Am Spielfeldrand hat die Bundestrainerin die volle Kontrolle. Martina Voss-Tecklenburg lenkt und dirigiert die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland.
Voss-Tecklenburgs schwierigste Zeit
Was viele nicht wissen: Die 55-Jährige hat eine bewegte Vergangenheit, samt holpriger Liebesgeschichten und ungeplanter Schwangerschaft. Doch was ist damals wirklich passiert?
Voss-Tecklenburg stand vor ihrer Trainerkarriere selbst auf dem Fußballplatz. Mit 15 Jahren wurde sie zum ersten Mal DFB-Pokalsiegerin, zwei Jahre später gewann sie ihre erste Fußballmeisterschaft mit ihrem Heimverein KBC Duisburg.
„Mit 15 war ich die jüngste, die älteste Spielerin war 32. Ich hab ja nie in einer Mädchenmannschaft gespielt, sondern direkt in einer Frauenmannschaft. Im März 1983 hab ich mein erstes Spiel überhaupt gemacht und drei Monate später den DFB-Pokal gewonnen“, erinnerte sich die heute 55-Jährige zurück. 1989 folgte dann der erste EM-Titel.
Ungeplante Schwangerschaft und Profifußball-Karriere
Während ihrer aktiven Fußballkarriere wurde Voss-Tecklenburg jedoch von einer unerwarteten Nachricht überrascht.
„Ich bin ungewollt schwanger geworden. Ich habe Antibiotika genommen, die Pille hat nicht gewirkt, ich war schon in der Trennung. Ich bin dann mit 26 Mama geworden”, verriet die Trainerin in der Sendung Inas Nacht.
Nach der Geburt ihrer Tochter Dina folgten anstrengende Jahre für die alleinerziehende Mutter.
„Ich hab Vollzeit gearbeitet, habe 100 Prozent Fußball gespielt“, erinnert sie sich. „Ich habe in Duisburg gewohnt, in Siegen gespielt. Bin dann fünfmal die Woche eine 160-Kilometer-Strecke zum Training gefahren und zurück. Dina habe ich auf der Autobahn gefüttert.“
Inzwischen blickt sie aber stolz auf diese Zeit zurück: „Heute freue ich mich mega darüber. Jetzt bin ich auch schon Oma.“
Voss-Tecklenburg wird aus der Nationalmannschaft geworfen
Im Fußball lief es für die gebürtige Duisburgerin ohnehin wie am Schnürchen. Bis 2000 folgten noch fünf Meistertitel, 125 Länderspiele, inklusive 27 Tore.
Doch dann kam es zu Unstimmigkeiten in der Nationalmannschaft und Voss-Tecklenburg wurde kurzerhand aus der Mannschaft geworfen. Damals war sie mit Inka Grings liiert, die als Stürmerin ebenfalls in der Nationalelf spielte. Später folgte die Trennung des Paares.
„Heute weiß ich, dass ich nie mehr mit einer Frau zusammenleben werde. Ich stehe auf Männer“, erzählt sie nun. Drei Jahre später hing die Duisburgerin ihre Karriere an den Nagel und wurde hauptberuflich Trainerin.
Auch in der Liebe fand Voss-Tecklenburg schließlich ein Happy End. 2009 heiratete sie ihren Mann Hermann Tecklenburg, bekam so den Doppelnamen.
Für den Bauunternehmer hat die Nationaltrainerin auch das Zeug dazu, bei einem männlichen Bundesliga-Verein den Ton anzugeben: „Fachlich sowieso, aber Martina hat auch die soziale Intelligenz, kann gut mit Menschen umgehen“, erklärte er im Interview mit dem Magazin BUNTE.
Voss ignoriert Prinz William beim EM-Finale in England
Seit 2018 ist „MVT“, wie Voss auch genannt wird, als Trainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft aktiv. Ihr jüngster Erfolg war der Einzug ins EM-Finale 2022. Damals verloren die DFB-Frauen mit 0:1 gegen England.
Wegen des Ärgers über die Entscheidungen des Schiedsrichters merkte Voss-Tecklenburg nicht, dass ihr Prinz William im Anschluss an das Spiel die Hand schütteln wollte.
„Ich weiß nicht, ob man das gesehen hat, aber ich habe Prinz William ignoriert. Ich habe ihn nicht erkannt. Ich war wie im Tunnel, bin an ihm vorbeigelaufen. Erst im Nachhinein ist es mir bewusst geworden, dass er auch da oben stand“, erzählte Voss-Tecklenburg amüsiert.
Bei der WM in diesem Jahr feierte die Nationalmannschaft einen 6:0-Kantersieg gegen Marokko. Am Sonntag folgt Spiel zwei gegen Kolumbien.