WELTMEISTER! Und das auch noch in Brasilien. Der Triumph der deutschen Nationalmannschaft in Rio de Janeiro ist ein sportliches Ereignis, das wohl kaum noch zu toppen sein wird.
Ein Erlebnis für die Enkelkinder
Ein Traum ist wahr geworden. Etwas, von dem man seinen Enkeln noch erzählen wird.
Was vor etwas mehr als einem Jahr begann, wurde am 13. Juli im legendären Maracana vollendet.
SPORT1 blickt zurück und zeigt auf SPORT1.de die Bilder des Finales gegen Argentinien und vom Empfang der deutschen Mannschaft sowie die SPORT1-Aktion #wirfuer4.
Außerdem finden Sie die Pressestimmen nach dem Finale sowie Mario Götzes goldenes Tor im Video.
Ein persönlicher Rückblick in elf Buchstaben.
W: #wirfuer4
Am 2. Dezember 2013 beginnt die Mission vierter WM-Titel. Jochen Stutzky und ich fliegen zur Auslosung der WM-Gruppen nach Brasilien. Noch ohne Markus Höhner. Der reist erst zur Endrunde mit, versichert uns aber vom ersten Tag an, dass Deutschland den vierten Stern holen wird.
Portugal, Ghana und die USA sind die Gegner des DFB-Teams. Bei Jogi Löw und seiner Entourage herrscht Zufriedenheit.
Es hätte wahrlich schlimmer kommen können. Unser erster Eindruck von Brasilien ist sehr positiv. Nur die Internetverbindung bereitet uns Sorgen.
Doch das wird alles besser, verspricht uns DFB-Teammanager Oliver Bierhoff ein paar Tage später. In der DFB-Zentrale in Frankfurt stellt er das Quartier der Nationalmannschaft vor: das Campo Bahia. Der Beginn einer Legende...
E: Endlich Gewissheit!
Beim Brasilien-Workshop Anfang März in Stuttgart erfahren wir mehr über Land und Leute und die Abläufe während des Turniers. Unsere Vorfreude steigt.
Das Spiel gegen Chile dient als erste Standortbestimmung, der 1:0-Sieg ist mehr als glücklich, doch es bleiben ja noch ein paar Monate Zeit...
Am 8. Mai gibt der Bundestrainer den vorläufigen WM-Kader bekannt. Christoph Kramer ist überraschend dabei, Mario Gomez nicht. Mit nur einem echten Stürmer nach Brasilien. Kann das gutgehen?
L: Los geht es ins Trainingslager!
Zur Vorbereitung auf die WM geht es nach Italien, genauer gesagt nach Südtirol. Das soll ein gutes Omen sein. Vor der WM 1990 trainierte Franz Beckenbauer mit den späteren Weltmeistern in Eppan, dieses Mal ist der DFB-Tross zu Gast im Passeiertal. Schnell ist der Bauernhof oberhalb des Trainingsplatzes ein beliebtes Ziel. Von dort lassen sich nämlich auch die geschlossenen Einheiten verfolgen. Für uns ist das natürlich streng verboten.
Ich vertreibe mir die knappe Freizeit - wie immer - mit Radfahren. Heißer Tipp: der Schweinsteg, eine Passhöhe in den Passeirer Bergen.
In Südtirol wird Gastfreundschaft groß geschrieben - das erfahren nicht nur die Spieler, sondern auch wir Journalisten. Bei einigen der Kollegen zeigt sich, dass sie nicht nur viel vom Fußball verstehen, sondern auch als Sänger eine gute Figur abgeben.
Sportlich läuft das Trainingslager leider alles andere als rund. Manuel Neuer und Philipp Lahm sind verletzt und reisen später an, Bastian Schweinsteiger absolviert fast nur Laufeinheiten, Sami Khedira ist noch nicht ganz fit und zudem mit Real Madrid beim Finale der Champions League. Lars Bender verletzt sich und verpasst die WM.
Dennoch ist die Stimmung gut. Am Medientag wirft Lukas Podolski einen Reporter in den Hotel-Pool.
Überschattet wird das Trainingslager aber von einem Autounfall bei einem Sponsoren-Termin, bei dem ein Tourist schwer verletzt wird.
T: Testlauf
Von Südtirol fliegt die Mannschaft zum Test gegen Kamerun (2:2). Ich spare mir die Reise und fahre zurück nach München, um noch ein paar Tage mit meiner Familie zu verbringen.
Zum Spiel gegen Armenien am Tag vor dem Abflug nach Brasilien bin ich aber wieder dabei. Beim 6:1-Sieg verletzt sich Marco Reus.
Für den Dortmunder platzt der Traum von der WM, für Shkodran Mustafi wird er wahr. Der Bundestrainer nominiert den Verteidiger nach, den er zuvor aussortiert hatte.
Auf dem Flug von Frankfurt nach Salvador nutze ich eine günstige Gelegenheit für ein Bild mit Selfie-König Lukas Podolski. Es sollte nicht das einzige bleiben...
M: Maß, Start nach
Die Ankunft in Brasilien lässt die Sorgen der Vorbereitung schnell vergessen. Zwar bleibt am ersten Tag der Mannschaftsbus kurz auf der Fähre zum Campo Bahia hängen, aber danach läuft es wie geschmiert. Christoph Kramer singt zum Einstand ein Lied von Ronan Keating: "You say it best, when you say nothing at all". Hätte er doch...
Sportlich läuft es super! Manuel Neuer fliegt wieder, Thomas Müller trifft wieder.
4:0 gegen Portugal! Dreimal Müller, Cristiano Ronaldo schleicht wieder einmal ohne Tor gegen Deutschland vom Platz.
Das Foto aus der Kabine mit der jubelnden deutschen Mannschaft und Angela Merkel weckt Hoffnungen auf einen weiteren Besuch der Kanzlerin zum Finale.
Jochen Stutzky, Markus Höhner verbringen den Abend nach dem Auftaktsieg in Salvador da Bahia bei einem Konzert von de Höhner zusammen mit Reiner Calmund, Bier und Caipirinha - und das Finale in Rio ist schon in den Köpfen.
E: Ernüchterung gegen Ghana
Doch die Euphorie bekommt gleich wieder einen Dämpfer. Fünf Tage später geht es in der Hitze von Fortaleza gegen Ghana.
Von der Stadt sehen wir leider nichts.
Wir stärken uns vor dem Spiel mit frisch gegrilltem Fleisch am Spieß. Miroslav Klose rettet dem DFB-Team mit seinem Jokertor das 2:2.
I: Ins Wasser gefallen
...wäre beinahe das letzte Gruppenspiel gegen die USA. In Recife regnet es wie aus Eimern, doch das Spiel findet statt.
Deutschland gewinnt durch ein Müller-Tor und zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein. Die Rückreise nach Porto Seguro verläuft nicht für alle glatt. Zusammen mit etwa 70 anderen Journalisten verpasse ich den Flieger. Aber die Nacht im deutschen Mannschaftshotel (und im Bett von Oliver Bierhoff) und ein sonniger Tag mit Hummer und Caipirinha am Strand von Recife entschädigen uns.
S: So schwer
...hatte sich wohl kaum jemand das Achtelfinale vorgestellt. In Porto Alegre ist das Wetter wie in Deutschland im November: kühl und regnerisch. Passend zum grauenhaften Spiel gegen Algerien.
Manuel Neuer rettet mit waghalsigen Ausflügen den glücklichen Sieg nach Verlängerung. "Wat woll'n se?", fragt Per Mertesacker anschließend den ZDF-Kollegen Boris Büchler, dessen Fragen dem Abwehrspieler zu kritisch erschienen: "Sollen wir wieder ausscheiden?"
Mertesacker setzt sich anschließend in die berühmt gewordene Eistonne - und spielt fortan keine Rolle mehr auf dem Platz.
In den Tagen bis zum Viertelfinale nimmt die Zahl der internationalen Journalisten im deutschen Lager deutlich zu. Ein brasilianischer Sportsender sendet sogar parallel mit zwei Reportern gleichzeitig vom Strand vor dem Campo Bahia.
T: Tricolore, Equipe
Das erste Zwischenziel ist erreicht: Wir sind in Rio! Wobei: noch nicht ganz.
Ich habe einen späteren Flug, Markus und Jochen reisen zusammen mit dem Eurosport-Kollegen Dirk Adam - der schmuggelt sich dabei sogar als Fotobomber auf die SPORT1-Homepage...
Ich posiere an der Copacabana schonmal probeweise vor dem WM-Pokal. Der ist allerdings noch aus Sand.
Im Viertelfinale gegen Frankreich zeigt die deutsche Mannschaft wieder eine überzeugende Leistung und gewinnt durch ein Tor von Mats Hummels. Das Gefühl, dass sich etwas ganz Großes anbahnt, steigt in mir auf. Maracana, wir kommen wieder!
E: Ein Spiel für die Ewigkeit
Vor dem Endspiel in Rio steht jedoch das Halbfinale gegen Brasilien in Belo Horizonte. Belo (haha!) wird es aber nur für die Deutschen, für die Gastgeber wird es ein Albtraum.
Der 7:1-Sieg gegen die Selecao hat etwas Surreales. Ich kann kaum glauben, was ich auf dem Platz sehe.
Der Bildschirm in der Mixed Zone mit dem Resulat überzeugt mich dann aber doch.
Noch einmal fliegen wir zurück nach Porto Seguro. Dieses Mal nur kurz zum Kofferpacken. Zum Abschied singen wir unserer argentinischen Gastgeberin im Toko Village noch ein Abschiedslied: "Buenos dias, Argentina!"
R: Rio - der Traum ist wahr
Wir sind zurück! Corcovado und Zuckerhut haben wir schon gesehen, jetzt erkunden wir Rio bei Nacht. Doch das ist fest in der Hand der argentinischen Fans. "Messi es mas grande que Pele - Messi ist größer als Pele" singen sie und ärgern damit die Brasilianer. Die mögen uns nun trotz des 1:7 noch ein bisschen mehr.
Der Tag des Endspiels ist da! Kurz vor dem Anpfiff verletzt sich Sami Khedira, Christoph Kramer spielt für ihn, erinnert sich aber an nichts.
Auch nicht an das Siegtor von Mario Götze. "Ausgerechnet..." ist das meistbenutzte Wort auf der Pressetribüne und in der Mixed Zone.
Die Mannschaft macht die Nacht zum Tag. Wir auch, aber leider vor dem Laptop. Doch auf dem Rückflug nach Deutschland lassen wir die Korken knallen.
Als Höhepunkt wandert der WM-Pokal durch die Reihen.
Auch davon werde ich irgendwann meinen Enkeln erzählen.