Spaniens Fußball-Weltmeisterin Jennifer Hermoso hat knapp eine Woche nach dem Kuss-Skandal beim WM-Finale in Sydney einen Einblick in ihr Seelenleben gewährt. Beim Kuss des Verbandspräsidenten Luis Rubiales auf ihren Mund habe sie sich „verletzlich und als Opfer eines Übergriffs gefühlt, eines impulsiven, machohaften Aktes, der unangebracht war und dem ich nicht zugestimmt habe“, schrieb Hermoso bei Instagram: „Ich wurde einfach nicht respektiert.“
Hermoso fühlte sich als „Opfer eines Übergriffs“
Rubiales wurde in den Tagen nach dem Finale weltweit kritisiert, er weigerte sich aber am Freitag bei einer Dringlichkeitssitzung des spanischen Fußballverbands RFEF, von seinem Amt zurückzutreten. Daraufhin erklärten alle 23 Weltmeisterinnen sowie 58 weitere Spielerinnen, unter der aktuellen Verbandsführung nicht mehr für das Nationalteam aufzulaufen.
"Die Worte von Luis Rubiales, mit denen er den unglücklichen Vorfall erklärt, sind kategorisch falsch und Teil der manipulativen Kultur, die er selbst geschaffen hat", schrieb Hermoso in ihrem langen Statement weiter: "Ich stelle klar, dass das von ihm erwähnte Gespräch zu keinem Zeitpunkt stattgefunden hat, und noch viel weniger war der Kuss einvernehmlich. Ich möchte wiederholen, wie ich es damals getan habe, dass dieser Akt nicht nach meinem Geschmack war."
Sie wolle klarstellen, dass niemand es verdiene, Opfer dieser Art von nicht einvernehmlichem Verhalten zu werden, für das sie "null Toleranz" habe: "Ich bin mir sicher, dass wir als Weltmeisterinnen eine Kultur, die so manipulativ, feindselig und kontrollierend ist, nicht verdient haben."
Diese Art von Vorfall reihe sich in eine "lange Liste von Situationen ein, über die wir Spielerinnen in den letzten Jahren berichtet haben. Dies ist nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, und die ganze Welt konnte es sehen. Einstellungen wie diese gehören seit Jahren zum Alltag in unserer Nationalmannschaft", erklärte Spaniens Rekordtorschützin weiter.
Im vergangenen Herbst streikten 15 spanische Nationalspielerinnen - Hermoso gehörte nicht zu ihnen - wegen Unstimmigkeiten mit dem RFEF und Trainer Jorge Vilda, dessen Führungsstil sie anprangerten. Der Verband und Präsident Rubiales stützten den Coach, drei der Rebellinnen gehörten beim WM-Triumph in Australien und Neuseeland wieder zum spanischen Team.