Schmähgesänge gegen ihn ist Leipzigs Stürmer Timo Werner seit seiner Flugeinlage im Dezember 2016 im Heimspiel gegen Schalke 04 gewohnt.
Werner - Vom Buhmann zum Helden
Doch beim WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen in Stuttgart bot sich dem 21-Jährigen ein anderes Bild: Der verlorene Sohn wurde mit offenen Armen empfangen.
Die deutschen Fans feierten den 21-Jährigen, der in der Jugend der Schwaben ausgebildet wurde und 14 Jahre lang das Stuttgarter Trikot trug, mit Sprechchören. Und Werner zahlte es mit einem Doppelpack bei der 6:0-Torgala zurück.
"Viele haben nicht damit gerechnet, dass es so für mich ausgeht. Riesenkompliment an die Fans, es war wirklich klasse, wie sie mich unterstützt haben. Da spielt man gleich doppelt so gerne", sagte Werner bei RTL.
Gomez spendet Applaus - und kritisiert Schmähungen
Sogar sein schärfster Konkurrent um einen Stammplatz spendete Applaus, als er in der 66. Minute für den Matchwinner eingewechselt wurde.
"Ich hatte auch Gänsehaut als sein Name gerufen wurde", gestand Mario Gomez, der in der Stürmerhierarchie hinter Werner zurückgefallen ist: "Ich habe dem Trainer gesagt, wenn er mich braucht bin ich da. Ich finde meine Rolle vollkommen okay. Wenn er uns zum Weltmeistertitel schießt, bin ich happy. Er ist so klar in der Birne und er macht das einfach grandios, deswegen habe ich mich einfach für ihn gefreut."
Werner werde "die nächsten zehn Jahre den deutschen Sturm dominieren und auch in Europa, wenn er so weitermacht", ergänzte Gomez.
Auch mit den Sprechchören von den Rängen, hat Werner endlich die Wertschätzung erfahren, die er Gomez' Meinung nach schon längst verdient hat: "Ich verstehe auch nicht die Leute, die ihn ständig beschimpfen. Die sehen nicht das Sportliche, sondern nur ihre persönlichen Eitelkeiten. Das sind nicht die Fans der Nationalmannschaft."
Bereits früh im Spiel honorierte das Publikum erstmals Werners Einsatz: Für ein Tackling am eigenen Sechzehner in der 16. Minute erhielt Werner einen ersten Sonderapplaus und wurde im Anschluss mit "Timo Werner"-Sprechchören besungen. Kurz danach glänzte er beim Tor von Julian Draxler, an dessen Entstehung er mitbeteiligt war.
Werner legt per Kopf nach
Der Höhepunkt folgte schließlich in der 21. Minute, als Werner nach Zuspiel von Toni Kroos nur noch einschieben musste.
Aber die Werner-Show sollte noch lange nicht vorbei sein: Fünf Minuten vor der Halbzeit erzielte der Stürmer per Kopf nach Flanke von Kapitän Thomas Müller in seinem erst achten Länderspiel bereits sein sechstes Tor - die Werner-Sprechchöre hallten nach diesem Doppelpack umso lauter durchs Stadion.
Auch Bundestrainer Joachim Löw freute sich über die positiven Reaktionen von den Rängen. "Das zeigt wie schön Fußball sein kann", sagte Löw, der bereits im Vorfeld an die Fans appelliert hatte: "Was passiert ist, fand ich peinlich und völlig überzogen, er spielt für Deutschland und hat in wenigen Spielen schon viele Tore erzielt. Heute war es klasse von Anfang an, alle Zuschauer haben ihn unterstützt. Es war wirklich ein Spaß, hier zu sein."
Werner mit Standing Ovations verabschiedet
In der 66. Minute gönnte der Bundestrainer Werner die große Bühne. Die deutschen Fans verabschiedeten ihn mit Standing Ovations und tosendem Beifall.
Und auch Werner genoss den Moment: "Daheim war es etwas ganz Besonderes. Danke auch an die Fans", sagte der Stürmer. "Das bedeutet mir sehr viel, weil ich hier hier groß geworden bin. Ich freue mich doppelt, dass sich so aufgenommen wurde und ich das so zurückzahlen konnte."