Nach dem unerwarteten WM-Aus der deutschen Frauen hat beim DFB die Aufarbeitung begonnen. Trotz der blamablen Vorstellung, die im abschließenden 1:1 gegen Außenseiter Südkorea kulminierte, will Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ihren Posten nicht räumen.
ZDF-Expertin rechnet ab
Ähnlich wie nach dem deutschen Vorrunden-Aus bei den Männern bei der Katar-WM, werden in der deutschen Öffentlichkeit aber schnell Konsequenzen gefordert.
Doch für ZDF-Expertin Kathrin Lehmann geht die Diskussion in die völlig falsche Richtung.
„Wenn ich das alles sehe, der DFB sei am Boden - ich kann das alles nicht hören! Herrschaftszeiten, ihr habt so einen tollen Fußball“, antwortete die ehemalige Torhüterin des FC Bayern auf eine entsprechende Frage von Moderator Sven Voss.
ZDF-Expertin Kathrin Lehmann: „Das bringt jetzt nicht“
Nach Meinung der 43-Jährigen sei es richtig gewesen, als Ziel den Weltmeistertitel zu formulieren. „Das haben sie nicht geschafft, trotzdem ist der Anspruch wieder die Weltspitze.“ Um diesem Anspruch wieder gerecht zu werden, sei natürlich Aufarbeitung nötig - auch in Bezug auf die Konflikte zwischen dem DFB und der Liga.
Für die Schweizerin, die auch professionell Eishockey gespielt hat, muss bei der Aufarbeitung die Emotion aber mehr aus dem Spiel gehalten werden, als sie es aktuell erlebe - aller Enttäuschungen zum Trotz.
Es gehe nicht darum, „das alles zu inszenieren. Auch diese subtilen Fragen, es gäbe Risse in der Mannschaft. Das gehört dazu, ist Teil des Boulevards, aber das bringt jetzt nichts“, echauffierte sich Lehmann.
Emotionalität sei „eine natürliche Reaktion, wenn etwas gescheitert ist, bei dem man maximal emotional dabei war. Es gibt die faktische Enttäuschung, aber auch die emotionale Enttäuschung. Nach dem Motto: ‚Das möchte ich nie mehr erleben, also muss ich jetzt etwas ändern. Alles weg‘.“
„Ist es für mich typisch deutsch? Ja!“
Aus Lehmanns Sicht wird hierzulande das Kind zu sehr mit dem Bad ausgeschüttet, was sie auch auf die Landesmentalität zurückführt. „Ist es für mich typisch deutsch? Ja!“ beschloss sie auf eine Nachfrage von Voss lachend ihre Ausführungen.
Dessen Antwort: „Das lassen wir so stehen. Ist deine Meinung, die akzeptieren wir auch.“
Dass es Lehmann nicht um Schönrednerei geht, hat sie mit ihren eigenen kritischen Analysen während der WM bewiesen.
Unmittelbar nach dem Aus legte auch sie in Bezug auf systematische Probleme den Finger in die Wunde: „Die junge Generation, die hochkommt, ist geschleckt, geschult, videoanalysiert. Die müssen keine eigenen Entscheidungen mehr treffen. Die lernen nicht mehr: Was fällt mir jetzt ein? Ich kann alle nur aufrufen: Geht wieder Straßenfußball, geht kicken.“