In Mainz arbeitete er mit Thomas Tuchel zusammen, Hansi Flick holte ihn zum DFB, wo er über Jahre von Horst Hrubesch lernen konnte.
Schönweitz: Haben Talente, aber ...
Inzwischen ist Meikel Schönweitz selbst Cheftrainer der deutschen U-Nationalmannschaften - und damit hauptverantwortlich für die Nachwuchsarbeit beim DFB.
Dass es um diese aktuell nicht optimal bestellt ist, zeigt nicht nur der Mangel an Top-Talenten in der U21, die am Montagabend ihr EM-Viertelfinale gegen Dänemark bestreitet (U21-EM: Dänemark - Deutschland ab 21 Uhr im LIVETICKER).
Im SPORT1-Interview verrät Schönweitz, wie beim DFB wieder mehr kommende Stars ausgebildet werden sollen, was er von den heutigen Weltklasse-Trainern Tuchel und Flick gelernt hat - und was Youssoufa Moukoko und Kai Havertz zu Ausnahmespielern macht.
SPORT1: Herr Schönweitz, die Europameisterschaften der U21 und der A-Nationalmannschaft stehen bevor. Wie groß ist die Vorfreude?
Meikel Schönweitz: Groß, klar. Wir sind auch froh, dass wir wieder sportliche Themen haben, auf die wir uns konzentrieren können. Von daher freuen wir uns extrem darauf. Die U21 hat mir in der Vorrunde imponiert, weniger aufgrund der Ergebnisse, sondern wegen der Art und Weise, wie sie aufgetreten sind. Ich hoffe, dass wir das in der K.o.-Runde fortsetzen.
SPORT1: Sie haben die Unruhe der letzten Wochen beim DFB angesprochen. Wie sehr hat das den sportlichen Bereich beeinflusst?
Schönweitz: Es stört einfach die ganze Belegschaft und richtet den Fokus auf Themen, die nichts mit Fußball zu tun haben. Es wird den Sportlern, den Trainern und den Mitarbeitern, die versuchen, das Bestmögliche zu geben, nicht gerecht. Von daher sind wir froh, wenn der Sport nun in den Vordergrund rückt. Von den Nationalmannschaften bis zu sämtlichen Amateurvereinen.
SPORT1: Bei der U21-EM sind mit Ridle Baku und Florian Wirtz zwei Spieler dabei, die auch schon im Kader der A-Nationalmannschaft standen. Eine bewusste Entscheidung?
Schönweitz: Sie waren jetzt beide einmal bei der A-Mannschaft dabei und haben aufgrund ihres Alters noch sehr viel vor sich. Ich glaube, es tut ihnen gut, wenn sie jetzt dieses Turnier spielen. Flo ist noch sehr jung, hat noch kein Turnier spielen können und war auch in der Vorrunde der U21-EM nicht dabei. Von daher ist es für ihn persönlich sehr wertvoll, wenn er so ein Turnier spielen kann. Wir hoffen, dass seine Entwicklung so weitergeht und er dann irgendwann mit der A-Nationalmannschaft ein Turnier spielt. Ridle nimmt bei der U21 aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner Qualität eine absolute Führungsrolle ein. Das wird ihn für seine Entwicklung prägen, die ihn auch für die A-Nationalmannschaft interessant macht. (Ridle Baku im Interview: "So schlecht können wir nicht sein!")
SPORT1: Trotz der jüngsten Erfolge wird immer wieder über Nachwuchsprobleme im deutschen Fußball gesprochen. Woran liegt das?
Schönweitz: Wie lange haben wir jetzt Zeit für das Interview? Ich würde mal die Gegenfrage stellen: Was sind denn die jüngsten Erfolge?
SPORT1: Zwei Finalteilnahmen bei der U21-EM in Folge.
Schönweitz: Und dann ist aber auch schon ein Punkt gesetzt. Wenn wir die aktuelle Situation bewerten wollen, müssen wir den Blick etwas erweitern. Zum einen auf die Folgejahrgänge. Da registrieren wir schon, dass uns andere Nationen im internationalen Vergleich auf Verbands-, aber auch auf Vereinsebene wie beispielsweise in der Youth League, in der individuellen Qualität etwas voraus sind. Dazu kommt beispielsweise die Breite an internationalen Ausnahmespielern. Kai Havertz ist aktuell der einzige für die U21 spielberechtigte Spieler in der A-Nationalmannschaft. Das war vor einigen Jahren noch anders. Aber Ziel für eine Fußballnation wie Deutschland muss es doch sein, regelmäßig und kontinuierlich Weltspitze zu generieren.
SPORT1: Woran liegt das?
Schönweitz: Ich gebe mal ein Beispiel: Im DFB-Pokalfinale sind sieben Spieler eingesetzt worden, die für eine U21 hätten auflaufen können. Es war aber kein Deutscher dabei - und das spiegelt diese Situation gerade wider. Wir haben durchaus Talente in Deutschland, hängen gegenüber einigen Nationen aber hinterher. Das gleiche Phänomen wie im Pokalfinale sehen wir auch in der Bundesliga, man kann auch Marktwerte mit anderen Nationen vergleichen - man kommt immer aufs gleiche Ergebnis: Es gibt einen Abwärtstrend, das heißt, es gibt immer weniger deutsche U21-Spieler, die in der Bundesliga zum Zug kommen. Die Gründe aufzuzählen, warum das so ist, ist sehr komplex. Ich versuche mal, es in einem Satz zusammenzufassen: Wir haben in Deutschland schon einen Talent-Pool, wir schöpfen den aber nicht optimal aus.
SPORT1: Und trotzdem hat die deutsche U21 zuletzt beachtliche Erfolge gefeiert, obwohl andere Nationen wie die Spanier auch bei den letzten beiden Europameisterschaften die größeren Einzelkönner hatten.
Schönweitz: Wir kriegen es natürlich traditionell als Deutschland hin, über die mannschaftliche Geschlossenheit unsere Leistungen abzurufen. Das ist gut, das ist ein Wert, den wir aufrechterhalten wollen. Deswegen hat die U21 in der Vorrunde so viel Spaß gemacht, weil die Jungs nicht nur super performt haben, sondern sich auch super verhalten haben. Das sind gute Jungs und denen wird diese Diskussion nicht gerecht. Aber wenn wir die Breite sehen, ist der Abwärtstrend zu erkennen. Woran das liegt? Da müsste ich ein bisschen ausholen.
SPORT1: Bitte.
Schönweitz: Wir haben in Deutschland über Jahre hinweg ein super System entwickelt mit Leistungszentren, DFB-Stützpunkten und verbesserten Auswahlmaßnahmen. Das hat angefangen um die Jahrtausendwende - und das hat auch dazu geführt, dass wir 2014 Weltmeister geworden sind mit einem großen Pool an Weltklassespielern. Die WM war der Höhepunkt. Danach haben wir das System kaum weiterentwickelt und andere Nationen sind in den letzten Jahren an uns vorbeigezogen, weil sie an ihrem System geschraubt haben. Das aufzuholen oder etwas zu ändern, gestaltet sich schwierig, weil es unterschiedliche Meinungen dazu gibt, was die richtigen Maßnahmen sind und was angebracht ist. Es entsteht bisher auch kein großer Handlungsdruck, denn es funktioniert ja. Aber wir möchten der Entwicklung frühzeitig begegnen. Deswegen weisen wir darauf hin und sind dazu in der gemeinsamen Abstimmung.
SPORT1: Wenn wir jetzt mal über den kleinen Talent-Pool sprechen, den es gibt, fällt natürlich der Name Youssoufa Moukoko. Bei der Vorrunde der U21-EM hat er sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, obwohl er gar nicht gespielt hat. Was halten Sie von diesem Personenkult?
Schönweitz: Wenig. Youssoufa ist in zweierlei Hinsicht ein Ausnahmespieler: Erst mal ist er fußballerisch ein großes Talent. Auf der anderen Seite hat er es bisher wirklich super hinbekommen, mit diesem großen Hype umzugehen, weil er sich auf den Sport konzentriert, auf seine Ziele - und weil er da alles reinlegt. Aber es gibt auch unzählige Spieler, die an diesem Hype zerbrochen sind, weil ein Spieler in diesem Alter, der mitten in der Persönlichkeitsentwicklung ist, das erst mal verarbeiten muss. Auch sein gesamtes Umfeld muss das erst mal verarbeiten. Da bauen wir Spielern Hindernisse in den Weg, die gar nicht sein müssen. Wer es schafft, drüber zu springen - super! Aber wir verlieren dadurch den einen oder anderen. Und mit "wir" meine ich das Gesamtsystem. Nicht irgendeinen Einzelnen, nicht den DFB, nicht die Vereine, nicht die Medien. Damit meine ich das Gesamtpaket.
SPORT1: Wollen umgekehrt vielleicht auch viele vermeintliche Talente zu schnell zu viel? Sie haben einst in Mainz mit Jan Kirchhoff zusammengearbeitet, bevor er zum FC Bayern gewechselt ist.
Schönweitz: Das ist schwierig pauschal zu sagen. Wenn wir über Jan Kirchhoff sprechen: Ich konnte ihn damals verstehen. Er hat eine gute Saison in Mainz gespielt und ein Angebot von den Bayern bekommen. Viele haben damals gesagt: Wenn du weiterhin in Mainz bleibst, dann entwickelst du dich vielleicht zu einem Nationalspieler und du kannst ein Führungsspieler werden. Auf der anderen Seite lag da das Angebot der Bayern. Zum einen ein enormer finanzieller Sprung, zum anderen ein Karrieretraum. Die Entscheidung war nachvollziehbar. Jan ist letztlich in der Bundesliga angekommen. Da wollen viele erst mal hin. Ich glaube, dass es nicht immer die Spieler sind, sondern auch das Umfeld, das da sehr viele Chancen für sich sieht.
SPORT1: Ein anderer Spieler, mit dem Sie lange zusammengearbeitet haben, ist Kai Havertz. Sie haben einmal gesagt, Sie hätten vom Gesamtpaket nie ein größeres Talent gesehen. Was unterscheidet ihn von anderen Spielern?
Schönweitz: Zunächst mal muss ich gestehen, dass ich am Samstag Gänsehaut bekommen habe, als Kai das Siegtor für Chelsea geschossen hat. Da sind mir Bilder durch den Kopf gegangen, als ich 2014 bei einem Sichtungslehrgang in Malente einen schlaksigen, eher schüchternen Kicker gesehen und zum ersten Mal gedacht habe: Der Junge hat etwas Besonderes! Knapp sieben Jahre später ist der schüchterne Junge 100 Millionen wert und schießt Chelsea zum Champions-League-Sieg. Das hat mich riesig gefreut, weil Kai ein Typ ist, dem ich das wirklich gönne. Er hat fußballerisch alles, was man braucht. Seine drei größten Stärken sind seine Intuition auf dem Feld - er hat ein super Gefühl für Raum und Zeit, sein Umfeld - er hat ein gutes Elternhaus und ist trotz des aufkommenden Hypes ein bodenständiger, sehr höflicher Mensch geblieben, und sein Fokus - er hat sich nie wichtiger genommen, als er ist und sich auf den Fußball konzentriert. Ich wünsche mir, dass er diesen Weg weitergeht und noch weitere Erfolge auch mit der Nationalmannschaft feiern kann.
SPORT1: Sie haben gesagt, andere Länder seien in der Nachwuchsarbeit vorbeigezogen. Hat das auch mit den Spielern selbst zu tun, haben es junge Talente in Deutschland zu bequem?
Schönweitz: Darüber machen wir uns echt viele Gedanken. Vor einem halben Jahr hätte ich das noch klar bejaht. Aber das ist zu einfach und wird nicht allen gerecht. Ein Grund ist tatsächlich die Kultur, das Gesellschaftssystem, in dem man aufwächst. Welchen Antrieb habe ich? Welche intrinsische Motivation entwickle ich, um meine Ziele zu erreichen? Wie selbständig bin ich? Zum anderen aber auch das Ausbildungssystem. Wenn wir gegen Nationen wie Spanien, England, Frankreich oder Portugal spielen, stellen wir fest, dass diese Spieler oftmals eigene, kreative, offensive Lösungen in Drucksituationen haben. Wir hingegen sind sehr stringent an unsere Taktik gebunden. Das hat sich über die Jahre hinweg entwickelt, dem müssen wir entgegenwirken. Das tun wir auch, das haben auch viele Vereine erkannt. Aber das benötigt noch viel Zeit und da spielen viele Faktoren zusammen.
SPORT1: In diesem Zusammenhang wird gern über deutsche Problempositionen gesprochen, meistens über Mittelstürmer und Außenverteidiger. Was fehlt auf diesen Positionen?
Schönweitz: Ich kann erklären, was wir dagegen machen. Wir haben ganz viele positionsspezifische Programme entwickelt, haben so auch die Corona-Zeit genutzt. Wir haben ein Stürmer-Programm, da hat Stefan Kuntz sein Auge drauf. Ein Mittelfeldspieler-Programm mit Guido Streichsbier, für die Abwehr eines mit Christian Wörns und für die Torhüter ist Mark Ziegler verantwortlich. Die haben gemeinsam mit dem gesamten Trainerteam und der Akademie positionsspezifische Programme entwickelt. Was zeichnet diese Positionen aus? Was müssen die Spieler können? Wie kann man das trainieren? Welche Statistiken können wir heranziehen, um das Ganze zu untermauern? Wie können wir das unseren Spielern vermitteln? Jetzt versuchen wir, dieses Wissen, das wir uns angeeignet haben, zu teilen. Wir haben in der Coronazeit auch digital mit den Nationalspielern gearbeitet, Videos versendet, Talkrunden mit A-Nationalspielern organisiert und werden, wenn wir wieder trainieren können, auch in der Praxis weiter daran feilen. Wir teilen dieses Wissen mit den DFB-Stützpunkten, den Verbandssportlehrern und den Nachwuchsleistungszentren. Wenn wir das verändern wollen, müssen ganz viele mitarbeiten. Wir sagen nicht: Der DFB weiß, wie es funktioniert. Sondern: Wir haben Ideen, wie es funktioniert, und wir teilen diese Ideen mit euch. Da ist ein reger Austausch hinter den Kulissen.
SPORT1: Nach außen hin ist das "Projekt Zukunft" von DFB und DFL das Aushängeschild. Können Sie die zentralen Punkte einmal skizzieren?
Schönweitz: Unser erstes Ziel war, offen und ehrlich zu analysieren, wo der deutsche Fußball aktuell steht. Danach haben wir Vorschläge gemacht, was man tun kann, um diesen Status quo zu verbessern und den Talent-Pool in Deutschland optimal auszuschöpfen. Das wichtigste Ziel ist es, Weltspitze zu generieren und zu entwickeln - in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft.
SPORT1: Auf welchen Wegen soll das gelingen?
Schönweitz: Es gibt vier große Handlungsfelder, die wir beeinflussen können: Trainerausbildung, Förderstrukturen, die Wettbewerbe im Juniorenbereich und dazu noch das Thema Fußballentwicklung, also unter anderem Digitalisierung und alles, was dazugehört.
SPORT1: Wie sieht das bisherige Feedback aus?
Schönweitz: Die Veränderungen, die da vorgeschlagen werden, gehen natürlich sehr weit. Im Moment ist es so, dass es unheimlich viele Diskussionen gibt, aber leider auch viele Missverständnisse - und es zeigt sich, dass es viele verschiedene Interessenlagen gibt. Das ist sehr schade und erschwert die Lösungsfindung.
SPORT1: Was wurde denn bereits umgesetzt?
Schönweitz: Beim Thema Trainerausbildung haben wir schon angefangen, die Ausbildungsinhalte und die Ausbildungsstruktur zu überarbeiten. Bei den U-Nationalmannschaften haben wir bereits viel verändert, was wir auch schon anwenden. Dazu zählt unter anderem die Zusammenstellung der Trainerteams mit je einem Ex-Profi, einem innovativen Trainer und einem Altersspezialisten pro Team. Die Vorschläge für das Thema Förderstrukturen - also das Zusammenspiel von Stützpunktsystem, Auswahlmannschaften, Leistungszentren, Schule - und das Thema Wettbewerbe werden im Moment aufgrund der Komplexität mit vielen Anspruchsgruppen diskutiert. Dort gemeinsame und konsensfähige Lösungen zu erarbeiten, bedarf etwas Geduld.
SPORT1: Corona hat das alles bestimmt nicht vereinfacht, gerade der Amateurfußball leidet sehr. Fürchten Sie langfristige Auswirkungen auf womöglich eine ganze Generation potenzieller künftiger Nationalspieler?
Schönweitz: Das ist schwierig vorherzusagen. Wir vergleichen das oft mit einer ganzen Generation, die einen Kreuzbandriss hat - und man muss mal überlegen, was hinter solch einer Verletzung steckt. Du fällst eine Zeit lang aus. Aber du hast danach die Möglichkeit, wieder auf dein Ursprungslevel zu kommen. Dafür ist sehr viel Geduld, sehr viel Arbeit und teilweise noch härteres und häufigeres Training als vorher angesagt. Wenn du dich dann noch verbessern willst, musst du noch eins obendrauf legen. Die Chance besteht, das aufzuholen, aber es ist halt sehr schwer und mit sehr viel Arbeit und Willenskraft verbunden. Wir möchten aber auch die Chance darin sehen und vermitteln genau diese Einstellung unseren Spielern.
SPORT1: Sie selbst haben in Mainz mit Thomas Tuchel gearbeitet, Hansi Flick hat Sie zum DFB geholt. Beide sind inzwischen Weltklasse-Trainer. Wie haben die beiden Sie in Ihrer Anschauung von Fußball geprägt?
Schönweitz: Thomas hat damals meine Art, Fußball zu denken, Fußball zu trainieren und Fußball spielen zu lassen schon sehr geprägt, kombiniert mit dem Mainzer Weg. Ich bin in einer Phase da gewesen, als Thomas Cheftrainer war. Ich hatte viele andere Inspirationen durch den DFB, aber Thomas hat schon einen Grundstein gelegt, und das findet sich in der Art wieder, wie ich Fußball denke. Hansi hat mich enorm geprägt, was die Persönlichkeit angeht. Er ist derjenige, der mir gezeigt hat, wie du eine Gruppe von Alphatieren anführen kannst. Es ist aktuell meine Aufgabe, die Trainergruppe zu führen - und das sind alles Alphatiere. Da hat mir Hansi den Weg geebnet.
SPORT1: Sie haben von weiteren Inspirationen gesprochen.
Schönweitz: Da muss ich vor allem Horst Hrubesch erwähnen. Er ist eine Art Ziehvater geworden. Horst hat mir gezeigt, was es heißt, authentisch zu sein, zu seiner Meinung zu stehen, letztlich mit Überzeugung zu arbeiten - und wie wichtig es ist, die richtigen Leute einzubinden. Insgesamt ist schon viel in mir drin, was ich von diesen drei Trainern gelernt habe.
SPORT1: Angesichts von Ausstiegsklauseln und steigenden Ablösesummen wird mehr denn je über Trainer gesprochen. Ist das eine Entwicklung, die angesichts der Bedeutung des Trainerpostens überfällig war?
Schönweitz: Ob das überfällig war, will ich nicht beurteilen. Grundsätzlich ist alles, was mit Ausstiegsklauseln und Ablösesummen zu tun hat, nicht unbedingt immer förderlich für den Fußball. Aber die Entwicklung geht dahin, dass der Trainer nicht immer das schwächste Glied ist. Das ist natürlich sehr hilfreich für die Arbeit. Klar bist du als Trainer verantwortlich, aber du bist oft das schwächste Glied gewesen, weil es immer am einfachsten ist, den Trainer für gewisse Situationen und Ergebnisse verantwortlich zu machen. Ich glaube, die aktuelle Entwicklung führt gerade dazu, dass man sich eher überlegt, strukturell etwas zu verändern oder langfristiger zu denken. Von daher ist die Entwicklung positiv. Ob das überfällig war, das sei mal dahingestellt.