Bei der argentinischen Nationalmannschaft brodelt es nach der 0:3-Pleite gegen Kroatien gewaltig. Im Mittelpunkt steht dabei Trainer Jorge Sampaoli.
Sofort-Aus für Argentiniens Coach?
Als der Abpfiff in Nischni Nowgorod ertönte, bekam der 58-Jährige zunächst den Unmut der eigenen Anhänger voll zu spüren.
Laut der Welt flog erst eine Wasserflasche in Richtung Sampaolis. Anschließend bespuckten ihn einige argentinische Fans, die auf der Tribüne über der Coaching Zone gesessen hatten und nach vorne gestürmt waren. Es kam zu Tumulten, Ordner mussten eingreifen.
Darüber hinaus erklangen Schmähgesänge im Stadion, in denen der Nationaltrainer der Albiceleste verunglimpft wurde. Er wurde unter anderem als "Hurensohn" bezeichnet.
Auch hinter den Kulissen soll es hoch her gegangen sein: Es gibt Berichte über einen Kabinen-Aufstand - und Gerüchte um eine sofortige Ablösung des Coachs noch vor dem letzten Gruppenspiel.
Sampaoli übernimmt Verantwortung für Debakel
Sampaoli selbst hat seine Spieler nach dem desaströsen Auftritt im zweiten Vorrundenspiel in Schutz genommen und sich selbst den größten Anteil an der Niederlage zugeschrieben.
"Ich bin verantwortlich für die Entscheidungen", sagte Sampaoli: "Dieses Spiel sollte uns Auftrieb geben, aber das hat es nicht."
Mit nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen steht der Vizeweltmeister vor dem Aus in der Vorrunde. Sorgen bereitet vor allem Superstar Lionel Messi, der in Russland bislang nicht in Schwung kommt. (SERVICE: WM-Tabellen)
Auch dafür übernahm Sampaoli die Verantwortung. "Wir haben nicht das beste Team gefunden, um Messi zu unterstützen", sagte er: "Unser Matchplan ist nicht aufgegangen."
Spieler fordern angeblich Rücktritt des Trainers
Die Mannschaft scheint Sampaoli nun allerdings verloren zu haben. Stürmer Sergio Agüero wurde auf die Matchplan-Äußerungen seines Trainer angesprochen und entgegnete nur: "Soll Sampaoli doch sagen, was er will."
In den argentinischen Medien kursieren Gerüchte, dass das Team sogar noch in der Kabine den Rücktritt von Sampaoli gefordert haben soll. Demnach könnte noch vor dem dritten Gruppenspiel gegen Nigeria am Dienstag (20 Uhr im LIVETICKER) ein anderer Trainer an der Seitenlinie stehen. Agüeros Äußerungen belegen in jedem Fall einen tiefen Riss.
Wie schon bei den Spaniern soll demnach auch bei den Argentiniern eine interne Lösung gewählt werden. Jorge Burruchaga, der derzeitige Teammanager der Albiceleste und den deutschen Fans noch bekannt aus dem WM-Finale 1986, als er das Siegtor für die Argentinier gegen das DFB-Team schoss, soll übernehmen.
Die Chance auf das Achtelfinale hat die Mannschaft trotz der bislang katastrophalen Leistungen immer noch. Dazu muss unbedingt ein Sieg gegen Nigeria her und Island dürfte nicht gegen Kroatien punkten.
Entlassung würde teuer für Argentinien werden
Samapaolis Vertrag läuft noch bis 2022. Sollte sich der argentinische Verband (AFA) vorzeitig von Sampaoli trennen, würde der Trainer eine Abfindung in Höhe von 20 Millionen Euro erhalten, berichtet TNT Sports.
Sampaoli ist seit Juni 2017 im Amt und führte die Albiceleste erst am letzten Spieltag der WM-Qualifikation in Südamerika zur Weltmeisterschaft, nachdem das Team lange Zeit sogar um die Teilnahme bangen musste.
Generationswechsel steht an – ohne Messi
Unabhängig des Turnierausgangs: Das argentinische Team ist überaltert und so könnten nach dem Abenteuer in Russland einige Spieler zurücktreten. Laut der Mundo Albiceleste soll es Lionel Messis letzte WM sein. Der Zauberfloh trat schon mal aus dem Nationalteam zurück, nachdem er 2016 das zweite Copa-America-Finale in Folge verlor, revidierte diese Entscheidung aber wenig später.
Auch weitere Stützen, die zum Teil großen Anteil an der Finalteilnahme bei der Weltmeisterschaft 2014 hatten, sollen ihren Rücktritt angekündigt haben. Dabei handelt es sich um Gonzalo Higuain, Javier Mascherano, Angel di Maria, Sergio Aguero, Lucas Bigliga, Ever Banega und Marcos Rojo.
Es wäre das Ende einer Ära und Argentinien würde vor einem kompletten Neubeginn stehen.