„Adeyemi hat das gezeigt, was er auch schon in Salzburg gezeigt hat - dass er eiskalt vor dem Tor ist.“
Muss Adeyemi um WM-Ticket bangen?
Die Aussage von Bundestrainer Hansi Flick ist ziemlich genau neun Monate alt. Damals hatte Karim Adeyemi gleich bei seiner Premiere in der deutschen Nationalmannschaft getroffen und den Endstand zum 6:0-Sieg gegen Armenien hergestellt.
Adeyemi, damals hierzulande noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, war plötzlich angesagt. Nicht nur, dass er in der österreichischen Bundesliga mit Salzburg alles kurz und klein schoss - auch in der Champions League bewies der gebürtige Münchner sein Können. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Nations League)
In der Hinrunde schnürte der damalige Teenager beim 2:1-Sieg gegen Lille einen Doppelpack und traf auch beim 3:1-Erfolg gegen Wolfsburg.
Adeyemi? „Man muss kein Fachmann sein...“
„Man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass er mit seiner Dynamik und Schnelligkeit eine unglaubliche Stärke mitbringt. Das habe ich in der Form so noch nicht oft gesehen“, schwärmte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle von seinem Schützling.
Doch in der Königsklasse lief es anschließend nicht mehr so gut für Adeyemi, dem in den fünf folgenden Spielen (unter anderem beim Achtelfinal-Aus gegen den FC Bayern) kein weiterer Treffer mehr gelang. (Alle News und Hintergründe zur deutschen Nationalmannschaft)
Auch in der österreichischen Bundesliga traf der pfeilschnelle Mittelstürmer nicht mehr nach Belieben, sieht man von einem Dreierpack am 11. Dezember gegen die WSG Tirol ab. Seine ungeklärte Zukunft, so die Vermutung, würde ihn in seinen Leistungen hemmen.
Noch ein Jahr in Salzburg bleiben - oder doch schon den großen Schritt wagen? Adeyemis Zukunft hing monatelang in der Schwebe, unter anderem weil auch der FC Bayern plötzlich ein Auge auf ihn warf.
BVB und Adeyemi: „Habe mich direkt wohl gefühlt“
Als im Winter plötzlich Kingsley Comans Bayern-Zukunft am seidenen Faden hing, machte auch der deutsche Rekordmeister dem Youngster Avancen. Nachdem sich Coman im Januar doch zu einer Vertragsverlängerung entschieden hatte, verabschiedeten sich die Münchner wieder aus dem Rennen.
Damit war für Adeyemi, der in München geboren und bei der SpVgg Unterhaching ausgebildet wurde, der Weg zu Borussia Dortmund geebnet. Am 10. Mai schließlich gaben sich der BVB und der junge Stürmer das Ja-Wort.
„Der BVB war mir bereits früher sehr sympathisch und ich glaube, dass ich gut nach Dortmund passe“, sagte der Angreifer kürzlich im SPORT1-Interview. „Der Verein hat mir aufgezeigt, wie er mit mir arbeiten möchte und ich habe mich direkt wohl gefühlt. Am Ende haben meine Familie und mein gutes Bauchgefühl eine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt.“ (DATEN: Tabellen der Nations League)
Dass Adeyemi mit der geklärten Zukunft im Saisonfinale befreit aufspielen und mit Rückenwind zur Nationalmannschaft kommen würde, war die Hoffnung. Von seinen Leistungen, die auch Flick im vergangenen Herbst schwärmen ließen, ist Adeyemi aber derzeit ein gutes Stück entfernt.
Saisonstart mit Dortmund muss sitzen
Es scheint so, als habe sich im Frühsommer 2022 die Euphorie um den 20 Jahre alten Stürmer etwas gelegt. In den bisherigen drei Nations-League-Spielen spielte er keine Rolle und kam nur zu einem Fünf-Minuten-Einsatz beim 1:1 in Ungarn.
„Ich glaube, dass Karim noch eine Entwicklung machen muss“, sagte der Bundestrainer nun vor dem Duell gegen Italien (Dienstag ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). „Im Moment ist Lukas Nmecha einen Tick weiter vorn, im Training macht er die Abschlüsse sehr gut. Karim muss den nächsten Schritt machen, das kann er bei Dortmund sehr gut.“
Gegen den Europameister stand der Stürmer erneut nicht im Kader. Damit verzichtete Flick in drei von vier Spielen auf die Dienste Adeyemis. Lediglich beim 1:1 in Ungarn am vergangenen Samstag wurde er in der Schlussphase eingewechselt.
Plötzlich scheint sogar die WM-Fahrkarte in Gefahr. Allerdings ist bis zum Beginn der Titelkämpfe in Katar noch genügend Zeit, um wieder Pluspunkte zu sammeln. Den Anfang kann er bereits gegen Italien machen.
„Meine Motivation ist sehr hoch, in den nächsten Spielen und natürlich auch bei der WM dabei zu sein“, sagte Adeyemi, für den ein guter Beginn im BVB-Trikot elementar sein dürfte. „Wir sind generell eine sehr ehrgeizige Mannschaft, jeder will im Kader stehen. Auch ich will zeigen, was ich kann.“
Sollte der Dortmunder Neuzugang ähnlich zünden wie noch vor neun Monaten, würde er nicht nur die BVB-Fans glücklich machen - auch der Bundestrainer hätte keinen Anlass, Karim Adeyemi die WM-Fahrkarte zu verwehren.