Was für ein Final-Drama im Wembley-Stadion!
Hand-Elfmeter? „Das muss man sehen“
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in einem packenden Spiel 1:2 gegen England geschlagen geben müssen und verpasste es, nach den Männern 1996 ebenfalls in London den Titel bei einer EM zu holen.
Den ersten Rückschlag gab es schon vor dem Spiel. Alexandra Popp musste verletzungsbedingt auf das Finale verzichten. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Frauen-EM 2022)
Für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war der Ausfall ihrer Topscorerin unglücklich, sie verneigte sich aber in der ARD vor der 31-Jährigen: „So eine Entscheidung von Popp zu treffen, verdient auch den größten Respekt.“
Ein wenig Ärger gab es über eine strittige Szene in der 26. Minute, als ein Handspiel der englischen Kapitänin Leah Williamson trotz VAR-Check nicht als strafbar eingestuft wurde. „Das ist Handspiel, das muss man sehen“, sagte Voss-Tecklenburg: „Da müssen sich die Leute Gedanken drüber machen, die das zu verantworten haben.“
SPORT1 fasst die wichtigsten Stimmen zum EM-Finale zusammen:
Svenja Huth über ...
... die Niederlage: „Es tut grade einfach nur weh. Wir haben 120 Minuten alles gegeben. Da tut es einfach nur weh, so kurz vor Schluss das 1:2 zu bekommen.“
... über den Popp-Ausfall: „Poppi war noch beim Aufwärmen und wollte mal schauen. Aber Lea (Schüller, Anm. d. Red.) war schon vorbereitet. Für Poppi ist das natürlich unendlich traurig, beim Finale nicht auf dem Platz dabei gewesen zu sein. Aber wir sind das mannschaftlich geschlossen angegangen und haben uns am Ende leider nicht belohnt.“ (NEWS: Alles Wichtige zur Frauen-EM 2022)
... über die Enttäuschung und den Empfang in Frankfurt am Montag: „Das muss man die nächsten Stunden erstmal sacken lassen. Aber wir sind stolz, dass wir so viele Menschen erreichen konnten. Aber morgen sehen die Gesichter dann schon wieder etwas anders aus, wenn wir am Römer sind und all die Menschen zusammenkommen.“
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg über ...
... die Niederlage: Es muss einen Sieger und Verlierer geben. Wir waren nah dran und wollten auch auf das 2:1 gehen. Am Ende war es dann unglücklich. Aber Tore entscheiden Spiele und das hat England heute besser gemacht. Aber Glückwunsch an England. Sie haben dem Druck hier standgehalten, haben sich tragen lassen. Und deshalb sind sie heute hier Europameister geworden.
... den Popp-Ausfall: Das hätte schon was ausgelöst, weil Poppi in herausragender Form war. Sie löst auch beim Gegner was aus. Aber es ging nicht. So eine Entscheidung von Popp zu treffen, verdient auch den größten Respekt.
... die Zuschauer: In der ersten Hälfte haben wir es gemerkt. Wir waren nicht ganz so mutig. Aber in der Halbzeit haben wir den Mut eingefordert.
... den nicht gegebenen Elfmeter: Das ist Handspiel, das muss man sehen. Ich weiß nicht, ob das gecheckt wurde. Wenn ja, versteht man es ja gar nicht. Aber es bringt nichts, da jetzt hinterherzukarten. Aber natürlich ist das blöd. Da müssen sich die Leute Gedanken drüber machen, die das zu verantworten haben. Wir sind heute todtraurig, dass wir verloren haben. Aber ich möchte nicht auf einer Situation herumreiten.
... erneut über die Situation: Es sind leider auch Kleinigkeiten, die im Nachhinein einen bisschen blöden Beigeschmack haben. Wir müssen Elfmeter kriegen beim Stand von 0:0, das ist ein klares Handspiel. Das ist maximal unglücklich.
... die Zukunft: Wir sind im Prozess, es hat nicht ganz gereicht für den EM-Titel. Da müssen wir noch etwa mehr tun, um den Titel zu holen. Ich habe ihnen gesagt, dass wir stolz darauf sein können, was wir geleistet haben. Wir wachsen an solchen Spielen und machen einfach weiter.
Lena Oberdorf über ...
... die Niederlage: „Wir hatten es uns heute vorgenommen, feiernd hier rauszugehen. Das hat leider nicht geklappt. Man braucht immer etwas Glück, das hatten wir heute nicht.“
... den Popp-Ausfall: „Wir wussten, dass so etwas jederzeit passieren kann. Daher war das eher so ein Jetzt erst recht. Wir haben alles reingehauen und jeder hat an seiner Grenze gespielt. Am Ende hat es leider nicht gereicht.“
... die Reaktionen in Deutschland: „Man hat viele Nachrichten von zu Hause bekommen und die sozialen Netzwerke sind explodiert. Aber wir hätten es gerne mit dem EM-Titel gekrönt. Wir haben gezeigt, wir können Fußball spielen. Es gibt da keinen Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball. Es ist ein Fußball. Das ganze Turnier hat gezeigt, dass der Fußball extrem geboomt hat und müssen wir dran bleiben.“
TV-Expertin Nia Künzer über ...
... die Entscheidung: „Es war so eng. Eine Szene hat entschieden. Aber die Mannschaft kann stolz auf sich sein. Sie hat Rückstände im Turnier verarbeitet, einen Rückstand im Finale wettgemacht. Sie kann stolz sein, wofür sie steht. Sie hat nachhaltig etwas in Deutschland verändert.“
... Englands Erfolg: „Es ist schon ein Märchen, das England hier schreibt. Die Spielerinnen haben es verdient. Es hat auch Katapultwirkung für den englischen Fußball, der schon gepusht wurde. Das wird jetzt explodieren. Respekt, dass sie es nach Hause gebracht haben.“
DFB Präsident Neuendorf über ...
... die Niederlage: „Es schmerzt schon sehr. Wir haben nicht schlechter gespielt, sondern auf Augenhöhe. Der Sieg wäre auch andersrum verdient gewesen. Davon bin ich überzeugt. Sie haben auch viel Pech gehabt.“
... den Popp-Ausfall: „Das ist hypothetisch. Aber jemand wie Popp zieht die Truppe natürlich mit. Aber heute haben das andere übernommen. Wir haben das gesehen mit (Lina, Anm. d. Red.) Magull, vorbildlich, wie sie vorangegangen ist – auch (Lena, Anm. d. Red.) Oberdorf und (Marina, Anm. d. Red.) Hegering sind vorangegangen.“
... den Empfang am Römer: „Es wird ein großer Empfang. Das ganze Land hat die Mannschaft ins Land geschlossen. Sie waren eine Inspiration in diesem Sommer. Das sollte nicht verloren gehen wegen dieses Spiels. Dieser Auftritt der Truppe sollte nachhaltig wirken und da bin ich sicher, dass das morgen ein großer Empfang wird.“
DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich über ...
... die Leistung der deutschen Mannschaft im Turnier: „Es ist sehr schade, dass es heute nicht zum neunten EM-Titel gereicht hat. Trotzdem hat die Mannschaft ein herausragendes Turnier gespielt und kann sehr stolz auf sich sein. Unsere Spielerinnen haben mit ihrer couragierten und leidenschaftlichen Art eine riesige Begeisterungswelle in Deutschland ausgelöst. Jetzt gilt es, genau diese Begeisterung in die neue Saison der Frauen-Bundesliga mitzunehmen, denn in der Liga sind die meisten unserer EURO-Heldinnen zu sehen.“
Bundestrainer Hansi Flick über ...
... den Auftritt der deutschen Mannschaft: „Es tut mir für Martina Voss-Tecklenburg und ihr gesamtes Team sehr leid, dass sie ihre großartigen Auftritte nicht mit dem Titel krönen konnten. Aber nach der ersten Enttäuschung können sie mit Stolz auf dieses Turnier zurückblicken. Mit welcher Leidenschaft und gleichzeitig Leichtigkeit, Spielfreude und Teamgeist die Mannschaft durch dieses Turnier gegangen ist, hat mich begeistert. Das war auf und neben dem Platz überragend, die Spielerinnen waren eine verschworene Einheit und deshalb erst im Finale von den Gastgeberinnen zu besiegen.“
DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff über ...
... die Leistung der deutschen Mannschaft: „Dieses großartige Turnier unserer Mannschaft hätte den Titelgewinn als würdigen Abschluss verdient gehabt. Im DFB haben wir für unsere Mannschaften das Motto vorgegeben: Zurück an die Weltspitze.
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... die Bedeutung für den Frauenfußball in Deutschland: „Die Auftritte unserer Mannschaft in England waren trotz der Finalniederlage vom ersten Spiel an bis zum Schluss ganz große Klasse, dieses Turnier wird ein Meilenstein für die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland sein. Diese Leistung unserer Nationalmannschaft gibt dem gesamten DFB nochmal Extra-Motivation mit Blick auf die Ende des Jahres anstehende Weltmeisterschaft der Männer.“
DFL-Chefin Donata Hopfen über ...
... die Leistung der deutschen Mannschaft: „Herzlichen Glückwunsch an Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und das gesamte Team zu einem fantastischen Turnier. Nummer zwei in Europa – das ist das Ergebnis großartiger Leistungen in den vergangenen Wochen. Es war eine riesige Freude, die Spiele zu verfolgen. Die deutschen Frauen haben sehr eindrucksvoll gezeigt, was mit Leidenschaft, Talent und einem herausragenden Teamgeist möglich ist.“
Alles zur Frauen-EM 2022 auf SPORT1:
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mit Sport Informationsdienst SID