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Frauen-WM: Spielt beim Turnier ein Mann mit? Der undurchsichtige Fall von Sambias Kapitänin Barbra Banda

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Frauen-WM: Spielt beim Turnier ein Mann mit? Der undurchsichtige Fall von Sambias Kapitänin Barbra Banda

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Spielt bei der Frauen-WM ein Mann?

Der Kapitänin der sambischen Nationalmannschaft wird unterstellt, ein Mann zu sein. Klare Richtlinien hat die FIFA zur Feststellung nicht, eher verrennt sich der Weltverband in „demütigende“ Prozesse.
Felicitas Rauch freut sich auf die zwei Gastgeberländer Australien und Neuseeland. Vor dem Testspiel gegen Sambia verrät die Wölfin aber, dass ein paar DFB-Mädels eine Schlangen- oder Spinnenphobie haben.
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Der Kapitänin der sambischen Nationalmannschaft wird unterstellt, ein Mann zu sein. Klare Richtlinien hat die FIFA zur Feststellung nicht, eher verrennt sich der Weltverband in „demütigende“ Prozesse.

Spielt bei der Frauen-WM in Neuseeland und Australien (20. Juli bis 20. August, im Ticker auf SPORT1) ein Mann?

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Die Kapitänin der sambischen Nationalmannschaft, Barbra Banda, sorgt für Aufsehen. Die 23-Jährige wurde im vergangenen Jahr vom Afrika-Cup ausgeschlossen, in einem Geschlechtsüberprüfungsverfahren seien zu hohe Testosteronwerte festgestellt worden.

Am Freitagabend testete die deutsche Nationalmannschaft ein letztes Mal vor der WM. In Fürth gab es eine 2:3-Niederlage gegen Sambia - Doppeltorschützin: Banda!

Beim Afrika-Cup ausgeschlossen, bei der WM dabei

Die ist ebenfalls bei der WM startberechtigt, wie der Weltverband FIFA im Frühjahr mitteilte. Doch ist sie nun wirklich eine Frau?

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Bei der FIFA gelten keine einheitlichen Regularien. Beim Afrika-Cup durfte sie nicht teilnehmen, bei einem südafrikanischen Turnier, den Olympischen Spielen 2021 und bei der WM aber sehr wohl.

So wurde schnell ein hochexplosives Politikum daraus, inmitten der Wahrung der Menschenrechte aber auch der sportlichen Integrität. Funktionäre, Spielerinnen und Spieler sowie Politiker hatten plötzlich eine Meinung, Lösungsvorschläge gab es jedoch nahezu keine.

Wie schwer sich der Spitzensport mit dieser Thematik tut und wie unterschiedlich Regeln angewendet werden, zeigten die Wochen nach dem Afrika-Cup. „Mit ihr hätten wir den Afrika-Cup wahrscheinlich gewonnen“, klagte Nationaltrainer Bruce Mwape, Sambia wurde letztlich Dritter.

Fans in Sambia sahen Banda ungerecht behandelt. Sie fragten: „Bei den Frauen darf sie nicht spielen, bei den Männern auch nicht. Wo soll sie denn jetzt spielen?“

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Doch der CAF blieb hart, man hat klare Regularien, in denen ein Level des Muskelaufbau fördernden Hormons nicht überschritten werden darf. Bei einem südafrikanischen Turnier wenige Woche später hatte man diese Regel nicht, Sambia gewann den Cup, Banda wurde zum MVP, ihr gelangen in fünf Spielen zehn Tore.

FIFA „überprüft Genderbestimmungen“

Banda ist die eindeutig stärkste Akteurin in Sambias Kader, sie spielt im Liga-Alltag für ein chinesisches Team, dominiert dort mit ihrer körperlichen Spielweise. Ein Indiz für einen möglichen Betrug, oder lediglich genetischer Zufall?

Sarai Bareman ist seit 2016 Chief Women‘s Football Officer bei der FIFA. Kürzlich räumte sie bei der BBC ein, dass die Fußballszene immer noch relativ „blank“ dastehe, was einheitliche Genderbestimmungen betrifft. „Wir befinden uns in einem Konsultationsprozess und überprüfen unsere Genderbestimmungen.“ Klingt so eine einheitliche Linie, ein unüberwindbarer Festellungsprozess?

Spielerinnen berichten von irritierenden Untersuchungen. „Uns wurde gesagt, dass wir uns ‚da unten‘ in den kommenden Tagen nicht rasieren sollten und dem Arzt unsere Genitalien zeigen werden“, schrieb die ehemalige schwedische Nationalspielerin Nilla Fischer in ihrer kürzlich erschienenen Biografie unter dem Titel „Ich habe noch nicht einmal die Hälfte gesagt“.

Vor der Frauen-WM 2011 in Deutschland hätten sie sich vor einem Arzt entblößen müssen, um die Geschlechtsidentität feststellen zu lassen. Die FIFA und die beauftragten Ärzte des Weltverbands hatten die Entscheidungsgewalt, derartige Tests anordnen zu lassen. Fischer beschrieb den Geschlechtstest als „krank und demütigend“.

Geschlechterüberprüfungen seien eine Menschenrechtsverletzung und diskriminierend, kritisierte auch die nichtstaatliche Organisation Human Rights Watch.

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Leichtathletik hat Beispiel mit Caster Semenya

Das Thema wird ein brisantes bleiben. Denn, wie die FIFA auf Sportschau-Nachfrage mitteilte, sei man mit unterschiedlichsten Experten dran an dem Thema, welches sehr komplex sei.

In der Leichtathletik hat man inzwischen gewisse Regeln gefunden, wonach Athletinnen nur nach nachweislicher Senkung der Testosteronwerte teilnehmen durften. Bestes Beispiel: Caster Semenya. Schon 2009, als die Mittelstreckenläuferin verdächtigt wurde, ein Mann zu sein, wurde sie ausgeschlossen.

Die Regelungen sind ungleich, so viel ist klar. Zu Freude der Menschenrechtler darf Banda immerhin nun an der WM teilnehmen. In der Gruppenphase trifft sie auf Spanien, Ex-Weltmeister Japan und Costa Rica. Gegen Deutschland zeigte sie sich schon in Torlaune.