Patrik Schick sei Dank: Die Comeback-Könige von Bayer Leverkusen haben mit viel Glück und großer Kampfkraft einen sensationellen Achtelfinal-K.o. in der Europa League abgewendet.
Bayer-Krimi: „Nicht mehr dran geglaubt“
Wie schon im Hinspiel (2:2) kam der Bundesliga-Spitzenreiter nach einem 0:2 noch zurück und gewann in der heimischen BayArena gegen den aserbaidschanischen Serienmeister Qarabag Agdam mit 3:2 (0:0) - Stürmer Schick drehte in der Nachspielzeit per Doppelpack das Spiel.
Ein Sieg mit „Herz und Leidenschaft“
Jeremie Frimpong (72.) sowie Schick (90.+3/90.+6) retteten Bayer auf der letzten Rille, Leverkusen blieb damit auch im 37. Pflichtspiel in dieser Saison ohne Niederlage - mit Ach und Krach. Abdellah Zoubir (58.) und Juninho (67.) hatten die eiskalten Gäste zuvor in Führung gebracht. In der Schlussphase agierte Qarabag nach der Notbremse von Elvin Jafarguliyev (64.) in Unterzahl.
Cheftrainer Xabi Alonso sprach nach Abpfiff bei RTL von einem Sieg „mit Herz und Leidenschaft“. Rückblickend hätte er die Mannschaft nicht anders aufgestellt, „denn immer die gleichen Spieler zu bringen ist unmöglich“, angesichts der hohen Belastung und den anstehenden Herausforderungen in der Bundesliga.
Dabei war der spanische Coach nach dem Ausgleichstreffer mit seinen Gedanken schon in der Verlängerung. „Ich habe nicht mehr daran geglaubt. In meinem Kopf war in diesem Moment: Was muss ich sagen? Was muss ich sagen? (mit Hinblick auf die Verlängerung, Anm. d. Red.). Plötzlich war es dann vorbei, es war eine spezielle Nacht hier in der BayArena.“
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus befand: „Es war mit Sicherheit nicht das beste Spiel von Bayer Leverkusen, aber eines was uns lange in Erinnerung bleiben wird. Sie wollten unbedingt gewinnen, das spricht für die Erfolgsgeschichte, die Bayer Leverkusen mit Alonso in den letzten Monaten immer wieder erlebt.“
Matthäus betont Erfolgsgeschichte unter Alonso
Matchwinner Schick war nach der Partie überaus glücklich. „Es ist natürlich emotional. Ein entscheidendes Tor in letzter Minute ist immer emotional. Wir haben heute gekämpft bis zur letzten Minute. Ich denke, das (späte Tor, Anm. d. Red.) ist kein Zufall, wenn das in dieser Saison schon vier oder fünf Mal passiert ist. Dieser Team-Sprit, den wir momentan haben, ist unglaublich. Wir müssen genauso weitermachen und ich hoffe, dass wir am Ende der Saison feiern können“, resümierte der tschechische Nationalstürmer.
Nationalspieler Robert Andrich wiederum resümierte: „Nach dem 2:2 haben wir uns gesagt: Lasst uns draufbleiben, weiter Knallgas nach vorne, um nicht in die Verlängerung zu müssen. Ich bin ziemlich sicher, wir hätten es auch dann gezogen. Aber so haben wir uns 30 Minuten gespart und konnten früher mit allen jubeln. Das war einfach nur geil.“
Leverkusens Titeltraum lebt
Nach dem Aus des SC Freiburg ist Bayer die einzig verbliebene deutsche Mannschaft im Wettbewerb, auf dem Weg ins Finale in Dublin (22. Mai) winken bei der Auslosung am Freitag in Nyon attraktive Gegner wie der FC Liverpool oder AC Mailand. Das Viertelfinale findet am 11. und 18. April statt.
Alonso korrigierte seinen „Fehler“ aus dem Hinspiel und brachte seine Leistungsträger Florian Wirtz und Granit Xhaka wieder von Beginn an, gab dafür den anderen beiden Dauerbrennern Jonathan Tah und Alejandro Grimaldo eine Pause.
Chancen dazu hatte der Winterneuzugang genug: Nach 67 Sekunden strich sein erster Kopfball über die Querlatte, nach 133 Sekunden der zweite. Bei einem Abschluss wartete er zu lange (6.), ein weiterer war zu unplatziert (8.).
Leverkusen zeigte im Vergleich zur schwachen ersten Halbzeit in Baku von Beginn an Hurra-Fußball, im Minutentakt kam das Alonso-Team zu Großchancen wie der von Piero Hincapie (9.) oder Amine Adli (10.). 7:0 lautete das Torschussverhältnis nach gerade einmal zehn Minuten.
Irres Comeback - Wahnsinns-Schlussphase
Doch in der Folge kämpften sich die Gäste immer mehr in die Begegnung - und Bayer musste einen bitteren Ausfall verkraften. Wenige Stunden nach seiner Nichtberücksichtigung für die Nationalmannschaft musste Jonas Hofmann mit Schmerzen im linken vorderen Oberschenkel vom Feld (28.), für ihn kam Exequiel Palacios.
Qarabag bewegte sich auf Augenhöhe, warf sich aufopferungsvoll in jeden Ball - und wurde belohnt: Jeremie Frimpong verlor das Kopfballduell gegen Zoubir, Pokalkeeper Matej Kovar sah auf der Linie unglücklich aus.
Alonso reagierte, brachte mit Grimaldo und Hinspiel-Held Schick Offensivpower. Frimpong gewann das Laufduell gegen Jafarguliyev, der nach VAR-Überprüfung mit der Roten Karte vom Platz musste. Juninho schockte die BayArena mit dem 0:2, Frimpong hielt die Hoffnung mit dem Anschlusstreffer am Leben.
„Nach dem 2:2 wollten wir unbedingt noch eins vor der Verlängerung machen. Die Leute müssen morgen arbeiten, wir auch. Deshalb sollen alle früh ins Bett gehen und nicht so spät im Stadion sein“, scherzte Xhaka nach dem Abpfiff.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)