sieg gegen Liechtenstein feierte, stand selbst der unverwüstliche Superstar Cristiano Ronaldo noch am Anfang seiner glanzvollen Karriere.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Portugiese gerade einmal neun Profi-Tore auf seinem Konto. 20 Jahre später trug sich Ronaldo mit seinem 900. Tor auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene erneut in die Geschichtsbücher ein. 891 Tore hatte er seit 2004 erzielt.
Weitere Beispiele für die quälende Länge von San Marinos Leidenszeit gefällig?
Als Rehagel die Fußballwelt schockte
2004 wurde Werder Bremen Deutscher Meister, Ailton wurde Torschützenkönig und Griechenland schockte die Fußballwelt mit dem Gewinn der Europameisterschaft unter Trainer Otto Rehhagel. Alles längst Fußball-Geschichte.
In der Formel 1 feierte Michael Schumacher eines seiner besten Jahre und wurde zum siebten Mal Weltmeister. Er fuhr eine der dominantesten Saisons der Geschichte und gewann 13 von 18 Rennen. Zwölf davon in den ersten 13 WM-Läufen.
Und während die Sammarinesi Liechtenstein zum ersten Mal besiegten, kassierte die deutsche Fußballnationalmannschaft an diesem Tag eine ihrer bittersten Niederlagen: In Bukarest unterlag sie Rumänien mit 1:5.
Für San Marino ist der kaum noch für möglich gehaltene Sieg von unschätzbarem Wert ist. Es ist mehr als ein Fußballspiel. Es ist eine Geschichte über Beharrlichkeit, über den Glauben an den eigenen Erfolg, auch wenn die Chancen aussichtslos scheinen.
„Gott“ spielt bald für „Real Madrid“
San Marino mag weiterhin als Außenseiter im Weltfußball gelten, aber an diesem Abend im September 2024 war San Marino der strahlende Sieger, der bewiesen hat, dass auch die kleinsten Nationen große Träume haben und sie wahr werden lassen können.
Tatsächlich hat San Marino in der Geschichte des internationalen Fußballs erst ein einziges Mal gewonnen - und das in einem Freundschaftsspiel. Am 28. April 2004 besiegte die Mannschaft das Fürstentum Liechtenstein mit 1:0 und wurde damit zum Symbol einer Nation, die auch in aussichtslosen Situationen nie aufgibt. Den Sieg sicherte ein Tor von Andy Selva, der mit acht Treffern bis heute Rekordtorschütze des Landes ist. Doch auch dieser glorreiche Moment konnte die folgende Niederlagenserie nicht aufhalten.
Seither verlor San Marino 198 von 204 Pflichtspielen. Einige Niederlagen waren besonders schmerzhaft, wie das 0:13 gegen Deutschland im Jahr 2006 - die höchste Niederlage der Verbandsgeschichte. Die Sammarinesi waren es gewohnt, als ewige Verlierer zu gelten. Doch die Mannschaft gab nicht auf, trotz der erdrückenden Statistik: 21:609 Tore, fünf Unentschieden und unzählige Niederlagen, darunter auch ein 0:10 gegen England in der Qualifikation für die WM 2022.
Der Jubel nach dem Schlusspfiff im Stadion von Serravalle kannte keine Grenzen. Spieler, Trainer und Betreuer stürmten das Spielfeld, als hätten sie die Weltmeisterschaft gewonnen. Der Stadionsprecher schien von der historischen Bedeutung überwältigt und brüllte immer wieder „San Marino uno, Liechtenstein zero!“
Übrigens: Der junge Torschütze Sensoli spielte in der vergangenen Saison noch beim italienischen Viertligisten FC Sangiuliano City, wo er bislang vergeblich auf einen Stammplatz hoffte. Inzwischen läuft er in der heimischen Liga für die San Marino Academy auf. Doch nach diesem Auftritt und einem kleinen Scherz auf Wikipedia, wo sein Name kurzerhand in „Gott“ und sein nächster Verein in „Real Madrid“ geändert wurde, hat er seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher.