Die Fans des Wuppertaler SV brauchen Nerven aus Stahl. Nicht nur, weil ihr WSV seit 30 Jahren zwischen dritter und vierter Liga pendelt, sondern weil ihr Team einen Saisonstart hingelegt hat, der an Dramatik kaum zu steigern ist.
Absurder Last-Minute-Wahnsinn
Den 1:0-Sieg am Samstag gegen den SV Rödinghausen besorgte der Ex-Bundesliga-Stürmer Charlison Benschop, der in der 89. Minute nach einer Ecke am höchsten stieg und zum Jubel der 2.000 Fans einköpfte.
Doch für die Anhänger war das Spiel keine emotionale Ausnahme, sondern viel mehr Regionalliga-Alltag. Schon in den vergangenen drei Wochen hatte der Europapokal-Teilnehmer von 1973 seine Spiele allesamt in den letzten Minuten gewonnen - und zwar noch dramatischer als gegen Rödinghausen.
Den Anfang machte die Saisoneröffnung bei Alemannia Aachen. Dort lag die Elf von Ex-Leverkusen-Profi Hüzeyfe Dogan über 70 Minuten zurück, bis sein Team in der Nachspielzeit durch Damjan Marceta (90.+2) und Lion Schweers (90.+4) die Partie drehte.
Auch in der Folgewoche wachte Wuppertal spät auf. Zunächst hatte der frühere Bundesligist gegen die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in Überzahl eine 1:0-Führung verspielt, schlug am Ende aber dann noch in der 95. und 96. Minute zu und sicherte sich den zweiten Saisonsieg.
Und wenn es einmal läuft, dann läuft es: Auch bei der U23 von Schake 04 tat sich der WSV bis zur 86. Minute schwer. Erst dann traf Phil Beckhoff zur 2:1-Führung der Gäste, die - wie es sich gehört - in der Nachspielzeit durch Semir Saric (90.+6) noch einmal nachlegten.
So war es am Samstag auch nicht weiter verwunderlich, dass der Lucky Punch gegen Rödinghausen wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff fiel. Wuppertal ist nach diesen vier denkwürdigen Partien nicht nur der Tabellenführer der Regionalliga West, sondern auch das einzige Team mit weißer Weste.
Marceta schwärmte bei RevierSport nach der Partie von der „geilen Moral“ seines Teams: „Wir kämpfen das ganze Spiel, glauben jede Sekunde an den Sieg und deswegen stehen wir auch da, wo wir jetzt stehen. Am Ende zählen eh nur die drei Punkte, da ist es mir egal, ob das Tor in der zehnten oder der 90. Minute fällt.“