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Niedergang eines Kultklubs: Ikone redet Tacheles

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Niedergang eines Kultklubs: Ikone redet Tacheles

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Uerdingen-Aus? Ikone redet Tacheles

Beim KFC Uerdingen läuten mal wieder alle Alarmglocken. Nach der Insolvenz droht dem Traditionsklub das endgültige Aus. Klub-Ikone Friedhelm Funkel zeichnet bei SPORT1 ein düsteres Bild.
Der KFC Uerdingen erlebt schwierige Zeiten
Der KFC Uerdingen erlebt schwierige Zeiten
© IMAGO/Funke Foto Services
Beim KFC Uerdingen läuten mal wieder alle Alarmglocken. Nach der Insolvenz droht dem Traditionsklub das endgültige Aus. Klub-Ikone Friedhelm Funkel zeichnet bei SPORT1 ein düsteres Bild.

Der KFC Uerdingen steht mal wieder dicht vor dem Abgrund. Am Montagabend teilte das Finanzamt Krefeld mit, dass es beim Amtsgericht einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen den Regionalligisten gestellt habe.

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Dabei war der Klub mit dem legendären „Grotifanten“ als Maskottchen schon diverse Mal in die Insolvenz gegangen, nun ist die Lage aber besonders dramatisch: Der DFB-Pokalsieger von 1985 steht vor einem Minus in Millionenhöhe - und damit womöglich vor dem Aus.

Das „Wunder der Grotenburg“ bleibt für immer

Einer, der lange Zeit das bekannteste Gesicht des Traditionsvereins war, ist Friedhelm Funkel. In den 1970er und 80er-Jahren erlebte Funkel - im Übrigen zusammen mit seinem Bruder Wolfgang - die Hochzeit des Klubs, damals noch unter dem Namen Bayer Uerdingen.

„Wir waren damals, als die Bayer AG den Klub noch unterstützt hat, sehr erfolgreich“, erinnert sich Funkel im Gespräch mit SPORT1. Zwischen 1975 und 1995 verbrachte Uerdingen nicht weniger als 14 Spielzeiten in der Bundesliga und hatte zwei unvergessliche Highlights, die sich ins kollektive Gedächtnis der deutschen Fußballfans einbrannten.

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1985 gewannen Funkel und Co. sensationell den DFB-Pokal, als man den hochfavorisierten FC Bayern mit 2:1 niederrang und sich für die folgende Europapokal-Saison qualifizierte. Dort gelang am 19. März 1986 mit dem legendären „Wunder von der Grotenburg“ das schier Unvorstellbare, als das Team im Viertelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs unter Cheftrainer Karl-Heinz Feldkamp nach 0:2-Hinspielpleite und 1:3-Halbzeit-Rückstand gegen Dynamo Dresden den Spieß noch in einen 7:3-Triumph drehte.

Die goldene Ära des Underdogs neigte sich schon damals ihrem Ende entgegen, auch wenn der gravierendste Schnitt erst 1995 erfolgte. „Als sich Bayer 1995 zurückgezogen hat, wurde es vor allem in den Führungen immer schwieriger“, sagt Funkel. „Investoren haben den Verein übernommen, was ihm nicht gutgetan hat. Das Geld ging immer mehr aus, es wurde immer schlimmer, obwohl einige Leute Geld versprochen hatten.“

Angesichts dieser Entwicklung habe sich der frühere Bayer-Star, „was den KFC anbelangt, irgendwann total zurückgezogen“.

„Ein Über-Wasser-Halten für Wochen oder Monate“

Funkel, der seinen letzten Arbeitstag als Coach in Uerdingen am 13. Mai 1996 hatte, verfolgte seinen Ex-Klub zunächst noch intensiv, doch mit zunehmenden Jahren entfremdete er sich. „Ich weiß seit mehr als einem Jahrzehnt eigentlich viel zu wenig über den Klub, habe überhaupt keine Kontakte mehr, weil der Verein nicht mehr der ist, der er früher mal war“, schildert der 71-Jährige.

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Es habe immer wieder Probleme mit der Vereinsführung gegeben, sagt Funkel. „Da weiß der eine nicht, was der andere macht, ich kriege das aktuell aber nur aus den Medien mit. Deswegen habe ich den Klub aus den Augen verloren.“

Ganz kalt lässt den früheren Nationalspieler die prekäre Situation seines einstigen Herzensvereins aber auch heute nicht. Vor allem, weil er mit den Fans des Vereins mitleidet. „Sie kommen immer noch zahlreich, sind sehr leidensfähig und haben teilweise mit eigenen Händen die Grotenburg restauriert, so dass man da wieder spielen konnte.“

Gewissermaßen liegt der Patient KFC Uerdingen schon seit langer Zeit auf der Intensivstation, doch gesund wurde er nie. „Es ist ein Über-Wasser-Halten für Wochen oder Monate, dann ist wieder alles vorbei“, sagt Funkel. „Es ist sehr schade, denn das war ein toller Verein, für den ich 19 Jahre tätig war, 14 Jahre als Spieler, fünf Jahre als Trainer. Das tut mir nach wie vor leid, und es ist nicht so, dass ich gar nichts mehr für den KFC übrig habe.“

Funkel: „Keine seriösen, vernünftigen Leute“

Deswegen schaue er am Wochenende immer noch, wie der KFC gespielt habe, sagt Funkel. „Aber ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal im Stadion war. Das ist Jahrzehnte her. Und das hat alles damit zu tun, dass das alles aus meiner Sicht nicht mehr seriös ist.“

Doch der Coach, der 2023 mit Kaiserslautern das DFB-Pokalfinale gegen Leverkusen verlor, weiß genau, dass sich an der Situation nicht grundlegend etwas ändern wird, wenn nicht zum ersten Mal seit Jahrzehnten die richtigen Schlüsse gezogen würden. „Solange dort keine ganz klare Führung innerhalb des Vereins ist, die auch eine vernünftige finanzielle Planung macht, wird es so weitergehen, wie in den letzten Jahren. Man hat mal ein kurzes Hoch, dann geht‘s wieder monatelang nach unten.“

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Dass es nun schon die vierte Insolvenz in diesem Jahrhundert ist, sei bezeichnend für die miserable Führung des früheren Bundesligisten. „Es ist sehr schade, weil keine seriösen, vernünftigen Leute die Verantwortung in den letzten Jahren übernommen haben“, findet der langjährige Bundesligacoach.

Man solle zwar nie die Hoffnung aufgeben, sagt Funkel, aber diese sei sehr gering. „Es müsste wirklich jemand kommen, der ein vernünftiges, nachhaltiges und vor allem glaubhaftes Konzept auf den Tisch legt. Das wird nicht das einzige sein, er muss wahrscheinlich auch viel Geld mitbringen, weil der Verein ja auch verschuldet ist.“