Der Terminkalender der Profis ist eng getaktet. Nach einer kräftezehrenden Saison mit bis zu 50 oder 60 Spielen steht dann im Juni die Klub-WM an. Im revolutionierten Turnier treten im Juni 32 Mannschaften aus aller Welt an, darunter zwölf Teams aus Europa. Dabei sind auch der FC Bayern und Borussia Dortmund, die Deutschland vertreten.
„Man muss Infantino herzlich danken“
Karl-Heinz Rummenigge sieht im neuen Wettbewerb der FIFA eine Chance. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 69-Jährige über die Chancen der neuen Klub-WM und erklärt, wieso alle teilnehmenden Klubs motiviert sein sollten.

SPORT1: Herr Rummenigge, die neu geschaffene Klub-WM wirft ihre Schatten voraus und uns allen fehlen die Erfahrungswerte. Was dürfen wir da aus Ihrer Sicht erwarten - vor allem sportlich?
Rummenigge: Das alte Format war eines, das ein bisschen langweilig geworden ist. Du bist da, wenn du teilnehmen durftest, als Champions-League-Sieger hingefahren und du wusstest eigentlich, dass du unter normalen Umständen auf dem Rückflug einen Pokal mehr an Bord hast. Das wird sich jetzt radikal ändern. Die Klub-WM ist jetzt ein wirklich schwieriges Turnier. 32 Mannschaften! Und die Qualität, die da am Start ist – allein mit zwölf europäischen Top-Teams – wird schon anspruchsvoll sein.
SPORT1: Man spürt bei den Klub-Verantwortlichen, dass alle begeistert sind – obwohl es durch die WM mehr Spiele werden. Liegt das daran, dass es nicht eben mehr Länderspiele, sondern Spiele für die Vereine sind?
Rummenigge: Es ist ja ein Weltwunder, was da passiert ist bei der FIFA. Sie haben einen Wettbewerb namens Confed Cup zugunsten eines Klub-Wettbewerbs aufgegeben. Das hat es noch nie gegeben - weder bei der UEFA noch bei der FIFA. Man muss FIFA-Präsident Gianni Infantino fast herzlich dafür danken, dass er dazu bereit war. Ich bin mir zudem sicher, dass dieses Format interessant ist. Das wird ein sehr interessantes Turnier werden, das uns alle da erwartet.
„Ehrenhaft, wenn man da teilnehmen darf“
SPORT1: Es gibt aber doch noch die U21-EM und den Gold Cup (Kontinentalmeisterschaft für Nord-, Mittelamerika und die Karibik, Anm. d. Red.). Das wird gerade für Vincent Kompany eine riesige Aufgabe, das zu händeln - und zwar ohne dass die Qualität leidet.
Rummenigge: Ja, aber ich glaube, es ist wichtig, dass man dort mit der Motivation hinfliegt, dieses Turnier gewinnen zu wollen. Wenn es ein solches Turnier gibt, obendrein die erste Ausgabe in den USA, wo im Jahr 2026 dann auch die Weltmeisterschaft stattfindet, ist das zunächst ehrenhaft, wenn man da teilnehmen darf. Zweitens glaube ich aber, muss die Motivation da sein, so weit wie möglich zu kommen. Und idealerweise darf man dann diesen schönen Pokal Richtung Himmel stemmen.
SPORT1: Das klingt wie ein klarer „Leistungsbefehl“ von Ihnen an die Mannschaft…
Rummenigge: Nein, ich bin einfach der Meinung, wenn man ein Turnier spielt, dann muss man es seriös angehen und versuchen, zu gewinnen. Ob das am Ende des Tages gelingt, ist eine andere Frage. Schließlich sind tolle Mannschaften am Start - nicht nur aus Europa, sondern auch aus Süd- und Nordamerika. Die haben zwar einen Heimvorteil, aber man muss es als FC Bayern versuchen.“