„Uns muss erstmal einer schlagen.“
DFB-Frauen spielen sich in „Rausch“
Es war kurz nach Spielende, als Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ihre Spielerinnen in einen Kreis zusammenrief und ihnen diese Worte auf den Weg mitgab.
Die Message ist klar: Das Selbstvertrauen der DFB-Frauen ist riesig, dafür hat der eindrucksvolle Auftakt-Sieg in die Frauen-EM gesorgt. Angeführt von Wirbelwind Lina Magull gewann der achtmalige Titelträger sein 500. Länderspiel 4:0 (1:0) gegen Vize-Europameister Dänemark. Mit dem überzeugenden Sieg im Rücken können die Deutschen gelassen in das nächste Vorrundenspiel am Dienstag gegen die hoch gehandelten Spanierinnen gehen.
„Wir haben uns echt in einen Rausch gespielt. Wir sind alle sehr zufrieden, das ist überragend“, sagte, Torschützin Schüller im ZDF. Die Fans feierten die DFB-Frauen mit Gesängen. „Oh, wie ist das schön“ - so hallte es schon in den Minuten vor dem Abpfiff von den Tribünen.
Voss-Tecklenburg: „Heute trete ich nirgendwo auf die Bremse“
Und auch die Bundestrainer hatte nichts zu meckern. „Da gibt es nichts zu meckern. Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. Es war eine großartige Teamleistung von allen Beteiligten“, sagte Voss-Tecklenburg.
Muss sie jetzt sogar schon auf die Euphoriebremse treten? „Heute trete ich nirgendwo auf die Bremse“, erklärte die Bundestrainerin und betonte: „Dänemark spielst du nicht einfach so weg.“
Dabei ließ sich Deutschland auch nicht vom eigenen Chancenwucher aus dem Konzept bringen. Insgesamt traf das Team dreimal Aluminium. Magull brachte die DFB-Frauen in der 21. Minute mit einem Gewaltschuss in Führung, Lea Schüller erhöhte im zweiten Durchgang per Kopf (57.). In der Schlussphase sorgte die eingewechselte Lena Lattwein für die Entscheidung. Auch die ebenfalls eingewechselte Alexandra Popp durfte am Ende nochmal jubeln (86.). Bei den Däninnen sah Kathrine Möller Kühl (90.+4) Gelb-Rot. (Alle Infos zur Frauen-EM)
Rausch trifft zweimal die Latte
Durch den Auftakterfolg sicherte sich das deutsche Team Platz eins in der Gruppe B. Dem DFB-Team folgen die Spanierinnen nach dem 4:1-Erfolg über Finnland. Die Däninnen, die das deutsche Team bei der EM 2017 im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen hatten, müssen um das Weiterkommen bangen. (Die Tabellen der Frauen-EM)
Vor 15.746 Zuschauer im Brentford Community Stadium von London führte Svenja Huth die DFB-Auswahl als Kapitänin auf den Platz. Die etatmäßige Spielführerin Popp saß als Folge einer Knieverletzung sowie einer Corona-Infektion zunächst auf der Bank.
Die Deutschen, die nach zwei enttäuschenden Turnieren zuletzt (Viertelfinal-Aus bei WM und EM) nicht zu den Topfavoriten gehören, waren trotz eines nervösen Auftakts in der 10. Minute der Führung nahe. Felicitas Rauch traf aus der Distanz aber nur die Latte. Nur drei Minuten später gelang der Außenverteidigerin das gleiche Kunststück noch einmal.
Ein frühes Tor hätte außer den Spielerinnen auch Bernd Neundorf beruhigt. „Das ist gleich zu Beginn ein großes Kaliber“, hatte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kurz vor dem Anpfiff im ZDF gesagt. Für den EM-Titel hat der DFB die Rekordprämie in Höhe von 60.000 Euro ausgelobt.
Magull bricht den Bann für DFB-Frauen
Die beiden Rauch-Chancen sorgten dafür, dass die Deutschen mutiger auftraten. Nachdem Magull in der 18. Minute noch eine gute Möglichkeit vergeben hatte, machte sie es kurz darauf besser und brachte den Olympiasieger von 2016 mit ihrem 20. Länderspieltor in Führung.
Das freute auch die höchsten Stellen in der Heimat. „Ich wünsche unseren DFB-Frauen viel Erfolg für das Turnier und drücke die Daumen für das heutige Auftaktspiel gegen Dänemark“, twitterte Bundeskanzler Olaf Scholz vor Spielbeginn.
Mitte der ersten Hälfte änderte sich nichts an der deutschen Dominanz. Die Däninnen um Starspielerin Pernille Harder sorgten erst nach einer knappen halben Stunde durch Signe Bruun für Gefahr (29.). Auf der Gegenseite hätte Klara Bühl die Führung ausbauen können (39.). Schüller vergab in der Nachspielzeit der ersten Hälfte eine noch größere Chance.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts drängte das lauffreudige und engagierte deutsche Team auf den zweiten Treffer. Der gelang Schüller per Kopf nach einer Ecke von Magull. Kurz darauf kam Popp mit 31 Jahren zu ihrem ersten EM-Einsatz - und verwertete 25 Minuten nach ihrer Einwechslung eine schöne Kombination ebenfalls mit dem Kopf zum 4:0.
Nach dem Spiel am Dienstag gegen die Spanierinnen, die auch ohne ihre verletzte Weltfußballerin Alexia Putellas am Freitag klar gegen Finnland gewannen (4:1), geht es für die Deutschen beim Vorrundenabschluss am 16. Juli gegen die Finninnen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)