Es war ein Moment, den die Fans in der Johan-Cruyff-Arena wohl so schnell nicht vergessen werden. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte hob Pierre-Emerick Aubameyang im Strafraum ab, setzte zum Fallrückzieher an - und traf traumhaft zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung.
Aubameyangs Auferstehung?
Dem ehemalige Stürmerstar von Borussia Dortmund, nun bei Olympique Marseille in Frankreich aktiv, gelang in der Europa-League-Partie bei Ajax Amsterdam eine Galavorstellung: Zu dem Highlight kamen zwei weitere Treffer hinzu - beide per Elfmeter. Der Gabuner schoss bei dem 4:3-Sieg gegen Ajax am Ende so viele Tore wie in der kompletten Vorsaison für den FC Chelsea.
Schwierige Phase für Aubameyang
Aubameyang, mittlerweile 34 Jahre alt, hat wechselhafte Jahre hinter sich, seit er dem BVB Anfang 2018 für über 60 Millionen Euro Ablöse den Rücken gekehrt hatte: Nachdem er beim FC Arsenal aufs Abstellgleis geraten war, ging er im Januar 2022 zum FC Barcelona. Bereits ein halbes Jahr später wechselte er trotz elf Treffern in 17 Partien zurück nach London.
Dort konnte er seine Form allerdings nicht konservieren. Stattdessen fand er sich immer häufiger auf der Bank oder gar der Tribüne wieder, auch weil der neue Chelsea-Besitzer Todd Boehly fleißig in neues Personal investiert hatte.
Aubameyang entschied sich zum Neustart in der französischen Ligue 1, wo er sich einst beim AS St. Etienne für den BVB empfohlen hatte. Die Rückkehr zu den Wurzeln führte nach Marseille, wo nach dem Wechsel von Alexis Sanchez zu Inter Mailand Bedarf nach einem neuen Top-Torjäger herrschte - den „Auba“ bis jetzt noch nicht konstant so gedeckt hat wie soeben in Amsterdam.
Aubameyang netzt in Europa nach Belieben
In der Liga traf der ablösefrei gekommene Aubameyang in zwölf Spielen bisher nur ein einziges Mal, am achten Spieltag beim 3:0-Triumph gegen Le Havre.
Deutlich besser läuft es für ihn hingegen auf europäischer Ebene. In der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation netzte er zweimal gegen Panathinaikos Athen, im EL-Hinspiel gegen Amsterdam überwand er den gegnerischen Keeper Jay Groter auch schon zweimal.
Diese Tore sorgten allerdings noch nicht dafür, dass die heimischen Fans in Jubelstürme ausbrachen. Viel mehr wurde er zuletzt sogar von den eigenen Anhängern ausgepfiffen. „Wir alle erwarten mehr von ihm und da kommt bisher deutlich zu wenig“, sagte Ex-Marseille-Abwehrchef Alain Roche jüngst bei SPORT1.
Gelingt Aubameyang nun der Durchbruch in Marseille?
So dürfte sein Jubel nach diesem fantastischen Tor auch ein Reaktion auf die Kritik gewesen sein. Statt ausgiebig zu feiern, wie man es sonst von ihm gewohnt ist, blieb er verhalten und schaute ziemlich grimmig drein.
Aubameyangs schlechte Laune könnte auch damit zu tun haben, dass er unter Trainer Gennaro Gattuso zuletzt nicht mehr selbstverständlich gesetzt war und in der Liga zweimal nur als Joker von der Bank gekommen war.
Es liegt nun an Aubameyang, die Leistung von Amsterdam zu bestätigen - und wieder zu dem Faktor zu werden, den Marseille sich erhofft hatte.