Karl-Heinz Rummenigge hat nach dem Kuss-Eklat im Zuge des WM-Finales zwischen Spaniens und Englands Fußballerinnen (1:0) Verständnis für Luis Rubiales geäußert und die Kritik an dem spanischen Verbandspräsidenten damit relativiert.
Kuss-Eklat? Für Rummenigge okay
„Ich glaube, man soll da nicht übertreiben“, sagte das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern während des Sport Bild-Awards in Hamburg.
Rubiales hatte am Sonntag bei der Medaillen-Übergabe Starspielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst und war dafür harsch angegangen worden. Auch von Hermoso selbst, die im Anschluss zunächst kundtat, die Aktion habe ihr nicht gefallen - um dann in einem Statement des spanischen Fußballverbands von „lediglich einer Geste der Freundschaft und Dankbarkeit“ zu sprechen.
Rummenigge: „Absolut okay“
Rummenigge, der Rubiales eigenen Angaben zufolge gut kennt, meinte dazu: „Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist - sorry, mit Verlaub - absolut okay.“
„Ich kann mich erinnern: Als wir letztes Mal die Champions League gewonnen haben, habe ich Männer geküsst - nicht auf den Mund zwar, aber aus Freude.“ Im Fußball sei Emotionalität wichtig, man solle die „Kirche im Dorf lassen“, fügte der 67-Jährige an - Rubiales sei wahrscheinlich emotionalisiert gewesen.
Ähnlich sah es Lothar Matthäus: „Man kann sich doch küssen. Das sind Emotionen, Liebe, Leidenschaft, Glückseligkeit. Ich habe nichts gegen solche Bilder, auch wenn es der Verbandspräsident ist. Vielleicht ist man ein Stück zu weit gegangen. Für mich ist das keine Diskussion und in Ordnung“, so der Rekordnationalspieler.
Reichlich Gegenwind erhielt Rummenigge dagegen von zahlreichen Usern bei X (ehemals Twitter), darunter auch der ehemalige Kommentator Rolf Fuhrmann oder die aktuelle Moderatorin Lena Cassel, die sich von den Aussagen des ehemaligen FCB-Vorstandsvorsitzenden irritiert zeigten.
Donata Hopfen vertrat ebenso eine andere Meinung als Rummenigge. „Wenn das nicht von beiden Seiten gewollt ist, dann ist das ein ganz schwieriges Verhalten. Und das geht aus meiner Sicht so nicht, ist auch entsprechend kommentiert worden“, so die frühere Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga. „Es kann übergriffig sein und so wirkt es tatsächlich auch.“
Auch Watzke reagiert auf Rubiales
Auch Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, und DFB-Präsident Bernd Neuendorf reagierten: „Ich habe mir vorgestellt, man wäre in einer ähnlichen Situation: Ich glaube, ich hätte nicht so gehandelt“, sagte Neuendorf der Deutschen Presse-Agentur.
Watzke wiederum erklärte: „Ich bin immer vorsichtig, aus der Distanz etwas zu beurteilen. Ich weiß nicht, was da vorher gewesen ist, ob die miteinander gesprochen haben oder ob das ein überschäumendes Gefühl der Freude war. Ich weiß es nicht, dafür musst du dabei sein und das war ich nicht, deshalb halte ich die Klappe.“
Zuvor hatten bereits weitere Funktionäre zu dem Fall deutlich klarer Stellung bezogen. „Das ist inakzeptabel. Es ist unglaublich“, sagte etwa der niederländische Frauen-Nationaltrainer Andries Jonker.
Und Heribert Bruchhagen sagte bei RTL: „Das kann nicht gewollt sein.“ Er nehme oftmals auch Sportlerinnen oder gute Bekannte in den Arm, doch der Kuss sei „eine Körperlichkeit, die nicht angebracht ist.“ Auch im Freudentaumel müssen man die richtige Dosierung finden.
Was vielen Beobachtern an Rubiales besonders aufstieß: Der 45-Jährige hatte der zwölf Jahre jüngeren Hermoso nach dem Triumph zunächst gratuliert, sie umarmt und zweimal auf die Wange geküsst, ehe er ihren Kopf plötzlich in beide Händen nahm und sie auf den Mund küsste.
Mittlerweile hat sich der Spanier für sein Verhalten entschuldigt.