4:3 gewonnen - und dennoch ausgeschieden. Die TSG Hoffenheim hat am letzten Spieltag der Europa-League-Ligaphase ein kleines Ausrufezeichen gesetzt und mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft den RSC Anderlecht entzaubert.
Bayerns Neuer setzt Ausrufezeichen
Insgesamt 17 Spieler standen den Kraichgauern beim Duell in Brüssel nicht zur Verfügung. Mit Andrej Kramaric, Anton Stach, Pavel Kaderabek oder auch Valentin Gendrey fielen gleich vier potenzielle Stammkräfte kurzfristig aus - umso mehr Verantwortung lastete auf den Schultern der Spieler, die noch übrig blieben.

Bischof wechselt ablösefrei nach München
Einer dieser Spieler war Tom Bischof, der in der laufenden Saison seinen Durchbruch feierte und unangefochtener Stammspieler im Team von Cheftrainer Christian Ilzer ist. Bekanntermaßen läuft der 19-Jährige nicht mehr lange im Trikot der Kraichgauer auf, sein ablösefreier Wechsel im Sommer zum FC Bayern steht bereits fest.
Bis dahin will der Mittelfeldspieler, der im Alter von zehn Jahren zur TSG gekommen war, alles für seine Mannschaft geben.
Der gebürtige Aschaffenburger lenkte wie gewohnt die Geschicke im Mittelfeld und führte gemeinsam mit Dennis Geiger eine junge Mannschaft auf dem Feld an. Ein früher Rückstand brachte Hoffenheim nicht aus dem Konzept, sondern stachelte das Team zu einer Aufholjagd an.
Ein Assist, ein Tor und ein Becher
Vor allem Bischof sorgte für den folgenden Turnaround: Einen Eckball schlug der baldige Bayern-Spieler punktgenau auf den Kopf von Robin Hranac, der noch vor der Pause zum 1:1 einköpfte.
Im zweiten Durchgang war es dann Bischof höchstpersönlich, der die TSG in Führung schoss. Der 19-Jährige nahm rund 30 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball auf und ließ sich in den halblinken Raum fallen.
Von dort schoss er den Ball aus rund 17 Metern gekonnt ins lange Eck, drehte zum Jubeln ab und ließ sich auch nicht von einem gefüllten Becher aus der Fassung bringen, der ihn wenige Sekunden später an der linken Schulter traf.
Ein Auftritt, der auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus Respekt abnötigte: „Ein Spieler, der Verantwortung übernimmt, der technische Qualitäten hat, der auch den Eckball zum 1:1 geschlagen hat. Er hat vieles, was ein guter Spieler braucht“, analysierte Matthäus nach dem Spiel bei RTL Nitro.
Matthäus: „Er muss spielen, spielen und spielen“
In Hinblick auf Bischofs Wechsel zum FC Bayern äußerte der Weltmeister von 1990 einen Wunsch: „Was er weiter beibehalten muss, ist Spielpraxis. Die wird er sich bei Bayern erst erkämpfen müssen. Das ist das, was ich bei solchen Wechseln immer kritisch sehe, wenn ein Spieler mit 19 Jahren zum großen FC Bayern wechselt. Er muss spielen, spielen und spielen. Nicht nur diese Saison bei Hoffenheim, sondern bei Bayern hoffentlich dann genauso. Er ist eines der größten deutschen Talente, die wir haben.“
Das zeigte Bischof auch weiterhin, leitete die Angriffe der zwischenzeitlichen Treffer zum 3:1 und 4:1 in der Zentrale ein. „So zurückzukommen nach der ersten Halbzeit - ein Wahnsinn!“, freute sich Matthäus.
Nach 77 Minuten war Schluss für den Spieler des Spiels, im Anschluss wackelte der Auswärtssieg durch zwei weitere Gegentore nochmals. Mit Abpfiff stürmte Bischof auf den Platz und freute sich über einen versöhnlichen Abschluss der Europa-Reise.
„Wir wussten, dass viele Spieler fehlen. Wir haben es gut gemacht, am Schluss wurde es noch ein bisschen eng. Die ganzen jungen Spieler haben es sich verdient, in der Europa League gespielt zu haben. Ich freue mich für uns alle“, schilderte Bischof glücklich bei RTL Nitro. „Wir hatten jetzt drei, vier gute Spiele hintereinander. Wir werden daran anschließen.“
Am Sonntag geht es für den baldigen Münchner und die TSG zum deutschen Double-Sieger nach Leverkusen - dann höchstwahrscheinlich wieder mit Bischof in der Verantwortung.