Marta saß erst minutenlang wie versteinert auf der Bank, bei der Abschiedsrunde auf dem WM-Rasen schossen ihr dann langsam die Tränen in die Augen: Der Traum von der finalen Krönung ist jäh geplatzt.
Bitterer WM-Abgang eines Superstars
Die sechsmalige Weltfußballerin bleibt auf der größtmöglichen Bühne unvollendet. Ihre Brasilianerinnen scheiterten nach einem enttäuschenden 0:0 gegen das Defensiv-Bollwerk von Jamaika bereits in der Vorrunde - Martas letzte WM endet mit einem Debakel.
Sechsmal trat der Superstar seit 2003 bei Weltmeisterschaften an, den Titel gewann sie nie. „Es ist schwer, in so einem Moment zu sprechen“, sagte sie im brasilianischen Fernsehen: „Nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen habe ich mir diese Weltmeisterschaft so vorgestellt.“
Mit vier Punkten landeten die Brasilianerinnen hinter Jamaika (5) und Frankreich (7) und scheiterten erstmals seit 28 Jahren in der Vorrunde.
Trotz frühem WM-Aus: Brasilianischer Präsident huldigt Marta
„Marta, du hast Geschichte geschrieben und schreibst weiter Geschichte! Alle Bewunderung für dich!“, teilte Staatspräsident Lula einen Post seiner Frau in den Sozialen Medien.
Das Land habe „große Erwartungen“ gehabt, sagte Trainerin Pia Sundhage: „Aber man muss sich mit dem Ergebnis abfinden. Sie haben gut gespielt, aber wir konnten ihre Verteidigung nicht knacken.“
Der Tiefpunkt ihrer Nationalmannschaftskarriere solle zum Aufbruch in eine glorreiche Zeit werden, verkündete Marta. „Das brasilianische Volk hat um eine Erneuerung gebeten, und es gibt eine Erneuerung. Die einzige alte Frau hier bin ich. Die meisten sind Mädchen, die viel Talent haben und noch einen langen Weg vor sich haben.“
Diese Mannschaft sei erst am „Anfang. Ich höre hier auf, aber sie machen weiter“. Es sei „an der Zeit, jetzt noch mehr in den Frauenfußball zu investieren“, ergänzte Lula.
Marta besser als Pele und Klose
Die nach einem Kreuzbandriss zu Turnierbeginn nur aus der Jokerrolle kommende 37-Jährige lenkte zum Gruppenabschluss von Beginn an das brasilianische Spiel, dennoch fehlte es an Ideen. Jamaika wehrte sich tapfer und blieb in der Gruppenphase ohne Gegentor. In der 81. Minute machte Marta Platz für Andressa Alves, die letzten Minuten ihrer WM-Karriere verfolgte der Zauberfuß machtlos von der Bank.
Die brasilianische Fußball-Ikone hatte bereits vor dem finalen Gruppenspiel emotional auf ihren nahenden Abschied von der WM-Bühne reagiert. „Wissen Sie, was gut ist? Als ich anfing, gab es im Frauen-Fußball keine Idole, an die ich mich hätte halten können. Das ist jetzt anders“, hatte sie am Dienstag unter Tränen erzählt: „Jetzt gehe ich auf die Straße und die Leute halten mich an.“
Das wird sich auch nach dem bitteren und überraschend frühen Ende der WM-Karriere nicht ändern. Ihre Rekorde bleiben: Mit 17 WM-Toren überbietet sie sogar die Männerbestmarke von Miroslav Klose (16), als eine von nur drei Spielerinnen traf sie bei fünf verschiedenen WM-Turnieren, in 157 Länderspielen gelangen ihr 108 Treffer - mehr als den männlichen Superstars Pele oder Neymar. 2007 war sie dem Titel ganz nah, verlor aber das Finale gegen Deutschland.
Marta hat auch ohne weltmeisterliche Krönung ein gewaltiges Vermächtnis hinterlassen.