Am vergangenen Samstag bahnte sich wenige Minuten vor Anpfiff der Partie bei der TSG Hoffenheim an, dass Jens Grahl wohl gefordert sein würde.
Jens wer? Frankfurts Überraschungsmann
Kevin Trapp, Star-Torhüter von Eintracht Frankfurt, kam von der Nationalmannschaftsreise in die USA mit Rückenproblemen zurück. Der Plan, mit ihm zwischen den Pfosten zu starten, ließ sich nicht aufrechterhalten.
Grahl rückt ins Tor - und assistiert sofort
Plötzlich stand also Grahl gegen seinen ehemaligen Klub, bei dem er insgesamt sechs Bundesliga-Jahre mit zwölf Einsätzen verbrachte, im Tor. Es war sein zweites Spiel für die Hessen, bei denen der 35-Jährige seine dritte Saison absolviert. Zwischenzeitlich saß er noch drei Jahre beim VfB Stuttgart auf der Bank, spielte keine Minute.
Und was macht dann dieser Grahl? Er schüttelte den frühen Gegentreffer ab und bereitete den Ausgleich spektakulär vor, ebnete so den Weg zum Sieg. „Mehr Gefühlschaos als an diesem Tag geht gar nicht mehr“, sagte Grahl vor seinem Debüt in der Conference League gegen HJK Helsinki am Donnerstagabend (21 Uhr im LIVETICKER). Er wird den rotgesperrten Trapp erneut vertreten.
Toppmöller lobt Trapp-Vertreter
Nervös wird deshalb niemand bei der Eintracht. Grahl ist in der Mainmetropole sehr beliebt. Die Kollegen vertrauen ihm und die Fans mögen ihn. Er gibt in jeder Trainingseinheit alles, hat für Neuzugänge ein offenes Ohr, Kollegialität steht bei ihm an oberster Stelle. Trainer Dino Toppmöller fand nur lobende Worte für seine Nummer zwei: „Jens hat immer Bereitschaft gezeigt und den Einsatz verdient. Er pusht nicht nur seine Torwartkollegen, sondern ist auch ein wichtiger Faktor in der Kabine.“
Als Trapp vor dem Start der Bundesligasaison von SPORT1 auf Grahl angesprochen wurde, geriet er ins Schwärmen: „Ich muss die Worte suchen, um ihn zu beschreiben. Er ist ein absoluter Teamplayer. Das habe ich in dieser Art und Weise selten gesehen.“
„Dann macht das was mit einem“: Trapp schwärmt von Grahl
Der Nationaltorhüter fügte eine Anekdote aus dem Pokalspiel in Leipzig an: „Wenn mir nach der Partie jemand erzählt, dass Jens nach meiner Parade der erste war, der aufgesprungen ist, dann macht das was mit einem. Es beschreibt ihn gut als Mensch.“ Auch als Torhüter habe er „eine ganz hohe Klasse“, er halte das Niveau im Training hoch. Und Trapp prophezeite damals: „Wenn er ins Tor müsste, dann können wir uns auf ihn verlassen.“
Dieser Ernstfall ist inzwischen eingetreten. Für Grahl ist es dabei nicht nur der Einstand auf internationaler Bühne. Erstmals in seiner Zeit in Frankfurt darf er vor den heimischen Fans das Eintracht-Gehäuse hüten - und das vor möglicherweise 57.000 Zuschauern. Die Vorfreude ist ihm anzumerken: „Es wird einen geilen Support geben. Ich freue mich, vor der Kurve zu stehen und hoffe, dass wir eine Riesenfete nach dem Spiel haben können.“
Dann zuckte er kurz zusammen, schaute zu seinem Trainer Dino Toppmöller und fügte schmunzelnd an: „Aber nur kurz, am Sonntag ist dann gegen Borussia Dortmund das nächste Spiel.“